Vom Reiten am anderen Ende der Welt

In meiner 14-wöchigen Zeit am anderen Ende der Welt, in Australien, bot sich für mich ein paar Mal die Gelegenheit zu reiten, und welcher Reiter würde da „Nein“ sagen? Ich nicht, also befand ich mich bald schon auf „Blueys Horseshoe Ranch“, in der Horseshoebay, auf Magnetic Island (Anmk.: Die Insel heißt so, weil wohl der Entdecker James Cook, mit seinem Kompass Probleme hatte und daraus schloss: diese Insel muss magnetisch sein. Der Name der Bucht spricht eigentlich für sich, es sind halt lauter „Pferdeschuhabdrücke“ dort im Sand…) 
Dort standen auf einer großen Weide ca. 20 Pferde für die Touris bereit.
Nachdem der Papierkram, von wegen ich bin selber schuld, wenn ich runterfalle, ich reite so und so lange etc. erledigt war, musste sich jeder einen passenden Helm suchen. Danach gings auch schon ans Pferdeverteilen. Anhand der ausgefüllten Zettel, wurden die Pferde je nach Können zugeteilt. Wir waren eine ziemlich gemischte Gruppe, sprich von noch nie auf einem Pferd gesessen, über früher Mal geritten, bis hin zu einer Reiterin mit Rötelbergrancherfahrung… Ich wurde also mit „Mischief“ einem braunen Wallach bekannt gemacht. Was meine Englischkenntnisse mir damals noch vorenthielten, war die deutsche Übersetzung dazu. (Langenscheidtstaschenwörtebuch: mischief: 1. Unheil, Schaden 2. Unfug, Dummheiten 3. Übermut, Ausgelassenheit) So nebenbei hat man mir dann auch noch anvertraut, dass „er“ ja jetzt ein paar Wochen nicht geritten worden sei, wegen einer Fußverletzung, „könnte daher sein, dass er ein bisschen bockig ist…“ Als es dann los ging gabs keinerlei Probleme, mit Mischief. Ziemlich schnell musste ich feststellen, wie sehr der australische dem rötelbergischen Reitstiel ähnelt. Eigentlich kein Unterschied. Das einzig Komische für mich war die Tatsache, dass nicht Hasen und Rehe vor den Pferden davon sprangen und hüpften, sondern Kängurus. 
Wir ritten als so ca. eine Stunde durch den australischen Bush. Das einzige wo man den Übermut spürte, war beim angaloppieren, da gings erstmal so richtig ans buckeln, machte aber gar nichts, bin ja Savanna erfahren…
Irgendwann erreichten wir dann den Strand, wo es dann ans Absatteln und Ausziehen ging. Dann in Badeklamotten wieder rauf aufs ungesattelte Pferd und ab Richtung Meer. Bis zum (Pferde-)Bauch waren wir schon drinnen, als mein Pferdchen beschloss liegen ist schöner. Eigentlich stimme ich ja dieser Tatsache zu, aber nicht im Meer, weil ich ja dann plötzlich ziemlich weit unten war wurde ich sogleich von einer Welle „überrollt“ und schluckte erstmal Salzwasser. Auch Mischief merkte dann, dass das wohl doch keine gute Idee ist im Meer zu liegen, denn auch er war kurze Zeit komplett unter Wasser. Also sind wir erstmal wieder raus. Leider hatte ich nicht mehr die Gelegenheit noch mal rein zu gehen, weil wir dann schon weiter mussten. Also Pferde wieder aufsatteln, und rein in die Hosen. Kein schönes Gefühl mit Sand in der Hose zu reiten! Trotz allem habe ich meinen „Bush&Beach Ride“ gut überstanden.
Das zweite und dritte Mal hatte ich auf „Stoney Creek“, einer Trailridingfarm, auf der ich zum Wwoofen (Wwoof= willing workers on organic farms, also freiwillige Arbeiter auf organischen Farmen)war. Ich musste dort für Unterkunft und Essen ungefähr 5 Stunden am Tag arbeiten. An alle die jetzt denken „uih auf einer Pferdefarm“, ihr denkt falsch, Pferdearbeit gabs da nämlich nicht wirklich. Das Farmgelände ist einfach riesig(vom Hoftor bis zum Haus noch mal 4 km…), und die Pferde laufen frei rum, sie füttern und tränken sich selbst. Meine Arbeit bestand darin, die Felder, von den Kopfgroßen Steinen, die da überall lagen zu befreien(Richtig, das ganze heißt ja auch Stoney Creek…).
Also zur Belohnung durften dann meine Reisegefährtin und ich dann doch mal reiten. Zum Reiten werden mit dem Auto die Pferde gesucht und dann durch die lärmenden Backpacker (sprich wir) auf der Ladefläche aufgescheucht. Die laufen dann automatisch zum Haupthaus, wo auch ein Paddock dabei ist. Die Farmerin meinte, sie weiß schon genau wer zu uns passen könnte. Zu mir Spency, ihre Mutter ist ein Brumbi, ein australisches Wildpferd, allerdings bei Menschen aufgewachsen. Und Spencys Papa ist ein Araber. Also stellt euch vor, ein Pferdchen, das in etwa aussieht wie Savanna, aber kaum zu stoppen ist. Beim zweiten Mal ist dann Spency nicht mit zum Paddock gekommen, und ich sollte Montana reiten, „aber er hat vor allem Angst!“. Stimmt gar nicht, sag ich! Es war einfach nur toll durch das Farmgelände zu reiten, links und rechts neben den Wegen unberührte Natur, soweit das Auge reicht. Und alles so groß, ich glaube man kann da tagelang reiten ohne auch nur an eine Stelle zweimal zu kommen…
Als ich im Rahmen einer Bustour auf Kroombit, einer Cattle Station halt machte, bot sich für mich die Gelegenheit am Cattle Mustering teilzunehmen. Auch das ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Also hieß es am nächsten Morgen um 5 Uhr aufstehen und raus zu den Pferden. Auch hier musste zuerst der Papierkram erledigt und ein passender Helm gefunden werden. Schließlich war ich die erste von ca. 15 Leuten, die ihr Pferd zugeteilt bekam. „Midnight“, ein kleiner, unscheinbarer Schwarzer, wurde mir mit den Worten „sometimes he’s a little bit crazy“ überreicht. Nachdem wir dann über Feldwege zur Weide von den Übungsobjekten, einer Herde Kälbern, kamen und erstmal die einzelnen Tiere gruppiert hatten, stellte sich bald heraus, was damit gemeint war: Midnight mag anscheinend keine anderen Pferde, was heißt kommt einer seiner Artgenossen, welche im übrigen in ihrer Freizeit alle auf einer Weide stehen, zu nahe, legt er nur noch die Ohren an. Weil wir eine ziemlich große Gruppe waren, wurde das bald zum Problem: Denn wenn man mit einer großen Gruppe Pferde, eine kleine Gruppe Kälber umkreist, lässt es sich nicht vermeiden, dass sich alle ein bisschen näher kommen. War halt dann zum Schluss, als sich auch die unerfahrenen Reiter dann rantrauten nicht mehr ganz an der Gruppe dran, sondern hab ein paar Fotos gemacht. Viel Spaß beim Anschauen!

Blueys Horseshoe Ranch 
Am Strand, kurz vorm Absatteln
Kroombit, beim Pferdeverteilen
Kroombit, Kälber zusammen treiben
Kroombit, ein paar Mitreiter 
Kroombit, die Kälber

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