Hallo Leute!

Da ich selbst an der alten Rötelbergranch-Seite nicht wenig mitgearbeitet hatte und ich der Meinung bin, dass durchaus auch heute noch interessante Beiträge dort zu finden waren, habe ich versucht, die Reitberichte, sowie die fachlichen Beiträge zu restaurieren und wieder zugänglich zu machen. 

Und nein, die Photos habe ich auf Grund der aktuellen gesetzlichen Lage nur zum Teil verwenden können und die reinen Bildergalerien sind komplett rausgefallen. Wer sich für Eindrücke von der Equirando 2008 (Pay de la Loire) und Equirando 2010 (Vizille) interessiert, sollte Dietmar fragen, davon gibt es je eine DVD. 

Die alte Rötelbergranch-Seite musste ich leider wegen Hacker-Angriffen offline nehmen. Nicht, dass sie gehackt worden wäre, aber das CMS (content managing system) war derart veraltet, dass man schon die Bartwickelmaschine im Keller rattern hören konnte.

Anders gesagt: Mein Hosting-Provider hat sich geweigert, einen derart veralteten Website-Code weiter zu hosten. Also nahm ich die alte Website vom Netz.

Grüße Wicky

Wicky_Alpe-Adria-Istria

 

Wanderritt zum Kastlhof (nähe Riedenburg)

Datum:  25.-26.09.2010

Streckenlänge:  2x 30 Km

Teilnehmer: Christine mit Fiona, Nathalie mit Giardino, Marie mit Nikolas, Lisa mit Plainsman und Gerda mit Vittoria

Recht spontan fand Ende September dieses Jahres noch ein zweitägiger Wanderritt zum Kastlhof statt. Samstag, in aller Herrgottsfrühe und umschlossen von dicken Nebelschwaden, bereiteten wir wie unter einer großen Glocke, die uns vom Rest der Welt trennte, unsere Pferde für den Tag vor. Das Gepäck verstauten wir teils in den Sattelpacktaschen, für den Rest hatten wir einen Gepäckservice zum Kastlhof und auch wieder zurück engagiert (danke Mama J ). Gut ausgerüstet starteten wir also von der Rötelbergranch aus Richtung Sandharlanden. Der Nebel legte sich und so ging es unter purem Sonnenschein weiter über Feld- und Waldwege, bis wir unserem Zwischenziel – der Fähre in Eining – immer näher kamen. Dort machten wir eine kleine Rast mit Wurstsalat und Bratwurstsemmel, die Pferde dösten derweil um einen Baum gebunden im Schatten. Dann ein kleines Abenteuer: der Fährübergang…aber unsere Pferde sind und bleiben einfach verlässlich, alle gingen brav auf die wacklige Fähre und blieben einwandfrei stehen bis wir heil am anderen Ufer des Kanals angekommen sind. Dort ging es dann gleich weiter durch den Hienheimer Forst über den Limes, am Gut Schwaben vorbei ging es daraufhin bergab Richtung Kanal. Dort waren wir kurz vor dem Ziel, es ging nur noch ein paar Kilometer kanalaufwärts, über die Brücke, dann wieder ein paar Kilometer kanalabwärts…und schon ritten wir gegen 18 Uhr in den Kastlhof ein, dort durften unsere Pferde auf eine große Weide, bekamen Wasser und Heu und durften sich dann den Rest des Abends mit ihren „Zimmergenossen“ – zwei kleinen Schafen – beschäftigen. Letztere hatten jedenfalls keine ruhige Nacht… Wir bezogen auch unsere Zimmer und genehmigten uns ein leckeres Abendessen in der Wirtschaft des Kastlhof. 
Am nächsten Morgen schlüpften wir zeitig aus unseren Betten, um nach einem ausgiebigen Frühstück unsere Pferde startklar zu machen. Und so packten wir den Heimweg an. Heute ritten wir zuerst kanalabwärts Richtung Essing, dann wieder ein Stück durch den Hienheimer Forst, um nach Stausacker bei Weltenburg mit der Fähre auf die andere Seite überzusetzen. In Weltenburg machten wir im Biergarten eine Mittagspause, die Pferde ruhten an einen Baum gebunden im schattigen Gelände neben dem Fußballplatz. Und schon begannen wir die letzte Etappe, durch das Hopfenbachtal über idyllische Waldwege durch Thaldorf und Teuerting wieder nach Schambach. Wir hatten alle ein wunderschönes Wochenende, eitel Sonnenschein und wiedermal topverlässliche, vierbeinige Wanderreitpartner!

Equirando 2010, Vizille

Hinweis: Von dieser Reise gibt es ein wunderbares einstündiges DVD-Video. Wenn man Dietmar freundlich fragt, könnte ich mir vorstellen, dass man eine Kopie davon bekommt.

Reiten im Radler- und Wintersportgebiet – Herausforderung pur!
Dieses Jahr eroberten wir die französischen Alpen

Im Juli 2010 war es wieder soweit: das alle 2 Jahre stattfindende Equirando wurde kürzlich in Vizille, Nähe Grenoble ausgetragen. Vier Reiter unserer Rötelbergranch, Christine, Angie und ihre 9-Jährige Tochter Sophie und Nathalie waren mit von der Partie. Wir legten in 5 Reittagen, die uns durch die französischen Alpen führte, rund 100 km und 2500 Höhenmeter zurück. In Vizille feierten wir dann drei Tage mit 800 anderen Reitern und deren Begleitern aus Belgien, Italien, der Schweiz und natürlich Frankreich. Höhepunkt der Reitsportveranstaltung ist traditionell der Umzug durch die Feststadt. Wir und unsere Betreuer vertraten Bayern neben sechs anderen deutschen Reitern stolz mit der Landesfahne in Dirndl und Lederhose. 

2008 fand das Equirando in Châteaubriant, Departement Pays de la Loire, in der Nähe des Atlantiks statt. Ganz im Gegensatz zum relativ flachen Gelände dort, warteten auf uns in den französischen Alpen ganz andere Herausforderungen. Pässe, Schluchten, steile Bergpfade oft mit steinigem, losem Untergrund mussten gemeistert werden. Außerdem gibt es in dem, zu den am dünnsten besiedelten Regionen Frankreichs gehörendem Gebiet kaum Schutzhütten, geschweige denn bewirtschaftete Unterkünfte für den Notfall. Auch Wasser bzw. Tränkstellen für die Pferde findet man nur selten. Die Teilnahme am Equirando und der geforderte 100 km Ritt benötigen im Vorfeld eine akribische Planung. Strecken mit Höhenprofilen, Wanderreitstationen bzw. Unterkünfte, Ausrüstung, Begleiter, Impfungen für die Pferde, wer sich um die zu Hause gebliebenen Vierbeiner kümmert, alles muss genau abgestimmt sein, damit so ein anspruchsvoller Ritt überhaupt durchgeführt werden kann. Nicht zuletzt musste für jeden Reiter das passende Pferd gefunden und zusammen entsprechend trainiert werden. Deshalb haben wir mit den ersten Planungen bereits im November 2009 angefangen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch sechs Reiter für die Frankreichreise vorgesehen: neben Christine und Dietmar mit Plainsman und Csaba (zwei 9 und 12jährige Traberwallache) waren noch Marina mit Fedora (13jähriger Traberstute), die 9jährige Sophie mit Vittoria (9jähriger Bardigiano-Stute), ihre Mutter Angie mit Giardino (11jähriger Traberwallach) sowie Nathalie mit Nicolas (17jähriger Traberwallach) im Team vorgesehen. Letztlich musste Dietmar leider aus dringenden beruflichen Gründen zu Hause bleiben. Auch bei Marina kam kurz vor Abreise noch ein Krankheitsfall in der Familie dazwischen. Ebenso kurzfristig mussten ausgerechnet die Equirando-erfahrenen Betreuer Monika und Rainer absagen; krankheitsbedingt mussten auch sie die Segel streichen. Als Betreuer blieben nur noch unser Augsburger Freund Wolfi, Angies Mann Bernd mit der kleinen Carolin, sowie Nathalies Mutter und ihre Tante. Von all diesen Umständen ließen wir verbliebenen Reiter uns aber nicht beirren und starteten Ende Juli in das 10 Tage dauernde Abenteuer französische Alpen. Unsere Sabine kümmerte sich während dieser Zeit liebevoll und zuverlässig um die zu Hause gebliebenen Vierbeiner. 

Als Ziel- bzw. Reitgebiet hatten wir uns den Vercors ausgesucht. 
Der Vercors ist ein durch tiefe Täler begrenzter Gebirgsstock im äußersten Westen der französischen Alpen. Er hat eine Ausdehnung von etwa 30 mal 40 Kilometer und mehrere Zweitausender (Gipfelhöhen bis zu 2350 m). Da er an allen Seiten schroff ansteigt, konnte er erst im 20. Jahrhundert für den Straßenverkehr zugänglich gemacht werden. Aufgrund der eingeschränkten Nutzbarkeit befindet sich im Vercors das mit 170 Quadratkilometern größte Naturschutzgebiet Frankreichs, die Réserve naturelle des Hauts plateaux du Vercors mit Hochwiesen, Kalkplateaus und Steilhängen. Das Naturschutzgebiet ist größtenteils ohne Wege, außerdem gibt es keine festen, dauerhaften Gebäude in diesem Gebiet, so dass es Besuchern nur schwer erschließbar ist. So wird der Tourismus aus dem Naturschutzgebiet weitgehend herausgehalten und spielt sich im übrigen Massiv ab. 

In diesem Karstgebirge herrscht ständig Wasserknappheit, es gibt nur wenige Wasserstellen an denen Mensch und Tier unterwegs ihren Durst löschen können.

Im Zweiten Weltkrieg war der Vercors ein wichtiges Zentrum der Résistance, als Rückzugs-, Ausbildungs-, Lazarett- und Versorgungsgebiet
Der nördliche Teil des Vercors-Gebirge war während der Olympischen Winterspiele 1968 Austragungsort zahlreicher sportlicher Wettbewerbe. Zu diesem Zweck wurden die Zufahrtsstraßen ausgebaut und neue Sportanlagen wie Skisprungschanzen und Rodelbahn errichtet.

Ca. 1 Woche bevor wir dieses Gebiet eroberten, arbeiteten sich die Radrennfahrer der Tour de France durch dieses Gebiet. Während ihrer Tour durch den Vercors trafen wir unterwegs auch immer wieder auf Rennfahrer und Mountainbiker.

Am frühen Morgen des 17. Juli starteten wir mit unseren 4 Pferden die Anfahrt ins Abenteuer französischen Alpen. Ein Teil war bereits aufgebrochen und man traf sich an der ersten Zwischenstation im Elsass zum Frühstück und zu einer kleinen Rast. Am Sonntag ging es dann gemeinschaftlich weiter bis zur ersten Reitetappe im Vercors. Nach insgesamt zweimal 8 Stunden Fahrt kamen Reiter, Begleiter, sowie Pferde gut in der, auf 900 Höhenmeter liegenden Unterkunft „Les Fauries“ (Nähe Ortschaft Le Faz), einem renovierten Bauernhaus mit Gästezimmern und Bewirtung an. Der Empfang war herzlich – die Dame des Hauses sprach sogar hervorragend Deutsch -, die Pferde konnten sich auf der Weide von der langen Fahrt erholen und auch wir Zweibeiner fanden nach einem regionalen Abendessen, bestehend aus Gemüseterrine, Lamm in Zitronensoße mit Gratin dauphinois, Fromage blanc und selbst gemachtem Orangenwein, ein weiches Bett vor.  
Die Erholung von der anstrengenden Anreise war auch dringend nötig, da am nächsten Tag bereits ca. 15 km auf unbekanntem Terrain zurückzulegen waren. Nach einem typisch französischen Frühstück wurden die Pferde vorbereitet, um den ersten Ritt anzugehen. Beeindruckend waren sogleich die breiten, übersichtlichen Feldwege über weite Bergweiden mit spektakulären Ausblicken ins Tal und auf den, dem Département namensgebenden Fluss Isère, wie auch schmale und steinige Waldpfade, die uns bergauf oder bergab führten. Die Navigation mit GPS verlief problemlos, einerseits durch die Vorarbeit zu Hause, andererseits auch durch die sehr gute Beschilderung vor Ort. Sophie lernte erste Hindernisse beim Wanderreiten kennen, wie zwei sehr schmale Gatter, durch die wir unsere Pferde über eine Kuhweide führen und dabei sogar die Packtaschen vom Sattel abnehmen mussten, um durchzupassen. Nach etwa 5 Stunden kamen wir in der kleinen Ortschaft Malleval bzw. an der zweiten Unterkunft, einer Auberge mit Unterbringung im Gemeinschaftsschlafsaal an. Nachdem die Pferde versorgt waren, gab es dann am Abend auch für uns Reiter und unsere Crew eine kleine Stärkung und wir schlossen Bekanntschaft mit anderen Wanderreitern, die ebenfalls nach Vizille unterwegs waren. 
Der zweite Reittag brachte mit etwa 26 km und 1300 Hm die längste und reiterlich anspruchsvollste Strecke. Wir nahmen sie mit gebührendem Respekt und entsprechender Vorsicht in Angriff. Ein erster steiler und schwieriger Anstieg zum „Col de Neurre“ auf über 1200 Meter wurde nötig, da uns von der ursprünglich geplanten Strecke durch den „Canyon des Ecouges“ und den zugehörigen Tunnel abgeraten wurde. Dieser Tunnel wurde erst vor einigen Jahren gebaut, da die ursprüngliche Straße durch Steinschlag verschüttet und nicht mehr befahrbar gemacht wurde. Schon zu Hause war uns bekannt, dass der Tunnel im Winter mit Geröll verschüttet worden war. Es wurde aber auf Nachfrage beim GTV (ähnlich Alpenverein) versichert, dass dies bis zum Sommer behoben sei. Erst vor Ort erfuhren wir dann, dass der Tunnel nur einspurig angelegt, aber beidseitig befahren und zudem schlecht beleuchtet und relativ lang ist. Dies erschien zu gefährlich und so wich man über den „Col de Neurre“ aus. Aber auch hier war Durchhaltevermögen gefragt. Da der geröllige, steile Pfad sehr schmal und am Abgrund entlang verlief, führten wir unsere Pferde den größten Teil des Anstiegs (für die 9jährige Sophie war dieser Streckenabschnitt zu schwierig, sie wurde zuvor bei den Betreuern abgeliefert und stieß später wieder zu uns Reitern). Die Schwierigkeit bestand darin, mit den Pferden Schritt zu halten. Diese benötigen einigen Schwung um rauf zu kommen, man versucht einfach irgendwie dran zu bleiben, auch wenn die Muskeln brennen wie Feuer. Alles verlief gut und nach einer kurzen Verschnaufpause setzten wir unseren Ritt in Richtung des zweiten Anstiegs fort, dem „Pas de Pierre Taillée“, der auf über 1600 Höhenmeter hinaufführte. Laut Topo-guide mussten am steilsten Stück 200 Hm auf 1000 m überwunden werden – von einer gleichmäßigen Steigung von 20% konnte hierbei allerdings nicht ausgegangen werden. Bei einem Bauernhaus mit Tränke für die Pferde wurde eine kleine Rast eingelegt. Dort trafen wir auf eine kleine Wandergruppe, die gerade den Pass hinter sich gebracht hatte. In einer kurzen Unterhaltung erfuhren wir, dass ein Hinweisschild stark vom überqueren des Passes zu Pferd abrät. Außerdem beschrieben die Wanderer den Weg als sehr schmal, äußerst steil mit Spalten im Boden (als Begrenzung für die freilaufenden Kühe) und ohne Seitenabsicherung. Nach gemeinschaftlicher Beratschlagung beschlossen wir also umzukehren, den gefährlichen Pass nicht zu beschreiten und uns lieber von unseren Betreuern an einem weiter unten gelegenen Parkplatz (am Col de Romeyer) mit den Pferdehängern abholen zu lassen. Falscher Stolz ist in solchen Situationen vollkommen fehl am Platz. Man muss die Situation objektiv abschätzen, im Notfall einen Plan B parat haben und immer die sicherere Alternative wählen, vor allem wenn man in den Bergen unterwegs ist. In der dritten Unterkunft „Refuge de Gève“ (in der Nähe der Biathlonstation und weit ab von der nächsten Ortschaft) angekommen, trafen wir auch die französischen Wanderreiter des Vortags wieder. Diese erzählten von ihrem Ritt: eine kleine Gruppe ließ ihre Pferde alleine den „Pas de Pierre Taillée“ hinaufklettern. Oben fing dann ein Teil der Reiter diese wieder ein. Ein Anderer überquerte reitend und alleine den „Pas de Pierre Taillée“ und bestätigte, dass dies nur machbar wäre, wenn man bereits länger in den Bergen unterwegs sei und sich die Pferde an die anspruchsvollen Anstiege auf den Geröllpfaden gewöhnt hätten. Alles andere sei grob fahrlässig und gefährlich. Die anderen beiden Reiter dieser Gruppe beschritten vorsichtshalber einen leichter eingeschätzten Pass, der in unregelmäßigen Gesteinstreppen über den Berg führte. Trotz aller Vorsicht stürzte eines ihrer Pferde und verletzte sich an den Vorderbeinen, so dass die beiden Reiter 20 Minuten in der Steillage stehen und ausruhen mussten, bis die Stute sich beruhigte und wieder zu Kräften kam. 
Ein solches Ereignis beweist, dass man in den Bergen nichts auf die leichte Schulter nehmen darf und lieber einen Schritt zurückgeht, als einen zu weit. Nach diesen Grenzerfahrungen beratschlagten wir uns nach einem schmackhaften Abendessen – Salatplatte mit allerlei Kräutern, Schweineschulter in Heu gegart und Heidelbeertarte – mit Hilfe des Herbergsvaters über die nächste Etappe und ließen uns den Wegverlauf genau erklären, um möglichen Überraschungen vorzubeugen. 
Nach dem eher einsamen und schwierigen Gelände der 2. Etappe stand so die ca. 24 km lange, 3. Wegstrecke bereits unter einem guten Stern und verlief auch einwandfrei. Die erste Hälfte ging auf breiten Langlaufloipen bergauf und bergab. Dort begegnete man an Sesselliften vorbei auch vielen Mountainbikern, Wanderern und sogar einer von einem Packesel begleiteten Familie. Im zweiten Streckenabschnitt, oben am Pas de Tracollet (über 1600 m) trafen wir eine große Gruppe von etwa 20 Wanderreitern aus der Schweiz, die bereits seit 8 Tagen unterwegs waren und sich ebenfalls auf dem Weg nach Vizille befanden. Weiter ging es ein kleines Wegstück zusammen durch Kuhweiden, auf einem schmalen Pfad durch ein von Stacheldraht umgebenem Gatter den Berg hinauf. Im weiteren Verlauf führte die Strecke in Serpentinen auf steinigen Waldwegen bergab, durch die Bergstadt Lans-en-Vercors bis in die nächste Unterkunft, einem Bauernhof mit Geflügelzucht, Streichelzoo, Spielplatz, Minigolf und Pool. Von dort aus war für den Folgetag ein etwa 20 km langer Rundritt in dem Gelände um die Station herum geplant, da wir zwei Nächte auf dem idyllischen Bauernhof untergebracht waren.

Für unsere Begleiter bestand an diesem Tag die Möglichkeit, die „Grottes de Choranches“, die größte unterirdische Tropfsteinhöhle des Vercors, zu besichtigen. In dieser findet man bis zu 15 Meter hohe Säle, Versteinerungen und Tropfsteingebilde. Die Höhle beherbergt einen unterirdischen See von etwa 50 Meter Länge und bis zu 8 Metern Tiefe.
Am Freitag war es dann soweit: Mit Fahrzeugen und Pferdehängern verließen wir das Massiv des Vercors. So umgingen wir die grauen und zum reiten wenig reizvollen Teerstraßen der Grenobler Vorstädte, um danach die letzten 15 km nach Vizille per Pferd anzupacken. Dort ging es auf Feldwegen zwischen Maisfeldern und Wäldern entlang bis nach Vizille. Vor der Stadt durchquerten wir einen, in den Fels geschlagenen Tunnel, um ins Stadtzentrum, dem großen Treffpunkt zu gelangen. Durch eine große Menschentraube und ein großes rotes Tor ging es dann hindurch zum Schloss zur Tierarztkontrolle. Schon viele weitere Gruppen aus unterschiedlichen Ländern und französischen Regionen warteten dort mit ihren Pferden auf den Gesundheitscheck. Die Rötelberger Pferde wurden anhand des Pferdepasses identifiziert, ihre Impfungen und ihr Gesundheitszustand kontrolliert und anschließend von den Tierärzten mit grünen Bändern um die Fesseln als zugelassen markiert. Ein Vertreter der Equipe durfte am Empfang die Essens- und Veranstaltungsmarken, sowie Gutscheine für Heu und Stroh, Trinkbecher und einen Geschenkbon abholen und dann ging es endlich aufs Festgelände, welches rund um das Schloss von Vizille aufgebaut war. Freiwillige Helfer, die den ganzen Tag auf ihren Fahrrädern unterwegs und durch ihre grünen Helfer-T-Shirts gut erkennbar waren, wiesen die Equirandoteilnehmer ein und begleiteten auch uns zu den reservierten Plätzen für die Pferde. Nach der Versorgung der Pferde mit Heu und Wasser konnten Geschenke für die Teilnehmer des Equirando abgeholt werden. Es gab für jedes Pferd einen Eimer, Becherhalter für die Reiter und Begleiter, Plaketten mit dem Logo des Equirandos, Programmhefte, Schlüsselbänder des französischen Nationalgestüts, eine Menge Walnüsse, für die diese Region bekannt ist und sogar ein paar Miniaturfläschchen mit Likör aus der „Chartreuse-Kellerei“. Nach einem umfangreichen Abendessen im Festzelt, mitten unter den anderen Teilnehmern, schlugen auch wir mit unseren Betreuern unser Lager auf. Eine Reiterin musste zur Aufsicht 2 Nächte direkt neben unseren Vierbeinern im Zelt aushalten. Es war nicht besonders bequem und wegen der Vorführungen und den vielen wiehernden Pferden auch ziemlich lange noch recht laut, aber der Rest der Mannschaft konnte sein Quartier auf dem etwa 5 Minuten entfernten Parkplatz des Equirandos mit Zelt, Bus und Wohnmobil aufschlagen.

Samstagvormittag wurden alle Equipes nochmal offiziell begrüßt. In diesem Rahmen überreichten wir Kelheimer die mitgebrachten Gastgeschenke. Neben Prospekten aus dem Landkreis Kelheim, Lebkuchenherzen und anderen Mitbringseln aus Bayern übergaben wir auch die Bierkrüge, die wir für diesen Anlass auf Anfrage vom Kelheimer Landrat erhalten hatten.
Um 14:30 Uhr stand dann der traditionelle und von allen Reitern mit großer Spannung erwartete Defilé (Umzug) durch Vizille auf dem Programm. Dieses Mal stand der Umzug unter dem Motto „Französische Revolution“ für die einheimischen und unter „Tracht“ für die ausländischen Reiter. Wir putzen unsere Pferde auf Hochglanz, schlüpften in Dirndl und Lederhose, hängten uns bunte Lebkuchenherzen um, schmückten den Bollerwagen für die kleinste Begleiterin Carolin (1 ¾ Jahre) mit weiß blauen Fähnchen, nahmen die Bayernfahne unter den Arm und machten uns auf den Weg zur Aufstellung. Wie immer führten die ausländischen Reiter in alphabethischer Reihenfolge den Umzug an. Danach folgten die Franzosen entsprechend ihrer Departements. Im Gegensatz zur Aufstellung in Châteaubriant, war diese wesentlich besser organisiert. Helfer mit Schildern wiesen auf einer großen Wiese die Reiter an den richtigen Platz. So entstand kein Durcheinander und alles klappte wie am Schnürchen. Pünktlich startete der Zug mit prächtig kostümierten Reitern und schön geschmückten Pferden und Kutschen. Man fühlte sich wirklich in die Zeit der französischen Revolution zurück versetzt. Zumal ganz Vizille schon seit Mittwoch dieses geschichtliche Ereignis mit entsprechenden Vorführungen und Ständen in der Stadt feierte. Überall liefen Uniformierte, herrschaftlich gekleidete Edelleute u. Frauen in Ball- und Bauernkleidern herum. Während des Umzugs wurde nochmals jedes Team unter großem Applaus vorgestellt. Es war eine fröhliche, ausgelassene Atmosphäre. Unsere Pferde haben auch hier gut mitgemacht und sich weder von dem lauten Getrommel, der Musik, den vielen klatschenden Zuschauern oder den wehenden Fahnen aus der Ruhe bringen lassen.
Nach dem Umzug stand schon das nächste Ereignis auf dem Programm: die Vorführung des französischen Reitstars Jean Marc Imbert, der sein Publikum mit unglaublichen Reitkünsten begeisterte. Ohne Sattel und Zaumzeug, also mit völlig freien Pferden zeigte er seine Darbietungen. Unter tosendem Applaus führte er ebenfalls mit freien Pferden die ungarische Post im Galopp vor, ein Kunststück das man nicht alle Tage zu sehen bekommt.
Aber auch das war nicht das letzte was wir an diesem Tag erlebten. Abends wurden wir mit dem traditionellen Galadiner königlich bewirtet; es gab regionale Spezialitäten wie Pastete und Gratin du Dauphinois mit Putenbrust, Käse und Walnußtörtchen, daneben Wein, viel Stimmung im Festzelt mit Gesang und Tanz auf den Bänken. Das Sportkomittee stellte alle Equipes nochmals vor und ehrte diverse Reiter und Kutschfahrer, so u.a. den mit 87 Jahren ältesten Teilnehmer M. Paul Pèrier, den 5jährigen und damit jüngsten Teilnehmer Léon Dagot, Francois Leveillé, der mit seinen beiden Pferden 1800 km u.a. durch die Pyrenäen hinter sich brachte und die mit 1000 zurückgelegten Kilometern längste Kutschfahrt von der Normandie zum Equirando. Zu guter Letzt gab es noch ein prunkvolles Open-Air Theaterstück mit Pferden zur französischen Revolution.
Kaum erholt von diesem erlebnisreichen Tag brachen wir am Sonntagvormittag zur, vom Sportkomittee organisierten Zugfahrt Chemin de Fer de La Mure mit spektakulären Ausblicken auf die Schluchten des Drac und den Stausee auf. Die Chemin de Fer de La Mure ist eine elektrisch betriebene Eisenbahnstrecke südlich von Grenoble. Heute wird die Linie als Museumsbahn betrieben. Die Strecke ist insgesamt 30 km lang, führt durch eine felsige Gebirgslandschaft und arbeitet sich mit Hilfe von 143 Brücken und Tunnels vom niedrig gelegenen Tal des Drac auf eine Hochebene hinauf. Die Bahn wurde in den Jahren 1882 bis 1886 erbaut, was enorme Anstrengungen erforderte. Sogar die französische Armee musste eingeschaltet werden, um mit Hilfe von Granaten eine Trasse in die teils senkrechten Felswände der Schluchten des Drac zu sprengen. Heutzutage ziehen die Elektrolokomotiven ihre Passagierzüge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h in eine andere Epoche, während sie eine phantastische Landschaft durchqueren.
Sonntagnachmittag gab es noch diverse Wettbewerbe für Pferd und Reiter, die wir Rötelberger aber zugunsten kultureller Angebote, wie dem Museum zur französischen Revolution im Schloss von Vizille, ausließen. Am Abend verabschiedete sich das Sportkomittee mit einem weiteren opulenten Essen von allen Teilnehmern, verriet den nächsten Austragungsort des Equirandos 2012 (Poitiers im Département Vienne, Region Poitou-Charentes) und wünschte allen eine gute Heimreise.
Mit vielen schönen Eindrücken und der Überzeugung in 2012 wieder mit dabei zu sein, machte sich unser Team wehmütig auf den Weg nach Hause.
Unsere Pferde haben bewiesen, dass auf sie absolut Verlass ist. Es hat alles gut geklappt, es war sehr anstrengend, aber ein außergewöhnliches und schönes Erlebnis. Und: „nach dem Equirando ist auch wieder vor dem Equirando!

Ist das ein Zirkus?!

„Vorwürfe der Tierquälerei gegen Zirkus Krone“ hieß ein Artikel in unserer Mittelbayerischen Zeitung vom 22.12.2008. Besonders Elefanten und Pferde sollen betroffen (gewesen) sein. Die Elefanten mussten schwere Fußketten tragen und waren / sind wie die Pferde auf zu engem Raum untergebracht bzw. hatten / haben zu wenig Auslauf. Ob’s Zufall war, dass diese Ereignisse gerade kurz vor Weihnachten bekannt wurden…..?
Der Artikel erinnerte mich an einen Zirkusbesuch, den ich vor einiger Zeit mit meiner kleinen Tochter machte. Sie sollte auch mal die Zirkusluft kennen lernen. Besonders freute sie sich auf den Clown und als junge Rötelbergerin natürlich auf die Pferde. Da auch ich seit Jahren nicht mehr im Zirkus war, war ich sehr gespannt auf das Programm. Über dieses, speziell die Pferdenummern muss wirklich berichtet werden:

Vier Friesen eröffneten die Vorstellung. Mit geblähten Nüstern, angelegten Ohren, eingerollten Hälsen, speichelnd auf Teufel komm raus und nicht zu vergessen den wunderschön rot-gelb geschmückten Ausbindern boten sie den Zuschauern ein wirklich erhabenes Bild. Auf wundersame Weise fanden die Vier ihre Wege durch die Manege. Das war ganz eindeutig das eigentliche Kunststück: Nix sehen und trotzdem Figuren vorführen. Selbst unter verschärften Bedingungen, nämlich laufendem Peitschengeknalle des „Pferdedompteurs“, ließen sich die Schwarzen nicht durcheinander bringen. Tolle Leistung! Am Ende ihrer Lektionen verließen die Friesen dann genauso entspannt wie bei ihrem Einmarsch und sichtlich ohne Stress die Manege um bestimmt ungeduldig auf den nächsten Auftritt in der Abendvorstellung zu warten. 

Und stellt Euch vor, es kam sogar noch besser: Ein Schimmelchen mit steil aufgestelltem Schweif, weit aufgerissenen Augen und ebenfalls geblähten Nüstern (damit es die Zuschauer besser sehen und riechen kann, bestimmt) kam in die Manege galoppiert. Auch bei dieser Nummer besonders wichtig das Peitschen- geknalle seines „Herrchens“. Das Schimmelchen zog seine Kreise in der Arena, senkte seine Nase bis zum Boden, kaute und leckte, dass es eine wahre Pracht war und erdreistete sich doch tatsächlich, innen in den Kreis in Richtung Herrchen zu kommen. Mit noch mehr Peitschengeknalle wurde es prompt wieder auf seinen Platz nach außen verwiesen. Sein Herrchen ist schon ein wahrer Kenner des Join-Up! Ja, das ist er! Schließlich arbeitet dieser doch täglich mit Pferden. Da muss es sich doch um einen Experten handeln, oder? Und weil er sich beim Join-Up und Ausdrucksverhalten der Pferde so gut auskennt, brachte er das Schimmelchen mit weiterem Peitschengeknalle zum steigen. Ah, endlich hat’s das Pferdchen verstanden! 

Sehr schön und beeindruckend das alles!

In der Pause kamen auch wir an der Tiershow nicht vorbei. Die Pferdeartisten waren in richtig gemütlichen Heimen untergebracht. Und diese waren auch sichtlich mit ihren Behausungen zufrieden. Die Friesen nannten jeweils eine kleine kuschelige Box ihr eigen. Immer noch Ohren anliegend und ihrem Boxennachbarn teils Zähne zeigend (sind also wirklich gut aufgelegt, die lachen ja sogar) genossen sie augenfällig ihre Pause bis zum nächsten Auftritt. Das Schimmelchen wohnte in einer kleinen Boxen-WG mit einem zweiten Weißen. Die spielten wohl gerade fangen. Sieger war das Schimmelchen – es hatte den Weißen schon ein paar Mal mit den Zähnen erwischt. Ja und dann waren da noch vier Shetties und ein größeres braunes Pony. Das Braune war wohl nicht besonders klug; warum hätte man es sonst in der Box direkt vorm Heuhaufen anbinden müssen???

Der absolute Renner aber war das Kinderreiten nach der Zirkusvorstellung. Das braune Pony gefolgt von den Shetties standen für die vielen Kinder bereit. Jetzt weiß ich auch wieso es Kinderreiten heißt. WEIL die Zirkus-KINDER die Ponys führen! Die Erwachsenen sind schließlich mit dem Kassieren beschäftigt. Und wie man Ponys richtig führt habe ich mir von den Zirkus-Kindern jetzt auch abgeguckt; die haben’s bestimmt von ihren Eltern, den nachweislichen Pferdekennern gelernt: Also, man nehme NICHT Strick oder Zügel – Gott bewahre! Man greife direkt in die Trense, verdrehe den Hals des Ponys und ziehe es samt reitendem Kleinkind hinter sich her. Naja, wenn ein Pony schon sein Heu nicht alleine findet, wie soll es sich dann in der Manege ohne Hilfe zurecht finden??? Ein Ellbogencheck ins Gesicht des Ponies verhindert übrigens abkürzen. Eine gute Methode! Auf diese Weise können wilde Shetties oder dumme Ponies (ja, es ist heutzutage schon schwer, gutes „Personal“ zu finden) sogar von Kindern herum geführt werden. Die kleinen Besucher bekommen wirklich etwas für ihr Geld geboten und kommen garantiert sicher am anderen Ende der Zirkusmanege wieder an.

Zusammenfassend lässt sich feststellen – der Zirkusbesuch war ein voller Erfolg! Eine Werbung für respektvollen und artgerechten Umgang mit Pferden und Ponys! Hier, wo selbst die Enkelin des Zirkusdirektors mit ihren 11 Jahren als Schlangenfrau auftritt, sich bis zum „geht nicht mehr“ verbiegt und dafür vom Opa in den höchsten Tönen gelobt wird, ist schließlich auch nichts anderes zu erwarten…

Mal im Ernst – mein Bedarf an Zirkus bzw. Tiernummern ist absolut gedeckt.
Ich frage mich, ob Tiere überhaupt in den Zirkus gehören. Aber das ist ein extra Thema.

Angie
Im Januar 2009

P.S.: Das restliche Programm mit Clown, Jongleur, Hochseilartistik u.ä. war ganz ok.

Reiten ist nicht einfach

Wir alle wissen das, aber an dieser Stelle sollte noch einmal erläutert werden, worauf man unbedingt achten muss:

Es fängt schon an mit der Auswahl des Pferdes! Es sollte so groß wie möglich sein, mindestens 1.70m Stockmaß, besser noch 1,80m. Alles andere darf sich ja gar nicht Pferd schimpfen. Wenn möglich, sollte man Rappen bevorzugen. Dann braucht man später bei den Accessoires nicht so genau aufpassen, zu schwarz passt schließlich fast alles. 


Wenn man diese erste Hürde geschafft hat, muss man sich noch nach einem passenden Reitstall umsehen. Gut Irgendwas hört sich immer imposant an, allerdings sind riesige Ställe, Reithalle und mehrere Reitplätze Grundausstattung. Ein gutes Indiz ist die Sattelkammer. Je abenteuerlicher die Gebisse, desto besser, das zeugt von Erfahrung in verschiedenen Methoden. So lässt sich bei eventuell auftretenden eigenen Problemen auch leichter eine Lösung finden. Eine Führanlage ist auch sehr zu empfehlen, man kann sich an Tagen mit schlechtem Wetter guten Gewissens zurücklehnen, das Pferd wird dann automatisch bewegt. Koppeln sind nicht so wichtig, eine Box reicht dem Pferd, zudem ist es sehr zeitraubend. Zum Einen muss man das Pferd erst einfangen, und zum Anderen wird es viel dreckiger und man braucht zum putzen viel länger. Und wenn man sich das sparen kann, hat ja auch das Pferd was davon, da man mehr Zeit zum reiten hat. 

Als nächstes kommen wir zur Ausrüstung. Je mehr, je besser. Natürlich muss man darauf achten, dass die Farben und Muster zum Typ des Pferdes passen, je nach Geschlecht und Eigenschaften. Verschiedene Decken für die Jahreszeiten, dazu passende Bandagen und eine darauf abgestimmte Reithose sind das mindeste, das man verlangen kann. Mit einem einzigen Sattel kommt man meistens nicht weit, darum tut man gut daran, von vornherein gleich mehrere zur Auswahl zu haben. Eine Gerte und Sporen gehören ebenso zur Grundausstattung. Den Reithelm kann man sich hingegen sparen, der würde nur die Frisur zerstören. 

Erst wenn man all diese Hürden gemeistert hat, geht es ans reiten. Hier gilt: Qualität hat seinen Preis, teure Reitstunden sind nur gerechtfertigt. Um trotzdem nicht völlig unvorbereitet in die Stunden zu gehen, gibt es einige einfache Regeln, die einem das Leben leichter machen. Ein Treppchen zum Aufsteigen ist absolut unabdingbar, zum einen, weil man die Steigbügel immer so kurz wie noch erträglich machen sollte, zum anderen, weil es aufgrund der oben erwähnten Größe des Pferdes gar nicht anders geht. Das Wort „Hilfszügel“ zeigt schon an, dass diese Zügel helfen, und warum sollte man Hilfe ablehnen? Also die noch schnell eingeschnallt und ab in die Halle…

Warum ausgerechnet in die Halle? Ganz einfach, weil man dort Musik einlegen kann. So findet das Pferd viel leichter den Takt, und angenehme Musik unterstützt die Losgelassenheit. Außerdem werden so auch Umwelteinflüsse auf ein Minimum beschränkt, das Pferd kann sich besser auf seine Arbeit konzentrieren. Durch eine dauernde, straffe Verbindung durch den Zügel zum Pferdemaul wird die Anlehnung gefördert, durch einen hoch gehaltenen Kopf sieht das Gesamtbild erhabener aus. Sollte das Pferd öfter durchgehen, ist dies kein Grund zur Sorge, so drückt es sein Temperament aus. 

Beachtet man diese Grundsätze, kann gar nichts mehr schief gehen. Wenn dennoch Probleme auftreten, sind mentale Verbindungen zum Pferd empfehlenswert. Diese gedanklichen Verbindungen sind nur von einigen wenigen Menschen herstellbar, daher auch dementsprechend teuer. Aber nur so erfährt man durch Handauflegen die genauen Ansprüche des Pferdes. 

In diesem Sinne wünsche ich jedem viel Erfolg, denn wie bereits erwähnt: es ist nicht einfach, so ein Reiterleben… 

Marina, im Oktober 2008

Die blaue Elise

Darf ich mich vorstellen: Elise, genauer die blaue Elise.
Geboren wurde ich am 22.08. 1986 im MAN Werk München.Bestellt hatte mich damals die Feuerwehr Abteilung 3 Berlin 13.
Anschließend an meine Geburt schickte man mich zur Kur (ich war ein halbfertiges MAN F8 Kind mit dem offiziellen Namen 14/192 A) zur Firma Bachert.
Dort operierte man mir eine Mannschaftskabine für 9 gestandene Feuerwehrmänner auf den Rücken. Zusätzlich bekam ich noch einen Aufbau mit Plane und Spriegel.

Dann gings los. Dienst bei der Feuerwehr!

Als ich für die Feuerwehr zu alt wurde, verkaufte man mich an die Fahrschule Meier in Eutin.
Dort absolvierte ich pflichtgemäß den Dienst an den Fahranfängern für den LKW Führerschein. Auch einen großen Anhänger mußte ich dort mit meinen 190 Pferden ziehen.
Im Jahre 2002 kam ich dann nach Lünen zu einem eigentlich recht netten aber etwas chaotischen LKW Händler.
Dieser wiederum prieß mich in diversen Nutzfahrzeug-Zeitungen an – Da ich doch schon etwas betagt war, eigentlich recht günstig.
Nun begann die vorerst letzte Station meines harten Lebens.

Die Rötelberger entdeckten mich!
Was sie auf Anhieb absolut Symphatisch an mir fanden, war mein großes Fahrerhaus mit insgesamt 9 zugelassenen Sitzplätzen.

So besuchten sie mich im Herbst 2002 in Lünen.

Wieder einmal ein typisches „Rötelberger-Projekt“!

Auf nach Lünen. Also, Christine und ich ins Auto und ab die Post!
Bei der ersten Probefahrt kam dann leider die Ernüchterung: zu laut, zu langsam – als Basis für einen Pferdetransporter kaum zu gebrauchen.

Also wieder nach Hause: Bedenkzeit!!
Hin- und herüberlegt !?!?
Schließlich (wieder einmal Risiko ): Wir kaufen die blaue Elise !!!!! 

Im Januar 2003 also Expedition nach Lünen ins Ruhrgebiet.
Vormittags übernehmen wir dann unsere „Blaue Elise“.
Zwar etwas inkontinent (Aus dem Heizungskühler und dem Ausgleichsbehälter tropft es etwas!!!) und auch das Zündschloss ist etwas zerstört – aber was soll’s!!!

Auf der Heimfahrt fror die Fahrzeugbesatzung (Danke nochmals an Andreas und Hofi!) , da die Heizung und auch die Standheizung streikten.

Unsere Elise zeigte sich unglaublich durstig. Von Lünen zu uns 3 mal Tanken, das ergab einen Schnitt von über 35 Liter /100 Km.
Dann endlich zu Hause!!

Ideen, Ideen, Ideen und genau so viel Arbeit!!

Nun gings erstmal ans erforschen und planen.
In diesem Zusammenhang muß ich mich bei MAN Dachau, speziell Herrn Schießl besonders bedanken, der mir bezüglich verschiedener Optionen der Bereifungsgröße immer mit Rat und Tat zur Seite stand.
Auch der MAN Service Partner Spedition Pöppel, hier insbesondere Herr Schmaizl, der inzwischen in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist, half mit Schaltplänen, technischen Zeichnungen und vielen Tipps unsere Elise technisch auf den neuesten Stand zu bringen.
Nochmals herzlichsten Dank an dieser Stelle !

Um es kurz zu machen, im Jahr 2007 (in Worten zweitausendundsieben) – ja sie lesen richtig – war es dann soweit:
Vorstellung beim TÜV (Ohne Mängel!!!!) und Zulassung!!!!

Stolz fuhren wir bei Kälte und Schnee gleich über die Weihnachtsfeiertage nach Frankreich zu Mario und Christine – als Ladung 50 Ballen Heu, die als Weihnachtsgeschenk für unsere Freunde waren.

Elise war wirklich einmal ein ganz normaler F8

Januar 2008, ein Behältnis für die Pferde…

Da wir schon in der Planung für July 2008 (Equirando in Chateaubriand) waren, mußte noch ein Behältnis (Aufbau) für unsere Pferde entstehen.
So wurde ab ca. April/Mai 2008 begonnen einen Pferdeaufbau zu bauen.
Die Pläne dafür waren Gott sei‘ s gedankt schon größtenteils fertig

Letztendlich schafften wir es noch sehr, sehr knapp unsere Blaue Elise für die 1500 Km lange Fahrt an den atlantischen Ozean fertigzustellen.

Heute (Oktober 2008) ist das Fahrzeug gut erprobt und wartet schon „hufescharrend“ auf die nächsten Abenteuer.

Was unserer Elise noch dringend fehlt, ist das passende Outfit!
Etwas Farbe fehlt(-: !

In diesem Sinne 
SockE im Oktober 2008

PS: Vermutlich haben wir mit der Blauen Elise den einzigen allradgetriebenen Pferdetransporter mit Platz für 5 Pferde und 9 Reiter! 🙂

Eqirando 2008, Pays de la Loire

Hinweis: Von dieser Reise gibt es ein wunderbares einstündiges DVD-Video. Wenn man Dietmar freundlich fragt, könnte ich mir vorstellen, dass man eine Kopie davon bekommt.

Atlantik, wir kommen – einmal mit den eigenen Pferden im großen Ozean: Ein Traum ging in Erfüllung!

Größtes Reitertreffen Europas in Frankreich

Zu allererst einige Hintergrundinfos zum Equirando : 

Das alle zwei Jahre in wechselnden Departements in Frankreich stattfindende Equirando ist eines der größten Wanderreittreffen Europas. Organisiert wird dieses Treffen vom Comité National de Tourisme Equestre de la Féderation Française d’ Equitation (Nationale Wanderreitvereinigung Frankreichs). Jeder Teilnehmer startet mit seinem Pferd, seinem Esel oder Muli, geritten oder gefahren, wann und wo er will. Einzige Voraussetzung ist, dass mindestens 100 km auf dem Pferd, Esel, Muli oder per Kutsche bis zum zentralen Veranstaltungsort zurückgelegt werden. Alle Reiter und Fahrer treffen sich dann für 3 Festtage auf einem Festgelände um dort zu feiern, ihre Wanderreiterfahrungen und Eindrücke von Land und Leuten auszutauschen.
Höhepunkt des diesjährigen Equirandos waren die Festtage vom 25. bis 27. Juli 2008 in Châteaubriant, Region Pays de la Loire, Westfrankreich mit 800 Pferden, Eseln u. Mulis und 1200 Reitern und Betreuern aus 6 europäischen Ländern. Selbst bei der zeitgleich in Offenburg stattfindenden Eurocheval (eine der größten Pferdemessen Deutschlands) konnten nur gut 150 Wanderreiter begrüßt werden.

Am Freitag, den 18. Juli 2008 machten wir uns gegen Mitternacht endlich mit unseren drei Trabern Nikolas, Gyula und Eckos auf den Weg nach Frankreich. Wir hatten die Abfahrt nämlich schon um knapp zwei Tage nach hinten verschieben müssen, da unser Camion – die „blaue Elise“ – noch einige sozusagen etwas unfertige Stellen gehabt hatte. Dies betraf den Aufbau für den Pferdekoffer, der von Dietmar selbst konzipiert und realisiert wurde. Doch der Arbeitsaufwand war größer als vorher gedacht und so kam es bei uns zu einigen Nacht – und Nebelaktionen, um den Fahrraum für unsere Vierbeiner mit vereinten Kräften fertigzustellen. – An dieser Stelle ist auch ein großes Dankeschön an unseren Falti auszusprechen, ohne den wir wahrscheinlich heute noch mit dem „Feintuning“ unserer Elise beschäftigt wären 🙂 ! – Überhaupt hatten wir uns bei der Planung unseres ersten Equirandos, an dem wir als Reiter teilnahmen öfter etwas verplant … So war die Strecke nach Frankreich, genauer gesagt einmal quer durch Frankreich bis zum Atlantik, in Wirklichkeit länger als gedacht und in den zwei Tagen, die wir für die Anfahrt gedacht hatten war somit fahren, fahren und noch mal fahren angesagt. Zwei mal 12 Stunden mussten Dietmar und Christine hinterm Lenkrad sitzen und unsere Pferde in ihren „Abteilen“ stehen.

Aber alle Anstrengungen sollten bald darauf entschädigt werden. In unserem ersten Quartier stand am selbigen Tag noch ein Ritt zum Atlantischen Ozean auf der Tagesordnung, der gleichzeitig auch einen der Höhepunkte unseres Frankreichabenteuers darstellte. Denn in den folgenden sechs Reittagen waren zwar schöne Strecken geplant, doch diese entpuppten sich in Wirklichkeit als wahre Horroretappen; entweder waren Wege vorhanden, die jedoch nach ein paar Kilometern einfach aufhörten, oder es waren überhaupt keine Wege vorhanden, oder (und dies war am häufigsten anzutreffen) die Wege und Durchgänge waren von „clôtures“, also Zäunen jeglicher Art versperrt. Dies ging sogar soweit, dass ganze Wälder umzäumt oder sogar ummauert wurden und mit dem Schild „Fôret privée“ Unbefugten den Zugang verwährten. Uns blieb demnach meist nichts anderes übrig, als anstatt auf idyllischen, grünen Wald- und Wiesenwegen zu gehen, die Teer- oder sogar Nationalstraßen nehmen zu müssen… mit einer Kutsche kein Problem, aber zum Wanderreiten unmöglich! Gott sei Dank hatten wir unsere beiden Betreuer Rainer und Monika dabei, die uns in allen möglichen Situationen bei Seite standen. Und dies war wirklich ein Ganztagesjob: sie brachten unsere Elise immer zu den nächsten Übernachtungsstationen, versorgten uns vorzüglich nach langen Ritten oder Restaurantfehlgriffen 🙂 mit Baguette, Käse und Wein, holten uns bei durch zu viele Umgehungen zu lang gewordenen Ritten auf halber Strecke ab und besorgten uns sogar Ersatzmaterial für Reparaturen an der Blauen Elise. Vielen Dank für euere tolle Unterstützung!

Nicht nur ein ganz besonderes Erlebnis für uns … 
sondern auch Entspannung für die Pferde! 
Darauf musste anschließend mit einem von Rainer und Monika gesponsorten Glas Cidre angestoßen werden! 

So schrecklich unsere Reitetappen auch waren, so wunderschön waren dafür unsere Gîtes d’Etapes, in denen wir dann nach den anstrengenden Tagen immer wieder Erholung für uns und die Pferde fanden. In diesem Gebiet wäre es besser gewesen, nicht von Station zu Station zu reiten, sondern um die Stationen herum schöne Touren auszusuchen… denn ein paar wirklich reizvolle Flecken wie z.B. den Naturpark „parc de le Brière“ mit seinen in grüner Schilflandschaft eingebetteten Wasserwegen oder kleine urige Dörfer mit landestypischen Natursteinhäusern hätte es ja gegeben, nur die lagen leider höchstens nur einen kleinen Augenblick auf unserer Route! Aber im Nachhinein ist man immer schlauer und so schafften wir es dann, an unserem letzten wirklichen Reittag das geplante Programm ( 40km, die mit nicht einkalkulierten Umwegen leicht zu 50-60km hätten werden können) über Bord zu werfen und spontan eine schöne neue Route zu finden, die dann die vorhergegangenen Unannehmlichkeiten wiedergutmachte. Es ging durch einen abenteuerlichen und schmalen Waldpfad bergauf bergab, dann an großen Weizenfeldern vorbei und durch Flussläufe über Schlösser und verwachsene Ruinen.

Am Abend dieses Tages fuhren wir auf das Nationalgestüt „Le Haras nationaux“ in Issé, wo sich alle Wanderreiter trafen, die aus westlicher Richtung zum Equirando unterwegs waren. Eine Nacht später ging es dann mit bayerischer Fahne schon auf nach Châteaubriant. Aus allen Richtungen trafen die Reiter und Kutschfahrer dort ein, so dass die Tierärztin, die für die anfängliche Kontrolluntersuchung ganz alleine für 800 Tiere zuständig war, eine ganze Menge zu tun hatte. Aber in der Wartezeit trafen wir in dem Drunter und Drüber von Reitern, Betreuern, Pferden und Eseln auch schon alte Bekannte, die wir im Equirando in Saverne 2006 oder bei Mario kennengelernt hatten, was uns unheimlich freute. Und dies sollten nicht die einzigen gewesen sein. Während des gesamten Wochenendes stießen wir immer wieder auf bekannte Gesichter und lernten eine Menge neuer Leute kennen. Das Equirando bot ein großes Programm, das von Trecks und Parcouren für Reiter und Kutschfahrer über Reitvorführungen und Ponyzirkus bis hin zum Galadinner und Tanzabenden reichte und für uns im großen Umzug, der am Samstag Nachmittag stattfand und an dem alle Teilnehmer mit von der Partie waren gipfelte. Unsere Pferde machten sich in der ungewohnten Situation und dem aufregenden Tumult wie erwartet sehr gut und trugen uns mit der bayrischen Flagge und den Farben der Rötelbergranch würdig durch den ca. 2 Stunden dauernden Umzug, der durch die historische Altstadt und am Schloss von Châteaubriant vorbeiführte. Die nach Ländern aufgestellten Teams wurden im Stadtzentrum einzeln genannt. Neben den aus zahlreichen französischen Departements stammenden Gruppen, nahmen zudem welche aus Belgien, Deutschland, England, Holland, der Schweiz und Spanien teil. Deutschland war vertreten durch insgesamt 13 Reiter: eine Equipe stammte mit acht Reitern aus Rheinland-Pfalz, eine mit zwei Reiterinnen aus dem Saarland und eine mit drei Reitern aus Bayern, eben wir drei Rötelberger und unsere Pferde. Nachdem uns der Umzugssprecher sogar separat als bayerische Equipe vorstellte, ernteten wir sowohl von den einheimischen Zuschauern, als auch später mit Jagdhornbläsern auf dem am Abend stattfindenden Galadinner anerkennenden Applaus. Insgesamt sehen wir sehr positiv und voller neuer Visionen für die folgenden Jahre auf das Equirando zurück, in dem wir uns und auch unsere Pferde auf die Probe gestellt haben, die in jeder Hinsicht erfüllt wurde und auf noch viele weiter Frankreichabenteuer hoffen lässt!

Ein Zwischenlager für die Reiter auf dem Nationalgestüt mit kleinem benachbarten Schlösschen  
Parcour für Kutschfahrer am Equirando 
Unsere drei Traber mit der bayerischen Fahne im Equirando 

Wanderreitseminar Elsass 2008

Dieses Jahr waren wir ein zweites Mal mit unseren Vierbeinern in Frankreich, diesmal um dort ein mehrtägiges Wanderreitseminar abzuhalten, das zum ersten Mal als Pilotprojekt gestartet wurde und auf dem Bergbauernhof unseres Freundes Mario Bottos in den Vogesen stattfand. Insgesamt zu fünft machten wir uns von der Rötelbergranch Unterschambach auf den Weg ins Elsass, auf den Hof Gîte d’Etape du Pré du Bois in der Nähe von Orbey. Da wir Mittwoch Abend losstarteten, kamen wir schon Donnerstag in der Früh – pünktlich zum ersten französischen Frühstück J – an. Unsere zwei Mädels Anja und Ines, die das erste Mal in Frankreich mit dabei waren wussten anfangs nicht so ganz was sie jetzt mit den Schüsselchen vor sich anfangen sollten: Müsli und den Kaffee dann ins danebenstehende Glas? … Aber nach unserem Aufenthalt in Frankreich wussten sie schon gut über die Essgewohnheiten der Landsleute Bescheid und somit auch, dass der Kaffee aus den Frühstücksschüsseln getrunken wurde. Mit von der Partie waren auch unsere drei Traber Nikolas, Gyula und Plainsman und unsere zwei schwarzen Perlen, die Bardigiani Fiona und Vittoria ( das mit den Perlen stellte sich erst später nach einigen Erziehungsmaßnahmen heraus J ). Geplant war für die zwei Mädls an diesem Tag noch eine theoretische Einführung in die Anatomie des Pferdes und der damit verbundenen Reitweise auf Grundlage der klassischen Reitlehre. Diese besprochenen Grundkenntnisse wurden am Nachmittag in einem ersten Ausritt in der bergigen Umgebung der Vogesen von Anja und Ines auf Nikolas und Plainsman in die Praxis umgesetzt, damit die beiden einen ersten Einblick in diese anatomisch korrekte Reitweise und natürlich auch ins Wanderreiten bekommen. Sie konnten mit Hilfe von Tipps und Anweisungen üben, auf den Trabern sicher und anatomisch korrekt durch das Gelände zu reiten. Denn in den darauffolgenden Tagen folgten Wanderritte von je ca. 25 Kilometern, die es in der anspruchsvollen Landschaft zu bewältigen galt.

Am zweiten Tag ritten wir zu der Mittagsstation Domaine de Basil, wobei Start- und Endpunkt die Unterkunft Gîte d’Etape du Pré du Bois war. An den letzten beiden Tagen bestand der Plan darin, mit Ausrüstung und Gepäck am Pferd von dieser Gîte zu einer anderen zu reiten, in der wir dann von Samstag auf Sonntag übernachteten und wieder zurück. Jedoch fiel der Samstag im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser“, so dass wir diese Etappe nicht auf dem Pferd, sondern in Marios Ganovenauto J mit Zwischenstation im Einkaufszentrum und Restaurant, sowie Besichtigung der „Touristenmeile“ in Keysersberg zurücklegen mussten. Als wir dann an unserer Übernachtungsstation, bei den „verrückten Lehrern“, wie Richard und Françoise gern von Dietmar genannt werden, ankamen erwartete uns – wie kann’s in Frankreich denn anders sein – ein riesiges und zugleich sehr exotisches Menu (Einschlag des nepalesischen Koches): angefangen von Brennessel- und Ziegensuppe über Dal – Bath, einem traditonellen Reis – Linsengericht mit Gemüse aus Nepal, bis zum klassisch französischen Zwischengang aus verschiedenen Arten von Ziegenkäse und einer Apfeltarte als Dessert. Gut gesättigt gings dann mit der Hoffnung auf besseres Wetter – es schüttete immer noch in Strömen – in eins der ca. 15 zur Verfügung stehenden Betten, das wir uns frei wählen konnten. Am nächsten Tag erfreute jeden der Blick aus dem Fenster: strahlender Sonnenschein. Entsprechend einfach fiel uns auch das Aufstehen und nach einem stärkenden Frühstück und dem Abschied von unseren netten Gastleuten, ihrem Muli Ergün und der Eselin Albertina gings zurück zu unseren eigenen Pferden (sie standen immer noch bei Mario) , mit denen wir heute noch eine kleine Tour geplant hatten. Der Tag verlief so gut wie er angefangen hatte, unsere zwei Reitdamen kamen wunderbar mit Nikolas und Plainsman zurecht, die schwarzen Perlen gingen wie geschmiert und das Wetter hielt den ganzen Tag an. Vorbei am Lac Vert, einem Gebirgssee, und über eine Skipiste mit Blick auf die Hochebene des Tanets gelangten wir zu unserer Mittagsstation. Von dort aus starteten wir dann den letzten Ritt zurück zu Marios Hof. Dort wurde dann wieder mal – na was kommt nun wohl – natürlich gegessen J. Danach ging es schweren Herzens mit vielen neuen Erfahrungen, die noch lange an dieses Wanderreitseminar erinnern, wieder zurück in unsere Heimat.

Herbstzeit, Schwammerlzeit…

und genauso wie die Pilze schießen Reiterhöfe aus dem Boden. Dadurch ist die Auswahl auch immens, was Reiterfeien für Kinder anbelangt. Um die Entscheidung der Eltern hinsichtlich des passenden Hofes für ihre Sprösslinge zu erleichtern, möchten wir hier nun einige Auswahlkriterien näher beleuchten:

Gemeinschaft: 

„Allein ist es im Paradies nicht schön!“ Achten Sie also darauf, dass ihr Kind mit genügend Gleichaltrigen untergebracht ist. 80 Kinder auf einem Pferdehof lassen bestimmt keine Langeweile aufkommen und aufgrund der wenigen Betreuer bleiben Ihrem Kind auch entsprechend viele Möglichkeiten, sich frei entfalten zu können.

Unterbringung: 

Kinder lieben Stockbetten, je mehr in einem Zimmer, umso besser, denn dadurch lernt Ihr Kind, aufgrund des beschränkten Platzangebots, wesentliche von unwesentlichen Dingen zu unterscheiden und nimmt deshalb auch entsprechend wenig Gepäck mit. Desweiteren werden das Durchsetzungsvermögen und die Kompromissbereitschaft Ihres Kindes geschult, da sich in manchen Fällen 20 Kinder oder mehr eine Toilette und eine Dusche teilen und somit ein gewisses Timing notwendig wird.

Pflegepferd: 

Manche Ponyhöfe stellen Ihrem Kind für die Dauer des Aufenthalts ein Pflegepferd oder –pony zur Verfügung. So lernt Ihr Kind Verantwortung zu tragen: Morgens um 6 Uhr aufstehen und füttern, Pferden lieben Hafer, also die Futterkrippe füllen, bis obenhin – für die kleine Kolik zwischendurch – denn schließlich muß das Tier ja auch den ganzen Tag arbeiten. Die mitgebrachten Leckerlis noch obendrauf, aber berücksichtigen Sie bitte die Vorlieben des Pflegepferdes, denn nicht jeder mag Rote Bete- oder Bananen-Geschmack und die Apfel-Zimt-Leckerlis bitte nur zur Weihnachtszeit. 
Falls Ihr Kind aufgrund des Aufschüttelns von nicht mehr ganz so einwandfreiem aber billigem Heu und Stroh allergische Reaktionen zeigt, bitten Sie ein anderes, robusteres Kind um Mithilfe bei der anfallenden Stallarbeit.
Ein ganz besonderer Spaß ist das Ausmisten des Pflegepferdes, wobei sich oft die besonders fleißigen Kinder an einer Spezialaufgabe bewähren dürfen, wie beispielsweise auf einem oberbayerischen Pferdehof den Laufstall misten. Hierbei ist Ihr Kind mit drei anderen Kindern täglich ca. 4 Stunden beschäftigt, das ist sicherlich ein gesunder Ausgleich zum eintönigen Sitzen in der Schule oder vorm Fernseher. Achten Sie aber darauf, dass ihr Kind dabei genügend Pausen macht und viel trinkt, denn nach dem zehnten Schubkarren mit Mist, lässt dann doch etwas die Kondition nach.
Falls Ihr Kind die Erlaubnis bekommt, alleine mit seinem Pflegepferd spazieren gehen zu dürfen, sprechen Sie mit ihm noch mal die kleine Broschüre „Sicheres und korrektes Verhalten im Straßenverkehr“ durch. Achten Sie darauf, dass auch das jeweilige Pflegepferd zuhört, denn nur dann kann gewährleistet werden, dass der gemeinsame Ausflug an der Bundesstraße zur unfallfreien Freizeitbeschäftigung wird.
Falls Sie aber das Gefühl haben, Ihr Kind möchte gar nicht so viel misten und pflegen, wählen Sie einen Hof mit viel Stall und wenig Koppel. Mit viel Glück sind nämlich hier noch einige Pferde und Ponys in Ständerboxen untergebracht, d. h. sie sind Tag und Nacht angebunden und deshalb jederzeit verfügbar. Sie müssen nicht auf die Koppel gebracht oder von dort schmutzig und voller Dreck im Fell geholt werden. Zum Misten muß nur kurz mal der Haufen hinter dem Pferd beseitigt werden, da das Pferd glücklicherweise nirgendwo anders hinäpfeln kann, ist ja angebunden. Meistens werden sie schon frühmorgens gesattelt und stehen somit den ganzen Tag ihrem Kind zur Verfügung, bei Bedarf wird es aus dem Ständer geholt und geritten, anschließend wieder im Ständer geparkt, praktisch, oder!?

Reiten und Ausrüstung des Pferdes: 

Nun kommen wir zum eigentlichen Zweck der Reiterferien, Ihr Kind möchte schließlich nicht nur arbeiten und pflegen sondern das ein oder andere Mal auch reiten. Falls Ihr Kind gerne Cowboy und Indianer spielt und Sie ihm die Gelegenheit dazu auch gerne geben möchten, wählen Sie einen Hof mit mindestens 100 Pferden. Hier steigt die Wahrscheinlichkeit, dass nicht jedes Pferd seinen eigenen Sattel besitzt und wenn natürlich die 10 vorhandenen Sättel bereits samt Pferd schon in der Halle ihre Runden ziehen, darf Ihr Kind auf dem ersehnten blanken Pferderücken in der Parallel-Reitstunde über den Reitplatz sausen, wie Winnetou durch die Prärie… Ein weiterer Vorteil, bei einem eventuellen Sturz sind ein paar verbogene Federn aus dem Indianerschmuck billiger zu ersetzen als ein teurer Reithelm. Falls Sie jedoch das Gefühl haben, Ihr Kind könnte mit dem Reiten überfordert werden, wählen Sie einen Hof mit viel Gemeinschaftssinn (mindestens 80 Kinder), denn somit bleibt für jeden nur noch vor- und nachmittags jeweils eine halbe Stunde zum Reiten und Ihr Kind hat dazwischen genügend Zeit sich zu erholen und irgendwie anderweitig zu beschäftigen.

Verpflegung Ihres Kindes: 

Hierbei ist nun zu Unterscheiden, ob Ihr Kind zu dem eher leptosomen Typ gehört oder zu Übergewicht neigt. Trifft letzteres zu, haben Sie auf den meisten Reiterhöfen gute Chancen, Ihrem Kind eine wahre Schlankheitskur zu gönnen. Vermutlich trifft der Geschmack der excellenten 3-Sterne-Köche nicht immer so ganz die Vorstellungen ihrer Gäste, denn so manches mal ist die einzige Rettung die Scheibe Brot, die es abends zur Wurst- und Käseplatte gibt, allerdings werden solche Pferdehöfe auch gerne von diversen Krankenkassen unterstützt, frei nach dem Motto „Reiten macht Schlank!“
Ist Ihr Kind jedoch von zarter, schlanker Statur, vergessen Sie um Himmels Willen das Care-Paket nicht, gefüllt mit Schokoriegeln, Chips, Keksen, Salami, Bonbons, Müsliriegeln und allem, was Ihr Kind gerne isst und den notwendigen Kalorien- und Zuckergehalt aufweist. Nur so ist gewährleistet, dass Ihr Kind die notwenige Energie erhält, diese Reiterferien zu überstehen.

Wir hoffen, dass Ihnen nun die Auswahl eines passenden Reiterhofes für Ihr Kind etwas leichter fällt, aber bedenken Sie vor allem noch folgendes: Egal, wie schön der Hof ist, wie lecker das Essen, wie gepflegt die Pferde, wie gemütlich die Unterbringung, wie nett und kompetent die Betreuer, wie vielseitig die Freizeitbeschäftigung – der Preis zählt, mehr als 99 € die Woche inklusive Reiten und Vollpension sollten Sie wirklich nicht ausgeben!!! Frei nach dem Motto „Geiz ist Geil!“ sollten Sie doch dem Geld zuliebe auf das Optimum für Ihr Kind verzichten…

Equirando – Saverne 2006

Ein ganz besonderes Ereigniss, das zwar leider schon hinter uns liegt, das wir aber gern auch mit euch teilen möchten: denn solch ein Wanderreittreffen gibt es in ganz Deutschland nicht! Also viel Spaß beim Lesen…

Tag 1

Die beiden Truppenmitglieder Nathalie und Corina standen wie abgemacht pünktlich um 5 Uhr morgens in Holzenbechers Küche. Das einzige, was zu sehen war, waren acht riesige Baguettes im kalten Licht der Neonröhre (Reiseproviant für 4 Leute). Es ließ sich jedoch noch ein weiteres Lebenszeichen in Form einer laufenden Dusche feststellen – und wie Nathalie und Corina vermuteten, widmete sich Dietmar seiner Körperpflege während Christine auf der Koppel ein letztes Mal die Pferde bewirtschaftete. Letztendlich verschob sich der Aufbruch dann von 5 auf 6.30 Uhr – typisch Holzenbechers J. Aber wäre ja egal gewesen, da wir an diesem Tag Zwischenstation auf der Pferdemesse Euro-cheval in Offenburg und anschließende Übernachtung bei unserem Elsässer Bekannten und lieb gewonnenen Freund Mario Bottos geplant hatten. Doch die Anreise zur Messe gestaltete sich wegen einiger Differenzen in der Rollenverteilung beim Autofahren komplizierter als gedacht. Deshalb kamen wir erst am späten Mittag mit leicht getrübter Stimmung an. Während wir diese besichtigten geisterte der fünfte Mann unserer Truppe, Andreas, ohne bekanntes Motiv mit seinem Motorrad in Freiburger Umgebung herum, wobei er jedoch bedauernswerterweise von einem Regenschauer überrascht wurde und sich in Tuttlingen vorerst mit seiner Maschine ein Wanderkartenständerdach als Unterschlupf teilte. Dann aber zog er in ein Bushaltestellenhäuschen um – wobei dieses bei weitem nicht komfortabler war, da das Dach seine Funktion als Schutz vor Wasser nicht unbedingt erfüllte. Aus Frust über das Unwetter und die mangelnde Getränkeversorgung wurde dann gleich ein ganzes Päckchen Kinder-Schoko-Bons verputzt. Von all dem bekamen wir, schon etwas besser gelaunt, in der Messe jedenfalls nichts mit. Diese war wie immer ein besonderes Erlebnis und lieferte viele alte und neue Eindrücke. Wie immer stand natürlich die Bardigianobesichtigung an erster Stelle, bei der wir ehrenswerterweise die Bekanntschaft mit Savannas Halbschwester Nanda machen durften. Außer Bardigianos kamen uns auch noch eine Menge anderer Schwergewichtler, Sportler und Minis vor die Augen, wobei keines dieser mit unserer Lieblingsrasse mithalten konnte. Auch viel Neues hat vor allem Christine und Dietmar in seinen Bann gezogen, wie Rundhallen, die einem riesigen Zelt ähnelten oder auch eine andere Form von Kunststoffhufeisen, die eine scheinbar ideale Lösung zur Umgehung des Barfußgehens der Pferde im Winter darstellte. Auf dem Rückweg zum Auto stellten wir schmerzhaft fest, dass wir vergessen hatten, eine der „begehrenswerten rosaroten Gerten, die für den Reitsport ja so wichtig und unentbehrlich sind“ zu ergattern. Doch ganz leer gingen wir nicht aus: ein neues Halfter für Vittoria und ein Testversuch für neue Zügel wurden angeschafft. Nach der Messe begab sich unsere Truppe auf den Weg nach Orbey – bzw. Hauttes Huttes, den Berg dahinter – um endlich zu unserer Übernachtungsstation aufzubrechen. Da der Weg ziemlich bergig und kurvig war, befürchtete Christine, dass Andreas den Hof wahrscheinlich nicht finden würde, doch kaum erreichten wir unseren Zielort, stand dieser auch schon mit einem kalten Bier in der Hand vor uns. Von da an waren wir also komplett. Nach einer überschwänglichen und netten Begrüßung bezogen wir unser 5-Bett-Zimmer und besichtigten die beeindruckende Umgebung. Da wir erst gegen Abend angekommen waren, war es jetzt (zum Glück) auch schon Zeit zum Abendessen –besser gesagt Zeit zum Festmahl. Dieses äußerte sich in zwei voll besetzten langen Tischen, bester Stimmung und einem unglaublichen 3-Gänge Menü. So streckte sich das Abendmahl in die Länge, da sich keiner losreißen konnte. Die Letzten nahmen vor dem ins Bett Gehen noch einen Schlaftrunk (Eau de vie feurigsten Geschmacks) zu sich. Dann war aber nach dem anstrengenden Tag Schluss und mit der Zeit trudelten auch alle an ihrem Schlafplatz ein.

Marios Hof liegt sehr idyllisch in den Vogesen nahe der Ortschaft Orbey. Übrigens eine tolle Urlaubsunterkunft – nicht nur für Reiter und Wanderer!  

Tag 2

Nach einer zwar erholsamen, aber etwas zu kurzen Nacht kletterten wir um 5.30 Uhr aus den Betten, um uns zusammen mit Mario auf den Weg nach Saverne zu machen. Dort angekommen wurde erst mal eine Frühstücksgelegenheit gesucht, wo wir dann, typisch französisch, mit frischem Kaffee und Croissants versorgt wurden und uns anschließend gestärkt auf unser neues Arbeitsterrain begaben. Dies bestand aus einem riesigen Platz, dem Champ de Foire, der rechts und links von je zwei Pappelreihen gesäumt wurde. Danach wurde uns noch unsere Unterkunft gezeigt, die sich als Jugendherberge im Château de Rohan, einem wunderschönen Schloss herausstellte. Nachdem wir in unser 6-Mann-Zimmer, das wir mit Mario teilten eingezogen waren, ging es auch schon wieder zurück zum Arbeitsplatz. Unsere erste – und wie sich herausstellte auch einzige – große Aufgabe war es, zwischen den Bäumen Seile zu spannen, an denen später rund 400 Pferde festgebunden werden sollten. Ist doch ganz einfach?! Von wegen. Diese Aufgabe entpuppte sich nämlich als komplizierter als anfangs gedacht. So waren wir dann auch nicht, wie zuerst angenommen, „Mittags schon damit fertig“, sondern erst zwei volle Tage später. Wir durften nämlich die insgesamt 6000 € teueren Seile nicht zu sehr beschädigen (da diese danach wieder verkauf wurden) und sollten zusätzlich auch noch dafür sorgen, dass die Seile – Zitat von Mario – „gespannt [sind] wie eine Gitarrenseite.“ Bis wir dann überhaupt eine möglichst optimale Lösung für diese Forderungen fanden, benötigten wir viel Zeit und Nerven. Unsere Theorien waren beispielsweise die Mit-Hand-Spannmethode (sofort durchgefallen), die Mit-Schlaufe-Spannmethode oder die Mit-Knoten-Spannmethode. Doch keine dieser bewährte sich als praxistauglich und letztendlich wurde eine vollkommen andere in die Tat umgesetzt: nämlich die, die Seile mit Hilfe eines Spanngurts zu spannen und mit Rundhölzern, die zwischen Seil und Baumstamm eingeklemmt werden sollten festzuzurren. Die Umsetzung dieses Plans war sehr zeitraubend und so wurden wir mit versammelten Kräften an diesem Tag nur mit einer einzigen Baumreihe wirklich fertig. Total geschafft kehrten wir als wahrscheinlich die Letzten – denn die Deutschen schuften ja wie die Blöden – um ca. 19.00 Uhr zu unserer Unterkunft zurück um nur noch zu duschen, etwas zu Abend zu essen und nach einem Kaffee völlig fertig ins Bett zu fallen.

Das Schloss dessen „Hausherren“ oder doch eher Hausdiener wir kurzzeitig waren.  
Unser Arbeitsplatz – der Champ du Foire, oder auch Zone C

Tag 3

An diesem Tag freuten sich alle darauf, bis 7.30 Uhr „ausschlafen“ zu können, doch diese Vision wurde durch die nebenliegende Kirche zerstört, die um 7 Uhr mindestens fünf Minuten lang ihre Glocken in Gang setzte – toller Start in den Tag. Nach einem Frühstück in der Jugendherberge – bestehend aus schlechtem Kaffee – kehrte unser Arbeitstrupp wieder zum Aufgabenbereich zurück, wo dann in zwei Teams – Seilwickler und Seilspanner – weitergeackert wurde. Um bei der anstrengenden Arbeit immer reichlich gekühlte Getränke auf Vorrat zu haben, kamen wir auf die Idee, diese im nebenliegenden Bächlein zu versenken und zu kühlen. Doch das Bächlein zeigte sumpfähnliche Eigenschaften, was die Aktion beträchtlich erschwerte, da Corina, die sich freiwillig geopfert hatte hineinzusteigen, bis zu den Knien im Schlamm versank. Sie konnte zwar gerettet werden, doch ihre Schlappen, die sie nicht ausgezogen hatte, steckten irgendwo im Bachboden fest. Corina schaffte es dann tatsächlich einen davon wiederzufinden, doch als sie erfuhr, dass es hier Ratten gab, war die Schuhsuche beendet. Später kamen jedoch noch tapfere, junge, starke Helfer, die für sie bereitwillig und gerne den ganzen Bach umgruben – mit Erfolg: Am Nachmittag besaß sie wieder beide Schuhe. Während dieser Suchzeit wurde kräftig gewickelt, gezogen und gespannt. Dies wurde mit der Zeit immer anstrengender, was dazu führte, dass aus Unvorsicht auf Seiten Dietmars und Nathalies deren Finger zwischen Seil und Baum eingespannt wurde. Sehr unangenehm und schmerzhaft, aber kein Grund, seine Truppe bei der Arbeit im Stich zu lassen J. Am Abend ging es dem Finger wieder einigermaßen gut und wir beendeten frühzeitig um 17 Uhr unsere Arbeit – ganz im französischen Stil. Danach hatten wir genügend Zeit zum Erholen, da an dem heutigen Tag nur noch das Abendessen auf dem Plan stand. Bei dieser Gelegenheit bekamen wir dann auch unsere Helfer-T-Shirts, drei Stück pro Person, für jeden Tag ein Neues (wurde wohl auch einmal mit gedacht J). Nach dem Essen verschwanden Christine und Dietmar in der Jugendherberge, während sich unser Abendprogramm etwas in die Länge streckte, da wir uns gut auf deutsch – französisch – italienisch mit dem Italienischen bénévole Diego unterhielten und Andreas sich die Zeit mit Bier vertrieb. Er verriet sich später beim Betreten unseres Zimmers auch bei den Anderen, was folgendes Zitat bestätigt: „I hob an Rausch“ … fünf Minuten später hörte man ihn dann auch schon schnarchen. Sein Erholungsnickerchen wurde jedoch zu frühmorgendlicher Stunde unterbrochen, da Chefin Christine ihm den Auftrag gab, Mario, der bis dahin gearbeitet hatte und mit Pfeiflauten unterm Fenster auf sich aufmerksam machen wollte, doch die Tür zur Jugendherberge zu öffnen. Dann war aber auch mal Sense.

Chefin Christine hat wiedermal das Sagen 🙂  
Auch geduscht und umgezogen ist uns die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben  

Tag 4

Für den heutigen Tag hatten wir geplant, unseren Wecker (diverse Handys) durch die Kirchturmglocke zu ersetzen, da diese ja sowieso als unser unmittelbarer Nachbar so penetrant läutet, dass jeder davon wach wird. Das ging natürlich in die Hose, da die Glocke genau an diesem Tag nicht läutete – hätten wir uns ja denken können. Glücklicherweise besitzt der Mensch ja eine biologische Uhr, die dann schließlich auch dafür gesorgt hat, dass jeder von uns so nach und nach wach wurde und wir zeitig beim Frühstück saßen. Heute fiel es besonders schwer, die nötige Motivation zum Arbeiten zu finden, da Abwechslung ein Fremdwort war und somit wieder mal Seilspannen angesagt war. Die zusätzliche Bekanntschaft mit der Gendarmerie von Saverne auf dem Weg zum Champ de Foire brachte dann unsere Stimmung auf Grund des fehlenden „Stressaushaltpuffers“ auf den Nullpunkt: Wir Deutschen hatten nämlich keine Sicherheitsgurte angelegt, was in Frankreich ja Pflicht ist (ganz im Gegensatz zu den Gesetzen in unserem Kontrollstaat! J ). Eine junge, blonde Polizistin sprang à la James Bond aus dem Wagen und fing an ihren Frust oder was auch immer an uns auszulassen, wobei sie auf französisch herumkeifte und – da wir ja nichts verstehen – uns mit Zeichensprache auf unseren Fehler aufmerksam machen wollte. Diese äußerte sich dadurch, dass sie uns mit den Gurten vor der Nase herumfuchtelte. Zum Glück war Dietmar noch etwas erschlagen von den letzten Tagen, denn sonst säßen wir jetzt wahrscheinlich alle zusammen in einem schönen Raum mit Betonboden und vergitterten Türen. Doch die Beschwerde ließ nicht lange auf sich warten, nämlich bis zur Mittagspause, die dann dazu diente, aller Welt (bis zum 2. Bürgermeister!) klar zu machen, wie wir hier behandelt wurden. Dafür ging die Arbeit aber erstaunlich gut voran. Wir entwickelten uns immer mehr zu den Ersatzchefs auf dem Champ de Foire – jeder der sich nicht auskannte, fragte uns um Rat. Dementsprechend erweiterte sich unser Aufgabenfeld: normalerweise war ja Seilspannen auf dem Plan, womit wir am Vormittag tatsächlich mit vereinten Kräften fertig wurden; aber da es anscheinend an kompetenten Arbeitskräften mangelte, übernahmen wir an diesem Tag auch noch die Anordnung der Wasserbehälter und diverser Kabel sowie Schläuchen, das Abladen und die Verteilung von Stroh-Rundballen und mit Hilfe unseres eigenen französischen Personals – zwei nette Mädels und der Rentnerclub – die Befüllung von ca. 80 Boxen mit Stroh. Danach waren wir alle gut gebräunt – vor Dreck – und sehnten uns nach kalten Getränken und einer säubernden Dusche. Da wir ja keine „mechanischen deutschen Arbeitstiere“ sind, beendeten wir unsere Arbeit schon um 16.30 Uhr und schnallten uns auf der Rückfahrt sogar an. In der Jugendherberge angekommen wurde zuerst die Frage in den Raum geworfen, was wir denn nun die ganze Zeit bis zum Abendessen tun sollten. Doch diese beantwortete sich von selbst, da alle, von der Arbeit müde, eine lange Erholungspause brauchten. Nach dem Abendessen wurde beschlossen, eine „Promenade“ durch die Saverner Altstadt zu unternehmen mit dem stichfesten Motiv, sich dort ein Eis zu gönnen. Die Umgebung war zwar wirklich sehr schön, doch von höflichem Umgang mit Touristen hatten die Saverner wohl noch nie gehört. Dies zeigte sich in der Tatsache, dass es für uns in ganz Saverne nicht möglich war, irgendwo ein Eis zu bekommen ohne vorher herablassend behandelt zu werden oder die Restaurantkarte durch zu bestellen. Am Ende unserer Tour waren wir von den heutigen Ereignissen entrüstet und schockiert, da unser gewohntes Bild von Frankreich hier vollkommen durcheinandergebracht wurde. Bevor wir ins Bett gingen war jeder so gefrustet, dass wir uns (vor allem Christine J) als Eisersatz und Betthupferl mit Bier zufrieden stellten.

Die Gendarmerie, deren Bekanntschaft wir an diesem Tag schließen durften
Eine Ausbildung zum Seilspanner ist in Saverne keinem von uns erspart geblieben! 
Die polnischen Hilfskräfte bekamen schweres Gefährt für die Boxen zur Verfügung gestellt, doch wir durften diese dann per Hand befüllen!  
Zeuge unserer harten Arbeit waren wir selbst – ist doch nicht zu übersehen, oder?  

Tag 5

An diesem Morgen stapften wir wie automatisiert die Treppen der Jugendherberge hinunter, da die von Marios Schnarchen erfüllte Nacht trotz hopfenhaltigem Schlafmittel nicht gerade erholsam war und das Frühstück auch nichts mehr retten konnte. Somit verlief unser Arbeitsvormittag sehr unmotiviert und nur eine Zwischenpause in Form von Schokoladeneis und – riegeln, sowie verschiedenen Gebäckstücken konnte uns beim Boxenstreuen und Strohrechen bei Laune halten. Nach dem Mittagessen ging es leider nicht anders weiter, da wir ja mittlerweile die Verantwortlichen für Zone C, dem Champ de Foire waren. Also wurde fleißig weitergerecht und der Schutt mit Schubkarren auf einen Haufen transportiert. Später wurde ein Teil von uns – Corina, Christine und Andreas – in die Zone D abkommandiert während Nathalie und Dietmar den restlichen Platz auf Hochglanz brachten. Dies gestaltete sich als schwierig, da andere französische Arbeiter die aufgeräumten Abschnitte durch den Abtransport von Rundballen wieder mit einem Strohteppich schmückten. Mit der Arbeitsmoral der Polen, die grundsätzlich alles liegen lassen und den funktionslos durch Paletten verkleideten Elektrokästen waren wir dann so weit, dass wir beinahe unsere Sachen gepackt hätten um nach Hause zu fahren. Jedoch dachten wir an Mario, der auch der einzige Ansporn für uns war, heute noch weiter zu arbeiten, was wir dann auch erfolgreich taten. Währenddessen ging es in Zone D nicht viel besser zu, weil dort offensichtlich noch überhaupt nichts gemacht wurde und alles ziemlich provisorisch vor uns lag. Beim Abendessen eröffnete uns Mario anschließend, dass es toll wäre, wenn wir in Zone D auch noch „mithelfen“ – also unseren Verantwortungsbereich dorthin ausweiten könnten. Am nächsten Tag mussten wir Punkt 6 auf der Matte stehen und den ganzen Rest noch erledigen, da ab 12.00 Uhr die Reiter kommen sollten. Uns allen – außer Andreas, da dieser bedauerlicherweise in der Früh abreisen wollte – war schon ganz übel bei dem Gedanken, für diese beiden Sektoren, also insgesamt mindestens 600 Reiter und Pferde zuständig zu sein. Deshalb gingen wir früh ins Bett, um einmal ohne Hitze und hoffentlich auch Geschnarche gut schlafen zu können.

Die Boxen, die zwar von der Stadt aufgebaut, aber von uns per Handarbeit befüllt wurden.

Tag 6

Die Hitze war glücklicherweise durch ein nächtliches Gewitter etwas erträglicher, doch uns war ein erholsamer Schlaf wohl nicht vergönnt. Keiner hatte ein Auge zugetan, da eine Band es anscheinend nicht für nötig gehalten hatte, in der Nacht ihr sogenanntes Künstlertum einzustellen und ihr Gedudel nach der offiziellen Veranstaltung auf den Gang vor unserem Zimmer verlegt hatte. Als wir uns um 5.30 Uhr ohne jegliche Nerven aus den Betten hievten beschlossen sie dann, sich schlafen zu legen. Nun waren wir soweit, die heutige Arbeit als unsere letzte Aufgabe anzusehen, nach deren Erledigung wir keinen Finger mehr krümmen wollten. Der einzige, der sich anscheinend für das Richtige entschieden hatte war Andreas, da dieser gleich nach dem Aufstehen die Flucht Richtung Heimat antrat. Kurz nach sechs standen wir dann zu viert ohne Frühstück in Zone C, um dort alles fertig herzurichten. Stangen wurden zur Abteilung auf den Seilen verteilt und die Felder nummeriert, Boxen mit Stroh und die Plastikbehälter mit Wasser gefüllt. Außerdem war Zone D nicht annähernd bezugsbereit, da hier ja niemand außer uns selbstständig arbeiten konnte. Also organisierten wir dort auch noch schnell Wasser, Stroh und die „Attaches“ (zu deutsch Anbindstellen) für die Pferde. Während der Arbeit hatte jeder seinen persönlichen Tiefpunkt, an dem die Schmerzgrenze ganz klar überschritten wurde. Christine erlebte diesen Zustand bereits nach dem Aufstehen durch mangelnden Schlaf und fehlendes Frühstück. Bei Dietmar traf es dann die Security, die selbst mit den Händen in den Hosentaschen nur herumspazierte und uns, die jetzt schon den 5.Tag hier schuften klar machen wollte, dass wir auf dem Platz nicht parken dürfen. Kurz danach fand Nathalie ihr Opfer im städtischen Abgeordneten für die Wasserversorgung, der immer ganz nach dem hier völlig unpassenden Laisser-faire-Prinzip handelte. Und schließlich war sogar Corina soweit, dass sie ihre Aggressionen an freiwilligen Helfern in Zone D ausließ. Die Pferde trafen natürlich zu früh ein und wir konnten gerade so unsere Arbeit beenden. Danach war aber wirklich Schluss. Nach einer Dusche stand der Plan fest, die nächsten Tage keinen Strich zu arbeiten und wie die meisten anderen hier einfach nur zu schmarotzen. Am Nachmittag betrachteten wir unser Werk, das uns durch den Anblick der einwandfrei angebundenen Pferde mit Stolz erfüllte, da alles so aussah, wie wir es uns vorgestellt hatten. Nach diesem Kontrollgang durch unser Revier versuchten wir in der Jugendherberge den fehlenden Schlaf nachzuholen, was uns auch ohne Probleme gelang, da alle Störfaktoren außer Haus waren. Danach gab es Abendessen und zur Nachspeise, die wir ja eigentlich bei unserer Mahlzeit schon dazubekommen hatten, gönnten wir uns noch zusätzlich einen leckeren Crêpes. Dann zog es uns wieder in Zone C, um nach dem Rechten zu sehen. Immerhin war diese Zone das Resultat unserer harten Arbeit, die sich nun auch auszahlte: Es gab zwar einige Falschparker an den Anbindstellen, doch diese hielten bombenfest. Ganz im Gegensatz zu denen aus der Zone D, die ein Seilziehen mit Kaltblütern nicht überlebt hatten – war ja eigentlich vorauszusehen. Die Schlaftabletten Christine und Dietmar blieben nach dem Spaziergang im Zimmer der Jugendherberge, während Nathalie und Corina mit Mario ins Festzelt gingen um dort trotz allumfassender Gelenk- und Muskelschmerzen bis um 1.30 Uhr das Tanzbein zu schwingen.

Die ersten Reiter stellten ihre Lager auf
Einwandfrei angebundene Pferde, zufriedene Reiter und keinerlei auftretende Problelme

Tag 7

Heute wäre eigentlich ausschlafen angesagt gewesen, wenn Christine nicht ab 7.30 Uhr ständig herumgemosert und genervt hätte, um uns aus dem Bett und zu bringen, so dass Madame nicht allein zum frühstücken gehen muss. Schließlich hat sie es durch ihre erstaunliche Hartnäckigkeit in der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse geschafft, uns eine Stunde später zum Aufbruch zu „überreden“. Das Frühstück wurde diesmal ins große Zelt verlegt, wo sich auch die gesamte Reiterschaft, sowie der Frühaufsteher Mario zusammenfanden. Von diesem ließen wir uns auch gleich seinen Autoschlüssel geben, damit wir nach unserem Morgenkaffee die Seile in Zone D mit unserem mittlerweile heißgeliebten Spanngurt ein zweites Mal festzurren konnten – was mehr oder weniger erfolgreich durchgezogen wurde. Nach erledigter Arbeit (die wir ja eigentlich nicht mehr erledigen wollten) wurde unser Interesse auf Prüfungen rund ums Reiten gelenkt, bei denen wir dann vor dem Schloss zuschauten und nebenbei über alles rund ums Reiten diskutierten. Danach gab es auch schon Mittagessen, was dringend nötig war, da ansonsten Christines dreistündiger Nahrungsaufnahmerhythmus aus dem Lot gekommen wäre. Mit vollem Magen beschloss sie dann noch eine Stunde Mittagsschlaf zu halten, was ihr zum Höchststand ihres Glücks auf Erden verhalf. Der Rest von uns driftete wieder mal in Zone C ab, die wir zum x-ten mal überprüften. Auf dem Rückweg beobachteten wir einen Vierspänner, dessen Frontpferd streikte und die Kutsche schließlich zum Zweispänner reduzierte. Durch dieses Erlebnis versetzten wir Christine jedoch um eine halbe Stunde, worauf ihre bockige Seite zum Vorschein kam. – Anmerkung der Redaktion: aus Rache hat uns Christine, die uns am Eingang der Jugendherberge eigentlich schon längst gesehen hatte, die ganzen Treppen bis zum Zimmer hinaufgehen lassen. Also nicht zu viel Mitleid J – Jedenfalls war dann alles mit einem Versöhnungseis wieder gut und wir konnten uns in „gewohnter Harmonie“ J den anstehenden Umzug anschauen. An diesem nahmen verschiedenste Reiter, Reitgruppen oder Gespanne aus unterschiedlichen Ländern und Regionen teil. Die Parade bot eine erstaunliche Anzahl diverser Eindrücke und dauerte gute 2 ½ Stunden. Darauf gönnten wir unseren Fußsohlen erst mal eine Erholungspause im Zimmer. Diese zog sich bis zum Abendessen und wurde bei unseren beiden Holzenbecher Faultieren sofort danach fortgesetzt. Das war natürlich kein Programm für das junge Gemüse und so vertrieben sich Nathalie und Corina den Abend mit Crêpesessen, Zonenbesichtigung und Feiern mit dem restlichen Reitervolk.

Tag 8

Heute war der letzte offizielle Tag des Equirando. Dementsprechend wurden nochmals Reitparcours zur Verfügung gestellt und am Nachmittag verschiedene Vorführungen geboten. Das Spektakel zeigte Western- sowie Dressurreiter, Isländer mit ihrem berühmten „Kopf in die Höhe“ – Tölt, Voltigieren, Longieren und Join – up. Während der Show legten wir eine Pause ein, da unser mageres J Sitzfleisch schon vor deren Beginn völlig durchgesessen war. Der Grund dafür war eine Extraeinlage zur Vorbereitung in der ein Möchtegern – Komiker eine geschlagene Stunde lang den großen Sandplatz goss. Letztendlich war die Vorführung dann um 18 Uhr beendet. Der Größtteil der Wanderreiter trat dann auch schon nach und nach die Heimreise an. Das Abendessen fand am heutigen Tag als eine Art Abschlussessen im großen Zelt statt. Der Restbestand der Reiter, Helfer und Organisatoren trafen dort zusammen und verfielen durch gute musikalische Unterhaltung sofort in gute Stimmung. Während das lebenslustige Franzosenvolk gemeinsam das Tanzbein schwang – wobei sich später auch Nathalie und Corina wieder darunter mischten – trieb es unsere beiden Oldies Dietmar und Christine nach zwei Flaschen Rotwein wieder mal ins Bett. Nathalies Tanzkräfte versagten diesmal durch die Strapazen der letzten Woche früher als sonst und so folgte sie den anderen kurz nach Mitternacht nach, während Corina sich noch nicht losreißen konnte. Doch das kam wenig später dann auch, als sie zuerst auf der Tanzfläche von zwei andersgepolten Frauen belästigt und anschließend von einem französischen Jüngling bis ins Zimmer verfolgt wurde.

Tag 9

Nach erneutem Frühstück im großen Zelt zu humaner Zeit (denn stressen lassen wir uns hier nicht mehr) begaben wir uns zu unserer Zweitheimat Zone C. Dort begannen nämlich nun die Aufräumarbeiten. Die meisten Reiter waren jetzt zwar weg, doch der Dreck und der Größtteil der Seile (ein Abschnitt wurde unerlaubterweise entwendet) blieben. Also sahen wir es als unsere Aufgabe die perfekt haltenden Seile, die von unseren Händen angebracht wurden mit ebendiesen wieder zu entfernen. Während nun also unsere polnischen Arbeitskollegen klapperten, schepperten und Gegenstände mit dem LKW umfuhren waren wir den ganzen Tag damit beschäftigt die Knoten zu lösen, die Seile sauber aufzuwickeln und abzuschnüren und diese sowie die Rundhölzer und –Balken auf dem städtischen Bauhof abzuladen. Dabei wurde in unserer Corina anscheinend eine Fehlfunktion aktiv, die einen unabwendbaren Selbstzerstörungstrieb in Gang setzte, der ihre Person durch verschiedenste „bedrohliche“ Situationen in Gefahr brachte. Beispielsweise verletzte sie ihr Schienbein schon vorher an einer herunterfallenden Palette, so dass sie sogar vom Roten Kreuz versorgt werden musste und fügte sich am heutigen Tag mehrere Kratzer, Schnittwunden und blaue Flecken am ganzen Körper durch Rundhölzer, Drähte und Seile zu. Natürlich bekamen wir jede Verletzung durch Corinas typische iiih – Laute mit, auch wenn diese gar nicht in Sichtweite war. Wir wagten uns irgendwann nicht mehr unser Corinchen mit Aufgaben zu belasten, da sie ja durch diese in Lebensgefahr gebracht werden könnte. Jedenfalls waren wir gegen Nachmittag mit der Arbeit so gut wie fertig, wenn nicht eine Reitgruppe mit 26 Rössern noch an einem Seil hängen würde. Diese hatten ein Problem mit dem bestellten Viehtransporter, der nicht gekommen war und wir beschlossen, das Seil bis morgen hängen zu lassen. Am Abend nach Dusche und Abendessen genehmigten wir uns zusammen mit Mario noch einen leckeren französischen Kaffee bei netter Bedienung.

Die letzten Pferde, deren Reiter den Heimweg noch nicht angebrochen haben.

Tag 10

An unserem letzten Tag räumten wir nur noch das letzte Seil auf, da der Lkw für die Reitgruppe schon angekommen war, wobei wir uns das Verladen der Pferde, die dort hineingepfercht werden sollten nicht mehr mit ansehen konnten oder wollten. Also fuhren wir los um noch Holz und Seile abzuliefern und anschließend zur Verabschiedung an den Helferparkplatz zurückzukehren. Diese fiel natürlich jedem sehr schwer und es war nicht leicht, uns von denen, die wir hier lieb gewonnen haben loszureißen. Mario hätte uns sogar noch ein paar Tage auf seinen Hof eingeladen, doch das war nicht möglich, da zu Hause schon der nächste Wanderritt wartete und deshalb traten wir mit wehmütiger Stimmung die Heimreise an. So ging also ein Abenteuer zu Ende, das uns noch stärker zusammengeschweißt hat – ein „Urlaub“ der ganz besonderen Art.

Anhang, ein kleines Lexikon:

(keine korrekte Rechtschreibung)

Bottisch – Bayerisch

  • Bossl – Hanswurst
  • Gott verdamm mi! – Kreiz-Kruzi-Fix!
  • Muzele – Küsschen
  • Pfuddl – Bopperl
  • Weislbu – Waisenjunge