452km-Ritt zur Euro-Cheval in Offenburg

(Erlebt und beschrieben von Heidi Loidl und Karin Schmidbauer)

Freitag, 09.07.04 – Schambach-Auhöfe

Am Freitag, den 09.07.04 ging unser 14-Tage Trip los. Unsere Gruppe bestand aus Christine H. mit Nikolas, Michaela H. mit Naddel, Karin S. mit Eckos und ich mit Nora. 
Wir trafen uns um 7.00 Uhr morgens in Unterschambach. Ich glaube, wir waren alle ein wenig aufgeregt. Unsere Gepäckstücke verfrachteten wir alle in meinem BMW, der dann so ziemlich voll war. Um 11.00 Uhr ritten wir dann los. Denn bis wir unsere Pferde geputzt, gefüttert und fertig gepackt hatten, das dauerte.
Als wir die ersten paar Meter unterwegs waren, ging die erste Gruscherei los, da es nach Regen aussah. Also Regenjacke anziehen. Nachdem der Tag schon damit begann, das Naddel Micha`s Fotoapparat in den Wassereimer schuppste, konnte es nur noch besser werden. Als wir in Sandharlanden den Radlweg entlang trabten, verlor Micha ein Gepäckstück. Als sie wieder aufstieg, was sich mit dem ganzen Gepäck am Pferd als nicht so einfach erwies, verlor sie, als dann letztendlich doch im Sattel saß, ihr nächsten Gepäck, den Putzschwamm.

Endlich konnten wir weiter, allerdings nur für ein paar Meter, da dann Micha`s Futtersack locker wurde. Unter dem Reiten war dieser sehr schwer anzubringen, also musste ca. die Hälfte aus dem Sack raus und hinterließ eine kleine Bröselspur mit Kraftfutter, wie bei Hänsel und Gretel. Der Wind pfiff uns ganz schön um die Ohren und Christine wurde von ihrer wasserdichten Kartentasche, die sie um den Hals trug, ziemlich stranguliert. Nach all diesen kleinen Startschwierigkeiten, gings im flotten Trag Richtung Bad Gögging. Am Polder-Damm entlang nach Neustadt/Do. zum DLRG – Häusl an der Donau, wo wir eine ca. 20 Min. lange Pause einlegten. Die Pferde und auch wir konnten uns etwas ausruhen und wir führten ein paar Meter. Nun gings immer an der Donau entlang, am Dorf Gaden vorbei, nach Mitterwöhr, wo uns das nächste Hindernis bevorstand. Der Weg am Damm wurde durch eine Schafsherde versperrt, so das wir ein Stück Umweg in Kauf nehmen mussten.
Nun gings im Fußmarsch durch Vohburg. Vorbei an einem Bio-Ökohof, wo wir von einigen süßen , kleinen Ponys begrüßt wurden. Anschließend gings über die Staufstufe. Für Nora war das natürlich sehr gefährlich, meinte zumindest sie und rumpelte mich fast über den Haufen.
Nikolas und Eckos fingen nun zu wiehern an, was hieß wir sind gleich da und so war es auch. Wir putzten unsere Pferde, stellten sie auf die Koppel mit etwas Kraftfutter und mein Papi war dann auch schon da. Das Gepäck hatte er schon in Niederwöhr abgegeben, wo wir unser ersten Quartier hatten. Dort konnten wir uns duschen und etwas kultivieren. 

Um ca. 19.00 Uhr spazierten wir in den Nachbarshof, wo das 3. Niederwöhrer Country-Fest mit den „Highway Shadows“ und 300 geladenen Gästen stattfand. Wir hatten alle einen ziemlichen Kohldampf. Wir reiten uns in der langen Schlange vor uns ein und bekamen ein Spanferkel mit Semmel- und Kartoffelknödel, Kartoffelsalat, Krautsalat und Semmel/Brot. Was natürlich hervorragend schmeckte. Auf dem Fest sahen wir noch kurz einigen beim Bullen-Reiten zu. Dietmar war auch noch nachgekommen. Karin, Michaela und ich waren nun schon ziemlich müde. Naja, nach unseren ca. 30-35 km langen 1-sten Etape und einem sehr wechselhaften Wetter kein Wunder. Unser nächtliches Lager war ein Büro, wo wir uns am Fußboden ausbreiteten, jedoch sehr sauber und gemütlich.

Samstag, 10.07.04 – Auhöfe-Marienheim

Am nächsten Morgen wurden wir um 6.00 Uhr früh von den nahegelegenen Kirchenglocken geweckt. Naja, so richtig schlafen konnte ich die Nacht nicht. Der Boden wurde mir mit der Zeit doch ziemlich hart. Da die ganze Nacht das Fenster offen war, hörte man die Highway Shadows, das Tick-Tack einer Uhr und zu später Stunde noch das Schnarchen von Christine. 
Um 8.00 Uhr gab´s dann ein leckeres Frühstück und um 9.00 Uhr fuhr uns Papi von der Fam. Wagner in Niederwöhr zurück nach Auhöfe wo unsere Pferde standen. Wir holten Sie von der Koppel, sie wurden gefüttert, geputzt und aufgesattelt. Papi unterhielt sich noch mit Hr. Hundsdorfer und um ca. 10.00 Uhr gings weiter…
Erst führten wir noch eine Weile am Damm entlang, bis es schließlich zu regnen anfing und es in einem flotten Trab in Richtung Ingolstadt ging. In Ingolstadt mussten wir am Bayerischen Armeemuseum vorbei, und dann wieder an der Donau entlang. Nora hatte sich auch wieder beruhigt. (Wir mussten in Ingolstadt über eine Brücke, an deren Geländer Plakate hin und her wehten und Nora ziemlich aus der Ruhe brachten.) Nikolas lief im Trab auch nicht astrein, weswegen wir abstiegen und bestimmt um die 15 km weit führten. Ich muß sagen, das war ganz schön anstrengend. Also in der Bundeswehr wären wir bestimmt bei den Gebirgsjägern am Besten aufgehoben. 
Schließlich kamen wir an einen Bahnübergang, wo sich die Schranken nicht 1 mm bewegten. Man musste, so ähnlich wie bei einer Notrufsäule, mit einem Hebel „klingeln“. „Bitte warten“ hieß es und pfeilgrad rauschte ein Zug an uns vorbei, doch endlich öffnete sich die Schranke. Eine halbe Stunde drauf kamen wir am nächsten Hindernis an: Vor uns lagen Brückengitter. Nickolas marschierte voraus, da die Gitterstangen jedoch ziemlich weit auseinander waren rutschte er mit den Hufen dazwischen. Also machten wir kehrt und gingen einen kleinen Umweg.

Die letzten 4 km ritten wir dann zu unserem Quartier in Marienheim bei Neuburg a.d. Donau. Wir wurden schon von einen entgegenkommenden Kutsche begrüßt. Als wir im Hof ankamen, wartete der Reißinger Wirt mit einer deftigen Brotzeit auf uns. Als wir die Pferde im Stall in ihre Boxen stellen wollten, war das für Naddel und Nora schrecklich. Dann durften wir sie in einen großen Laufstall stellen. Dort ging es durch ein ziemlich schmales Türchen nach draußen, Eckos und Nora dachten, sie kommen da zu zweit durch, was aber natürlich nicht funktionierte. Sie hatten zwar beide eine Schramme an der jeweiligen Seite, aber Gott sei Dank nicht schlimm. Nebenan im Laufstall steht ein kleines, weißes Pony, das eigentlich ganz süß aussieht, aber Naddel konnte sich nicht wirklich damit anfreunden. Nach dem Dietmar unser Gepäck brachte, wir unsere Zimmer und den Rest des Quartiers erkundschafteten, sah sich Christine die Strecke des nächsten Tages an. 
Ohne Einladung setzte sich ein Arbeiter aus Berlin zu uns. Anfangs gings noch, aber er hatte schon ziemlich einen sitzen. Natürlich redete er nur Schmarrn und zum Schluß wurde er noch böse. Wir hatten schon Angst, daß er handgreiflich würde. Aber nachdem er noch einen Schluck aus seiner Bierflasche genommen hatte, verschwand er wieder.

Sonntag, 11.07.04 – Marienheim-Donauwörth

Obwohl das besoffen „Wagen-Scheidel“ sein Zimmer neben uns hatte, konnten wir gut schlafen. Um 7.00 Uhr machte uns Hr. Nutz ein leckeres Frühstück und er setzte sich mit seiner Tasse Kaffee zu uns zum Ratschen. Er erzählte uns, das vor ein paar Tagen aus Budapest ein Vater mit seinem Sohn bei ihm übernachteten. Dessen Lebenstraum war es schon immer von Budapest nach Offenburg zur EuroCheval zu reiten.
Um 9.30 Uhr gings schließlich weiter. Nach ein paar Metern befanden wir uns unbeabsichtigt, aber durchaus passend, auf dem Rundweg des internationalen Volkswandertags. Das hieß, antraben bis zum nächsten Wanderer und dann wieder im Schritt weiter. Da wir wiedereinmal einen „optimalen“ Routenvorschlag eines Ortsansässigen Reiters befolgten, kam es wie es kommen musste: Ein Stacheldrahtzaun der jedem Hochsicherheitstrakt zur Ehre gereicht hätte, versperrte uns plötzlich den Weg. Zunächst versuchten wir den Zaun in nörchlicher Richtung zu umgehen, was uns aber schier unmöglich erschien. Also, die ganze Kompanie kehrt und Richtung Süden (zweiter Versuch). Dieser führte uns auf direktem Weg an der Kontrollstation der Wanderer vorbei. Da Karin von den männlichen Kontrolleuren so fasziniert war (2 ältere Herren mit Bierbauch und Getränkefaß’l), stieß sie aus Versehen mit dem Steigbügel den Abfalleimer um. 
Endlich wieder auf dem richtigen Weg, wollten wir laut Karte die Bahnlinie und die B16 überqueren. Doch siehe da, es gab keine Brücke mehr, dafür war aber eine neugebaute Straße vorhanden. Das kostete wieder Zeit und Nerven. Kurze Zeit später befanden wir uns wieder an der Donau, wo es flott vorwärts ging. Derweil uns ständig eine Gewitterwolke folgte. Kurz nach der Staustufe bei Bertoldsheim machten wir Mittagspause und testeten mit Erfolg unseren Faltwassereimer. 
Weiter gings an der Donau, bis Marxheim, wo uns eine nicht mehr vorhandene Brücke zu einem weiteren Umweg zwang. Wir überquerten den Lech um wieder zu unserer ständigen Begleiterin, der Donau, zu gelangen. 

Zwischendurch erfreute uns der Himmel abwechselnd mit Regenschauern und Sonnenstrahlen, so das wir uns ständig an und auszogen und permanent irgendwie naß waren. 
Auf Höhe Schäfstall überquerten wir wieder einmal die Donau und machten uns auf die letzten Kilometer zum Schießerhof. 
Wir bestaunten die Kühe am Berg in der Ungewissheit, diesen ebenfalls bezwingen zu müssen. Nach anstrengenden 47 km blieb uns der Berg leider nicht erspart. Hechelnd oben angelangt, ließen wir uns ins Gras fallen und bewunderten das Panorama (La Montanara für das Objektiv). Auf dem noch etwas ziehenden, leicht bergauf führenden Weg, zu unserem Quartier, holten uns Michaela’s Eltern ein. Kurz versorgten sie uns mit Getränken und weiter gings. 
Laut einer vorbeifahrenden Ortskundigen ( schon wieder) hätten wir nur noch 10 Minuten, die sich jedoch als schweißtreibende 20 Minuten entpuppten. Unsere Gastgeber verfolgten unsere Qual mit dem Fernglas, erkannten unsere Notlage, so dass das Essen fertig auf dem Tisch stand (schwäbische Spätzle, Putenkeule, Gurkensalat mit Knoblauchsoße, Tomatensalat und als Nachspeise Erdbeercreme) Hmmmmmm……….. J.
Michaela wurde von Ihren Eltern mitgenommen, da sie die nächsten 2 Tage in die Berufsschule musste. Wir bezogen derweilen unser nett eingerichtetes Quartier, ein Gartenhäuschen (Dusche, TV, Eckbank, alles vorhanden). Der Schlaf war sehr erholsam und auch Christine hat die Nacht ohne größere Blessuren am Kopf überstanden (extrem niedriger Dachbalken). Das ausgesprochen üppige Frühstück (Frühstücksei, Kuchen, Joghurt, usw.) war sehr unterhaltsam, denn die Großeltern erzählten uns Ihre halbe Lebensgeschichte und der Opa unterstellte uns, das wir nur deshalb so gerne reiten würden, weil es so schön „schaukelt“.

Montag, 12.07.04 – Donauwörth-Hausen

Nach der Tortour des vorherigen Tages marschierten wir am Golfplatz entlang Richtung Donauwörth. Die Teerstraßen in Donauwörth gingen auf und ab, vorbei an Autos, Bussen und Markisen und das mit 2 Handpferden, da Michaela die Schulbank drücken musste. Von weitem hörten und sahen wir einen Hubschrauber der sich unaufhaltsam uns näherte. Kurz drauf rauschte ein Einsatzfahrzeug mit Blaulicht an uns vorbei. Einige Meter weiter, landete der „Christopher 32“ auf einer Wiese, an der unsere Pferdchen trotz noch rotierender Propeller, problemlos vorbeimarschierten. Nach diesen anstrengenden 10 km durch ganz Donauwörth, gings im flotten Trab weiter. Wir suchten unsere Altbekannte Freundin, die Donau, an deren Dammfuß wir schnell vorwärts kamen. Durch „übereifrige“ Stadtarbeiter wurden wir kurzfristig gestoppt, ließen uns über das Reitverbot belehren und da deren Chef nicht anwesend war, setzten wir unsere Reise fort. Wir erprobten unsere Ausrede: „Wir sind nicht von hier“, was auch funktionierte und jederzeit neu angewendet werden kann. Karin trabte mit ihrem „Hengst“ Eckos auf dem Damm voran, als sich plötzlich ein im Weg liegender Ast, als ca. 50 cm lange, braun-schwarze Schlange herausstellte. Eckos zeigte keinerlei Reaktion, als sich die Schlange aufbäumte und unter seine Hufe geriet. Davon unberührt führte unser Weg durch ein Wäldchen mit einem nebenherfließenden Bächlein. Diese romantische Idylle wurde durch 2 auffliegende „Kampfenten“ gestört. Nora und Naddel sprangen zur Seite in Richtung Baum, beruhigten sich aber gleich wieder. Die beiden Reitponys weigerten sich, auf dem „New Forest Pony Hof“ nebeneinander in 2 Boxen zu stehen, ohne ihre beschützenden Wallache. Also kamen alle 4 in einen Laufstall. Abends duschten wir uns und genossen die Ruhe im nahegelegenen Biergarten.

Dienstag, 13.07.04 – Hausen-Hürben

Der nächste morgen begann mit einem Adrenalin-Kick. Christine ging in den Laufstall, um die Pferde zu füttern, als einer der Herren Nora zwickte und diese in ihrer Panik Christine überrumpelte, so das sie unter Nora`s Hufe geriet. In sekundenschnelle bildete sich auf ihrem linken Handrücken eine Beule von der größe einer Walnuß. Unsere Gastgeberin brachte für Christine ein Mittel (Thensolvat) das eigentlich für Pferde ist, beim Menschen aber genauso wirkt. Christine bekam noch einen Verband drüber und dann mußten wir auch schon weiter. 
Heute durfte ich auf Naddel reiten, damit Noras Satteldruck-Stelle etwas geschont wurde. Der Tag verlief sonst ziemlich ruhig. Abends kamen wir bei unserer Gastgeberin, einer Tierkommunikatorin an. Sie erzählte uns einige, interessante Dinge, wie z.B. das im Endeffekt jeder die Gabe in sich hat, mit der Seele der Tiere zu sprechen. Sie erklärte uns, das die Naturvölker diese Gabe immer noch haben und wir nur „blockiert“ sind, man anhand von Fotos mit der Seele des Tieres sprechen kann und man diese Gabe auf einen Tag erlernen kann. Naja, ob wir das ganze glauben sollen, wissen wir ehrlich gesagt nicht so recht. 
Nach dieser Unterhaltung, war inzwischen Fam. Hammerl eingetroffen und wir fuhren zu 6 ter im Auto in die nahgelegene Ortschaft, wo unser Nachtquartier war. Trotz „ Navi“ im Auto war das Gasthaus „Zur Kanne“ nicht so leicht ausfindig zu machen. Wir fragten bestimmt 5 Personen nach dem Weg und ich glaub die Innenstadt bestand aus einer einzigen Einbahnstraße. Nach ca. ½ Std. hatten wir unser Ziel gefunden. Wir duschten uns gleich und Rudi nahm unser Gepäck wieder mit und fuhr zur nächsten Station. In der Wirtschaft erwartete uns schon eine etwas ältere Dame, die uns schon ganz herzlich begrüßte und darauf bestand bei ihr zu essen. Natürlich erzählte sie uns ebenfalls ihre halbe Lebensgeschichte unter Zähneklappern und mit einem Slang, den wir fast nicht verstanden. Das Essen war zwar reichlich und gut, aber den Draht in meinem Kartoffelsalat hätte es nicht unbedingt gebraucht. In den 2 Doppelzimmern schliefen wir ganz gut und auch das Frühstück war sehr gut.

Mittwoch, 14.07.04 – Hürben-Ettlenschieß

Als wir morgens unser Pferde von der Koppel holten, mussten wir an einer Auto-Werkstatt vorbei, hinter der uns am Tag davor schon 2 Haflinger begrüßten. Es kam ein sehr netter, junger Mann zu uns und kamen mit ihm ins Gespräch. Christine ließ sich von ihm einen Weg durchs Lonsee-Tal zeigen, den er mit seiner Kutsche auch öfter fährt. Die erste Stunde begleitet er uns mit seinem Rad und Schäferhund. Und seine Werkstatt sperrte er einfach „gschwind“ zu. Als es durch einen Trampelpfad der Berg hinunter ging, lief sein Hund noch ein Stückchen mit. Nun ging es an der ziemlich ausgetrockneten Lonsee entlang, an Kühen auf der Weide und ein paar Höhlen. 
Da wir sonniges Wetter hatten und flott dahintrabten, kamen wir ganz schön ins schwitzen. Die letzten Kilometer marschierten wir dann. Als wir an einer Koppel vorbeikamen, markierte Eckos einen Hengst, um seine Stuten vor dem Araber-Hengst zu verteidigen. Endlich auf unserem Bauernhof in Ettlenschieß eingetroffen dachten wir an nichts böses. Die Pferde wurden versorgt und kamen auf eine Koppel etwas außerhalb der Ortschaft. Anschließen sahen wir uns noch die Pferde unserer Gastgeberin an und fuhren dann wieder zu unserem Nachtquartier…
…Im Hausgang stank es nach Kuhstall, als würde man direkt drin stehen. Dann gings in den 1. Stock, da unten die Schwiegereltern wohnten. Unser Gepäck war schon da, wir konnten uns aber nicht duschen, da nur bei den Schwiegereltern ein Bad war. In der Küche wurden also Hände gewaschen, Zähne geputzt, abgespült und was weiß ich noch was alles gemacht. Zum Abendessen bestellten wir uns Pizza. Mehr oder weniger genussvoll verspeisten wir diese. Mit unseren Isomatten versuchten wir den dreckigen Wohnzimmerboden weitestgehend abzudecken, damit unsere Schlafsäcke nicht so dreckig werden. Die Nacht verlief ziemlich unruhig.

Anm. des Hausmeisters:
Warum? Seit wann macht Dreck Krach?

Donnerstag, 15.07.04 – Ettlenschieß-Heroldstatt

Am nächsten Morgen entdeckte Michaela einen schwarzen Käfer, der aus ihrem T-Shirt flitzte. Die verschimmelte Nektarine, die toten Fliegen und der herumliegende Mais waren ekelhaft. Mein Frühstück viel etwas magerer als sonst aus, da das Gedeck ebenfalls nicht so sauber war. Schnellstens holten wir unsere Pferde, die sich in der Koppel bei dem hohen Gras, recht gut erholt hatten. 
Die ersten Meter marschierten wir und kamen ganz schon ins Schwitzen, was jedoch nicht so tragisch war, da wir vom Vortag ja noch dreckig und speckig waren. Der Weg führte uns durch ein langes Tal, aber auch über ein paar Berge, was unsere „Schienbeine“ ziemlich beanspruchte. Mittlerweile sind wir aber schon etwas durchtrainiert, ab und zu mal ein ziehen, aber das war `s dann auch schon. Auf einigen Hügeln standen große Windräder, wir sahen viele Pferdekoppeln und die Gegend war wunderschön. Die Autokennzeichen waren für mich jetzt schon unbekannt. Los gings ja mit KEH / IN / EI, dann gings weiter mit DON (Donauwörth) + DLG (Dillingen), HDH (Heidenheim) + UL (Ulm) und nun sind wir bei RT (Reutlingen). Den ganzen Tag lang freuten wir uns schon auf das nächste Quartier, das Landhotel „Wiesenhof“ in Heroldstatt. 
In Heroldstatt, in der schwäbischen Alb, angelangt, wurden wir herzlichst begrüßt. Der Reitstall war sehr gepflegt, mit einigen Pferden, aber es waren nicht alle Boxen belegt. Der Pächter des Stalls, Hr Horvat, war total nett. Er war ganz interessiert an den Sätteln, Reithalfter und überhaupt an der ganzen Ausrüstung. Unser Gepäck war schon vor Ort, da es uns von unserer vorherigen Gastgeberin freundlicherweise gegen eine kleine Bezahlung nachgefahren wurde.

Anm. d. Hausmeisters: Keine Angst vorm Dreck gehabt…!? (Sorry, das musste raus!)

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie gut eine Dusche und etwas frisches zum Anziehen ist. Unsere Pferde standen die Nacht über in den Boxen, die übrigens vom Gstaltmayr aus Neustadt/Do. waren. Abends setzten wir uns ins Hotel-Restaurant. Alles war mit viel Holz, ein Kachelofen und man fühlte sich wohl. Auf unser Abendessen freuten wir uns schon, da wir etwas hungrig waren. Ich muß sagen, Karin`s Gericht und meines waren ausreichend. Michaela`s und Christines Gericht, sie hatten beide dasselbe, ließ zu wünschen übrig. Ein Riesenteller und ein kleines Stückchen Putenkeule in der Mitte, also ziemlich mager. In unserem 4 rer Zimmer legten sich Karin und Michaela aufs Bett, während Christine und ich es uns auf der Schlafcouch gemütlich machten.

Freitag, 16.07.04 – Tag Pause in Heroldstatt

Am nächsten morgen gab es ein Frühstücksbuffet mit Müsli, frischer Milch, Käse, Wurst, Semmeln usw. Heute war unser 1. Pausentag nach den ersten 7 Reittagen. Im Zimmer suchte sich jeder eine Beschäftigung. Entweder Lesen, TV schauen oder Kartenspielen. Michaela meinte dann, sie schaut schnell in den Stall nach den Pferden. Nach ca. 1 Std. sahen Karin und ich mal nach wo sie denn bleibt. Unsere Pferde standen auf der Koppel und Michaela saß natürlich schon wieder auf`m Pferd. Eigentlich fragte sie beim Reitlehrer nur nach, ob das Schulpferd „Sandro“ heute nicht bewegt wird und kurz drauf stand das gesattelte Pferd in der Halle und er gab ihr eine Reitstunde oder so was ähnliches. 
Nachmittags sahen wir uns die „Sontheimer Höhle“ an. In der Höhle leben ca. 300 Fledermäuse aus 6 verschiedenen Arte, wie sahen noch ein paar Tropfsteine und es ging ca. 34 Meter in die kalte Tiefe der Höhle, wo uns ziemlich fror. Zu Mittag gönnten wir uns eine Gulaschsuppe und gingen dann zu Fuß, damit wir nicht aus der Übung kamen, wieder zurück zum Hotel. Wir trafen Hr. Horvat an, der meinte, wir hätten ihn ruhig anrufen können, dann hätte er uns wieder von der Höhle abgeholt, denn hingebracht hatte er uns auch. Christine und Michaela zogen sich um um und durften die beiden Stuten „Virgina“ und „Prinzess“ ausprobieren. Sie ritten ca. 1 ½ Std. und kamen ganz schön ins schwitzen. Hr. Horvat machte das ganze sichtlich Spaß. Er fragte uns, wie denn das Essen sei und erzählten im eben, das es bei 2 Gerichten etwas üppiger hätte sein können. Dann war er kurz verschwunden und meinte später, wir sollten doch heute noch mal zum Abendessen in Hotel-Restaurant gehen und ihm am nächsten Tag berichten ob`s nun gepasst hat. Und tatsächlich, die Portionen vielen dieses mal etwas größer aus, nachdem der Ober meinte, wenn uns was nicht passt, dann sollten wir es doch ihm persönlich sagen. Durchs Restaurant konnte man durch eine Glaswand in die Reithalle schauen, wo plötzlich ein Pferd rumtobte. Hr. Horvat jagte es ein wenig herum und wir winkten ihm. Kurz drauf setzte er sich zu uns und wir ratschten bestimmt noch 1 1/2 Std. lang. Vom Ober bekam jede von uns ein Glas Rotwein, Hr. Horvat allerdings nicht. Anscheinend mögen sich die beiden nicht so recht. Die nächste Nacht tauschte ich mit Karin, die dann auf der Couch schlief.

Samstag, 17.07.04 – Heroldstatt-Ödenwaldstetten

Unser Frühstück viel noch etwas üppiger aus und wir machten noch ein schönes Abschlussfoto mit dem supernetten Hr. Horvat. Es wurde ein sehr heißer Tag. Gut das wir einige Strecken im Wald zurücklegten, da dort die Bremsen nicht so schlimm waren. Es ging immer bergauf und bergab…
In einer Ortschaft hielten wir kurz an und fragten bei einer Frau, ob sie für die Pferde etwas Wasser hat. Sie selbst hatte ebenfalls 2 Pferde und brachte uns auch gleich etwas zu trinken. Mittags kamen wir in ein Gewitter. Die Abkühlung tat uns allen gut. Nicht ganz einfach zu meistern war ein, durch den Gewitterregen aufgeweichter Hang, den wir hinunterreiten mussten. 
Michaelas Papa war schon in unserem Quartier. Wir und unsere Pferde marschierten in einem Tal entlang, wo die Luft nur so stand. Alle waren klitschnaß! (Mal abgesehen davon, das wir das eigentlich immer waren, egal ob vom Regen oder vom Schwitzen.) 
Wir ritten durch ein kleines Dorf mit einem Bach, in den wir uns am liebsten mit samt unseren Rösslein reingelegt hätten. Auf der rechten Bergseite sahen wir in der Ferne weiße „Goaßen“ rumkraxeln und etwas unterhalb auf den Wiesen Kühe. Es war also sehr idyllisch. Nun gings mal wieder den Berg hinauf, aber schon in Serpentinen. 
Auf der Hochebene angelangt, unterhielt uns Michaela mit ihrem Gesang, was ich ganz nett fand. Die Hofkäserei war nur noch ein paar Kilometer entfernt. Rundherum waren Wiesen, auf denen Kälber standen, die von uns ganz fasziniert waren. Wir versorgten die Pferde und sprühten sie noch mal mit dem Bremsenmittel ein, denn die Biester waren bei dem schönen Wetter sehr ekelhaft. 
Anschließend quartierten wir uns ins Gartenhäuschen ein, das zwar etwas eng, aber sehr gemütlich war. Nachdem wir uns alle wieder kultiviert hatten, saßen wir vorm Häuschen, genossen die schöne Aussicht auf die Kuhweiden, sahen den jungen, spielenden, herumflitzenden Katzen um uns herum zu und spielten Karten (Romme´). 

Sonntag, 18.07.04 – Pause in Ödenwaldstetten

In den Stockbetten schliefen wir alle sehr gut, bis auf Rudi, der übernachtete in seinem Mondeo. Das morgendliche Frühstück fand vorm Haus statt. Mit frischem Käse, Kuhmilch und Müsli. Natürlich alles Bio- und Öko. Sehr intensiv, vor allem die Kuhmilch, schmeckt irgendwie ganz anders. (Anm.d.Hausmeisters: Jede Milch schmeckt gigantisch, wenn sie noch nicht in einem Edelstahltank war und auch nicht durch eine Molkerei gejagt wurde!)
Vormittags machte dann jeder was anderes, lesen, Bericht schreiben. Zum Mittagessen fuhren wir ins Nachbardorf, wo eine 1100 Jahrfeier bzw. „Eglinger-Dorfhack“ stattfand. Was uns auffiel, jedes Dorf hat ein Rathaus und ein Bachhaus. 
Da es recht heiß war an unserem 2. Pausentag, holten wir uns nur einen Kuchen bzw. Waffeln mit einem Milch-Shake. Anschließend fuhren wir nach Marbach ins Landesgestüt. Das war sehr interessant, denn die Stuten mit den Fohlen standen draußen, die Hengste alle im Stall und weit und breit war kein Personal zu sehen. Man konnte in fast jeden Stall reinspazieren. 
Also ehrlich gesagt „Hengst“ möchte ich keiner sein. Karin machte dann ein Vergleichsfoto von so einem riesigen Hengst im Hintergrund und ich als „Zwerg“ im Vordergrund. Lady hätte wahrscheinlich unten durchwuseln könne, so groß waren diese Pferde. Michaela hätten wir am Besten im Araber-Stall lassen sollen, so begeistert wie sie war. Die Anlage war riesig und im Stall gegenüber von der Straße standen „Schwarzwälder“. Solche Pferde hatte ich auch noch nie gesehen. Die haben eine Mähne, da kann man sich drunter verstecken. 
Da sich Rudi in der Gegend ja schon super auskannte, fuhren wir nach Münsingen zum Eisessen. Abends kochten wir uns Nudeln, natürlich alles Bio, mit unserer Starköchin Michaela H., die zwar das Wasser aufsetzte, na ja und den Rest erledigte dann auch der „Rest“ (Karin, Christine, Heidi). Nach den 2 kg Nudeln mit Soße waren wir ziemlich satt, erledigten noch den Abwasch in unserer kleinen Einbauküche und spielten zu viert wieder einmal Karten. Christine las in Karin’s Buch und draußen gewitterte es. 
Was für die 6 anderen Wanderreiter die ca. 25 km von Ödenwaldstetten ihren Stall hatten, nicht so gut bekam.

Wieder eine launige Anmerkung eures Hausmeisters:

  1. Welche anderen 6 Wanderreiter?
  2. Wieso 25km entfernt einen Stall?
  3. …und warum bekam es denen schlecht?

Bitte redet mit uns! 
Erzählt uns mehr von den 6 Ghost-Riders, die hier einfach so auftauchen und dann wieder im Nebel der Unendlichkeit verschwinden…
Wir befürchten das Schlimmste für die Sechs!

Im Ernst Mädels, waren da so tolle Kerle dabei, daß man die einfach nicht aus dem Kopf bekam? (So wie das aussieht, darf ich nach diesem Kommentar längere Zeit nur noch mit Verkleidung inkognito auf den Hof…)

Montag, 19.07.04 – Ödenwaldstetten-Boll

Am morgen hieß es wieder „selbst versorgen.“ Mit unseren „Mitessern“ den Hofkatzen. Nora wurde als Handpferd von Michaela mitgenommen um ihre Druckstellen zu schonen. Das hieß für mich ebenfalls noch ein Pausentag, was mir auch ganz gut tat. Die Mädels versorgten ihre Ponys, währenddessen ich den Frühstückstisch aufräumte und das Häuschen für den Aufbruch klarschiff machte. 
Wir starteten ziemlich früh, da der Tag sehr heiß wurde. In der Weiter sahen Rudi und ich unsere tapfere Truppe verschwinden und fuhren zum nächsten Quartier, das ca. 40 km entfernt war. Wir lieferten das Gepäck ab und beschlossen, die Burg „Hohenzollern“ in Hechingen zu besichtigen. Was sich wirklich gelohnt hat. Nach diesem Ausflug versuchten wir ca. 1 Stunde lang unseren „Trupp“ zu finden. Als sich auf der Straße eine lange Schlange bildete und nach der Kurve ein roter Schweif hin und her wedelte hatten wir sie gefunden. Die kleine Stärkung mit Wurstsemmeln und etwas „Nervennahrung“ tat ihnen ganz gut. 
Sie brauchten noch ca. 1 Stunde bis zum Quartier. In der Zwischenzeit fuhren Rudi und ich nach Bisingen zu der Firma „Loesdau Pferdesport“, was die nächste Ortschaft nach Hechingen war. Dort stöberten wir ein wenig, fuhren schließlich zum Hof auf dem die Pferde untergebracht wurden und warteten auf die Ankunft unserer „tapferen Krieger“, die dann auch schon innerhalb von 5 Minuten kamen. 
Die Pferde wurden versorgt. Nach dem Abwaschen auf dem Sand- und Sägemehlplatz sahen sie aus wie panierte Schnitzel, weil sich jedes Pferd ein paarmal wälzte. Die Gastgeber vom Hof waren total nett und wir unterhielten uns noch eine Zeit lang mit ihnen, währenddessen ihre Hunde und 2 Labrador-Welpen unsere Streicheleinheiten genossen. Rudi fuhr uns noch zwei Straßen weiter ins Gasthaus, er und Michaela jedoch fuhren nach Hause, da Micha am nächsten Tag noch mal in die Schule musste. Danach sollte dann auch Brigitte (Mensch), Dietmar (Mensch), Manuela (Mensch), Fedora (Pferd), Savanna (Pferd) und Lady (Pferd) nachkommen.
Ach ja, was ich noch fast vergessen hätte: Mein Papa rief in der Früh auf Karins Handy an und meinte, das er von meinem Handy einen Anruf drauf hat, was denn los sei. Ich sagte jedoch, daß dies nicht sein kann, weil ich mein Handy zu Hause wäre, Mama und mein Bruder Stefan es also benutzen. 
Tja, das kam ihm dann auch in den Sinn und fragte dann natürlich nach wie es uns geht und ob er uns schon holen muß. Rudi und Karin meinten, das es nur ein Vowand war, um mich anrufen zu können. Nun sind wir schon bei dem KFZ-Kennzeichen (BL + SIG + TÜ) Balingen, Sigmaringen, Tübingen).

Anmerkung eures Hausmeisters:

Jaja, der Rudi…
Als kampf- und katastrophenerprobter Vater weiß auch er, wie man von seiner Tochter etwas erfahren kann, ohne gleich mit Nervfaktor 100 gekennzeichnet zu werden.
Väter sind so, liebe Heidi! Eigentlich ist das doch ein tolles Gefühl, daß da noch jemand ist, der sofort da wäre, würde man ihn brauchen, was aber natürlich niemals nicht der Fall sein wird! ;-)=)

Ja wo laufen sie denn?

Dienstag, 20.07.04 – Boll-Stockbrunnen

Am nächsten morgen ging`s wieder früh weiter. Unser Frühstück war mal wieder spitze, bis auf die Musik, denn Roy Black mit „Schön ist es, auf der Welt zu sein“ war eher nicht unser Musikgeschmack, aber egal. Da unser Gasthaus nur 2 Straßen weit vom „Reiterhof im Winkel“ entfernt war, packten wir unsere Taschen und marschierten los. 
Ich ritt mal wieder auf Naddel, da Michaela in der Schule war und es Nora ganz gut tat. Natürlich gings mal wieder ziemlich bergig weiter und wir waren vom Schwitzen schnell wieder klitschnaß. Im flotten Trab entfernten wir uns von der Burg „Hohenzollern“ bei Hechingen. 
Plötzlich standen wir vor einem sehr steilen Abstieg, an dem auch kein Weg ersichtlich war. Karin meinte, daß wir da nie heil runterkommen und somit nahmen wir einen Umweg von ca. 4 km in Kauf. Da hier in der Gegend viele Bullen auf Weiden stehen, mussten wir auch an einigen vorbei. Die Bullen sahen uns an, als hätten sie noch nie ein Pferd gesehen und fingen an uns im Trab den Zaun entlang zu begleiten, was für Nora und Naddel schrecklich war. Aber wir bekamen unsere kurz losgaloppierenden Pferde sofort wieder in Griff. Doch zu fast jeder Kuh wurde nun etwas mehr Abstand gehalten. 
Anfangs war das Wetter etwas bewölkt, aber zum Nachmittag hin wurde es dann doch sonnig. Es ging es oft bergauf und bergab. Zum Abend hin und unser Ziel schon fast erreicht, schien der Planet ganz schön stark. In Oberndorf ließen wir die Pferde an einem Brunnen saufen und ein Einheimischer meinte, das vor kurzer Zeit schon Wanderreiter da waren, und wir bestimmt nach Stockbrunnen wollen. Er erklärte uns kurz den Weg und meinte, soweit ist`s nicht mehr. 
Somit ging`s wieder weiter und uns erwartete ein Berg, was auch sonst, für den wir bestimmt ne ¾ Std. brauchten. Und das auf einer Teerstraße!. Auf der Hochebene angelangt, triefend vor Schweiß, konnten wir zu den Serpentinen schauen, die wir zuvor heraufgekommen sind. Nun gings noch ein Stück mit leichten Erhebungen bis zum Reitstall. 
Uns erwartete eine ältere Frau, ziemlich klein, mit x-Beinen und einem Frauenbart. Das ziemlich extrem. Aber die Frau ist ein herzensguter Mensch. Sie selbst hat den Hof nur gepachtet und züchtet Araber, die wir uns auch sofort ansehen durften. 
Bald kamen dann Rudi, Brigitte, Michaela und Savanna. Die nette Frau fuhr mit zu unserem Hotel und nahm Christine wieder mit zum Hof. Dort wartete sie dann auf Dietmar, Manuela, Fedora und Lady. Da wir ja nun schon ziemlich lange unterwegs waren, sahen wir ein wenig fertig aus und auch nervlich wurde es schon etwas kritisch.

Mittwoch, 21.07.04 – Stockbrunnen-Barthleshof

Am nächsten morgen saßen wir alle auf der Terrasse am reich gedeckten Frühstückstisch. Christine sah noch ziemliche müde aus, da sie erst um 24.00 Uhr in Bett kam. Vom Hotel fuhr uns jemand zu dem Hof, wo schon mein kleiner schwarzer Kugelblitz auf mich wartete. Ich freute mich sehr, daß sie jetzt auch dabei sein konnte. Wir machten alles startklar, Brigitte ritt nun auf Nora und Manuela auf Savanna. Gott sei Dank ging es etwas flacher dahin, denn die Sonne war in der Früh schon wie in der Wüste. Rudi, unser Begleitfahrzeug, trafen wir ab und zu. Wir machten meist kurz Pause in der wir von ihm mit kühlen Getränken und Nervennahrung versorgt wurden. 
Heute gings natürlich wieder eine Teerstraße den Berg hinunter bei einer Steigung von 18%. Endlich im Tal angelangt, kamen wir in ein kleines Dörfchen namens „Schilchtau“ wo ein Bach durchfloss. Auf einem schmalen Sträßlein mit Kopfsteinpflaster sahen wir schöne Fachwerkhäuser. Auf einer Bank saß ein Penner, von dem ich dachte, er wird von dem Hufgeklapper wach. Aber ich täuschte mich. In diesem Tal verlief eine Bundesstraße und die Eisenbahn, an der wir auf einem Trampelpfad eine zeitlang entlang ritten. 
An einer Koppel mit Eseln vorbei, denen anscheinend unsere Stuten sehr gefielen, da sie gar nicht mehr aufhörten zu wiehern…
Es ging wieder in Serpentinen den Berg hinauf. Die Sonne knallte von oben herunter. Dieses mal ritten wir aber und den Pferden tropfte der Schweiß hinunter. Kaum waren wir oben angelang, gings kurz darauf einen Waldweg, etwas versperrt durch Steine und Äste, wieder runter. 
Ehe wir uns versahen, konnten wir unser Quartier schon sehen. Zuerst bekamen alle Pferde eine Dusche und zu meiner Verwunderung hielten sich alle ziemlich ruhig. Ich glaube, die haben das genossen. Anschließend brachten wir sie kurz auf den Sand-Reitplatz und sofort legten sich alle Rösser hin. Sie sahen wieder aus, wie panierte Schnitzel. 
Die Pferde auf ihre Stallboxen verteilt und mit Heu versorgt gingen wir zum Duschen und danach zum Essen. Gleich oberhalb des Bauernhauses mit unseren Ferienwohnungen, stand ein etwas größeres Holzhäuschen mit „Biergarten“, wo wir es uns bequem machten. Bis auf ein paar nervige Wespen. Karin machte sich als Kammerjäger alle Ehre und tötete 4 Stück. 
Nach dem Essen gingen Michaela und ich noch mal in den Stall und fütterten die Pferde. Nora stand in einer Box, an der die Stallgasse vorbei ging und somit das monströse, furchterregende Hängebauchschwein namens „Ferdinand“ an ihr vorbeimarschierte. So dass sich Nora nich an ihren Fresstrog traute. Schließlich tauschten wir mit Lady`s Box und dann war wieder Ruhe im Stall. Ferdinand suchte sich wieder sein Schlafgemach im Heuhaufen, wo man nur eine Seite seines Hinterteils sehen konnte.

Donnerstag, 22.07.04 – Barthleshof-Schänzlehof

Die Nacht war einigermaßen ruhig, bis auf das schreiende „Bummerl“ (für Nichtbayern: Jungstier) im Stall. Unser Frühstück war hervorragend, im Gegensatz zu unserem steilen Aufstieg der ca. 1 Stunde lang dauerte. Michaela marschierte mit Naddel und Nora als Handpferd voraus. Für sie war es am härtesten, denn die Nachfolgenden hielten sich an den Schweifen des vorherigen Pferdes fest und ließen sich mit hinauf ziehen. 
Endlich oben angelangt machten wir ca. ½ Std. Pause. Schließlich entschieden wir uns für den Weg im Tal, wo wir an der Straße entlang mussten, aber immer noch besser als so bergig und das den ganzen Tag. Das Wetter war wieder ziemlich sonnig. Wir cremten uns morgens zwar immer ein, aber durch das Schwitzen brachte das Ganze nicht wirklich was und ich sah aus wie eine „rote Tomate“ (laut Michaela). Ansonsten verlief der Tag ruhig. 
Zum Schluß gings an der Kinzig entlang und am liebsten wären wir alle, so wie wir waren, hineingesprungen. Vor lauter Schauen, ob es nicht doch einen Weg zum Bach hinunter gäbe, hatten wir eine Frau übersehen. Sie lag splitternackt im hohen Gras auf dem Weg, den wir entlang ritten. Christine musste ziemlich aprupt bremsen. 
Rudi und Brigitte erwarteten uns schon auf dem wunderschönen Isländerhof. Natürlich wurden unsere Pferde wieder geduscht und kamen in einen überdachten Laufstall. Der Hof ist so was ähnliches wie ein Schullandheim. Zum Abendessen bestellten wir uns Pizza und gingen ziemlich früh zu Bett.

Anmerkung eures Hausmeisters:

Also, irgendwie verstehe ich das nicht:
Entweder ist es ein Weg, oder es steht hohes Gras. Wie kann dann eine Dame spärlich bekleidet im hohen Gras auf dem Weg liegen. Aber Egal, soll doch jeder die Natur so genießen, wie es ihm gefällt.

Freitag, 23.07.04 – Schänzlehof-Offenburg

Um 4.00 Uhr früh klingelter der Wecker. Ich konnte eh die ganze Nacht nicht schlafen, da es so warm war und ich auch etwas aufgeregt war. Brigitte und Rudi waren so lieb und hatten schon das Frühstück hergerichtet.. So das wir uns nur noch hinsetzen und später nur aufstehen brauchten. 
Um 6.00 Uhr tigerten wir mit den Schweizern los, die ebenfalls auf dem Hof einquartiert waren, allerdings im Heuboden. Die Schweizer ritten und fuhren mit ihrer Kutsche voraus. Nach kurzer Zeit blieben sie am Straßenrand stehen, einer ging in die gegenüberliegende Bäckerei und sie machten kurz Frühstück. Dann ging’s weiter und natürlich bekamen wir’s G’schau von den Leuten.
In Reihe und Glied ritten wir einen Weg rauf, wo sich kurz drauf herausstellte, das wir in einer Sackgasse gelandet waren. Also alles kehrt und ehe ich mich versah war ich mitten unter den Schweizern und vor der Kutsche. Wieder auf der Straße ging ich mit Lady ein Stück zur Seite, damit die Kutsche vorbei konnte, was Lady allerdings nicht so passte. Sie streckte den Freibergern ihr Hinterteil entgegen und fing ein wenig zu steigen an. Gott sei Dank passierte aber nichts. An der Kinzig trennten sich unsere Wege, die Schweizer galoppierten auf der einen Seite des Damms voraus, während wir auf der anderen Seite im Trab losmarschierten. Nun ging es immer dem Damm entlang. Als die Schweizer eine Pause einlegten, holten wir sie wieder ein und ritten weiter. Die Berge wurden immer flacher und die Hitze unerträglich, der Damm immer länger und das Ziel, eine Brücke, schien nicht näher zu kommen. 
An der langersehnten Brücke machten wir dann Pause. Natürlich von Rudi und Brigitte schon erwartet, machten wir unseren Pferden die Halfer-Nr. dran, die sie währende der gesamten Messe behalten mussten. Bald kamen auch die Schweizer wieder vorbei und mit der Zeit auch einige andere Reiter. Nun hieß es das letzte Stück führen und den Pferdeäpfeln folgen. Die Luft schien über dem Feld zu stehen und nun merkte man, das uns die Kräfte langsam aber sicher entflohen. Noch ein letztes Mal den Damm hinauf und wir sahen Offenburg! 
Eine Gruppe von Reitern kam unten am Damm entlang getrabt ohne Sattel und es waren Bardigianos, die uns auch gleich begrüßten. Nach ein paar Metern sahen wir den Eingang zur Messe. Wir hatten es geschafft. Unter der Eisenbahnunterführung durch und genau in diesem Moment kam ein Zug. Das war so laut, das Lady und Nora, die als lezte einmarschierten, genau drunter standen und, naja, etwas aus der Ruhe kamen. 
Dann sahen uns noch so viele Menschen an. Am Wanderreiter-Zelt des VFD angelangt, wurde abgesattelt und die kleine Wartezeit auf den Tierarzt mit der Tränkung an einem Brunnen verkürzt. Nun mussten nur noch alle Pferde gesund durch die Untersuchung kommen. Bei Nora hatten wir schon Bedenken. Er füllte für jedes Pferd einen Zettel aus und legte ihn in unsere gelben Streckennachweise. Zu Nora hat er nichts gesagt, die anderen meinten wenn sie durchgefallen wäre, hätte er es schon gesagt. 
Wir platzierten unsere Pferde auf ihre Plätze (Ständer) im Wanderreiter-Pferdezelt. Nach deren Versorgung gingen Michaela und ich zum Duschen. Das war eine heikles Unterfangen, da an der Außenseite der Duschcontainer keine Damen und Herren gekennzeichnet waren. Aber uns kannte ja niemand und wahrscheinlich sehe ich diese Leute nie wieder. Frisch geduscht schwitzten wir schon wieder, denn es war ziemlich schwül. 
Am Abend fand der Fackelritt durch Offenburg statt, den wir uns ohne Pferde ansahen. Das war wunderschön. Die Nacht verbrachten wir im „Massenlager“ bzw. Zelt. Eigentlich hatte ich eine wenig Angst davor, was völlig unbegründet war. Denn auf den Rotwein von Rudi und Brigitte konnte ich schlafen wie ein Mumeltier.

Samstag, 24.07.04 – Offenburg Euro-Cheval

Der Tag verlief so, daß jede von uns 2 Std. Stallwache hatte, das hieß, die Pferde in unserem Zelt zu beobachten und auf die Besucher ein wenig achtgeben. Den Rest der Zeit marschierten wir durch die Messe. Für Lady und Naddel fanden wir 2 schöne Lederhalfter und die passenden Stricke dazu. 
Nachmittags um 17.30 Uhr war dann die Siegerehrung zu der wir natürlich mussten, da wir von den Gruppenreitern mit Gesamt 452 km den 1. Platz erreichten und das mit allen 4 Pferden. Laut Hr. Harter, einem Organisator und Verkäufer von Lady, mussten wir einreiten. Wovor ich mit Nora schon ein wenig Angst hatte, nachdem sie sich in den ersten Tagen so aufführte. Zu meiner Verwunderung marschierten aber alle einwandfrei durch die Menschenmengen bis zum Abreiteplatz und auch dort waren sie für’s erste Mal sehr anständig. Natürlich kamen auch die anderen Wanderreiter und wir marschierten in den großen Sandplatz auf dem die großen Vorführungen stattfanden. Wir erhielten einen Pokal und die goldenen Reitabzeichen. In der Einzelwertung wurde eine Frau Sieger mit 870 km und die Ungarn mit 1.450 km und 42 Tagen bekamen ebenfalls einen Preis. 
Als wir die Ehrenrunde ritten waren unsere Pferdchen schon auch ein wenig aus dem Häuschen, denn die Menschen auf den Tribünen klatschten und die Pferde wussten nicht, in welche Richtung si sich drehen sollten. Endlich auf dem Abreiteplatz angelangt, fing ein Apfelschimmel durch die hinter uns heraustrabende Kutsche, zu bocken an. Was die Unseren natürlich auch etwas beunruhigte. Aber ich und auch die anderen bekamen unsere Partner Pferd in den Griff. Brigitte hatte Lady als Handpferd und war von ihrem Temperament sehr angetan, denn für Lady war das natürlich ganz was neues.
Nun hatten wir es geschafft und sogar noch mit dem 1. Platz und alle kerngesund, Pferde wie Reiter. Rudi, Wicki und Dietmar brachten die Pferde zurück in unser letztes Quartier, wo sie nun endlich ihre Ruhe hatten. Wir machten uns auf in die Gala-Show, die sehr lange dauerte (3 Std. ), jedoch was vom Feinsten war. Kinder Zeigten mit Ihren Freibergern so etwas wie die ungarische Post, aber mit Sprüngen. Eine Polizei-Staffel zeigte unglaubliche Dinge, wie z.B. durch eine Papier-Wand springen, vor Knallfröschen und sprühenden Sylvesterkrachern direkt daneben in aller Ruhe sehen zu bleiben, einen riesigen Gummiball auf den Kopf zu kriegen und anschließend damit Fußball spielen, das war wirklich atemberaubend. 
Es fuhren Kutschen aller Art mit den verschiedensten Pferderassen vor. Dann kamen die „Goaßelschnalzer“, Lusitanos, Quarter Horses, Haflinger und eine Hengstparade aus den verschiedenen Gestüten z.B. Marbach, Schwaiganger, aus der Schweiz und Frankreich, von denen ich allerdings die Namen nicht mehr weiß. 
Zum Ende wurde ein Kutschparcours ausgesteckt, durch den jeweils ein Team aus einem 4-er und 2-er Gespann bestehend und in einer Art Staffellauf diesen Parcours in der schnellstmöglichen Zeit durchfahren musste. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Rudi holte uns dann ab und brachte uns ins letzte Quartier. Endlich in einer anständigen Dusche geduscht ratschten wir noch ein wenig und schliefen dann alle wie die Murmeltiere.

Sonntag, 25.07.04 – Schänzlehof-Schambach

Am morgen waren wir alle gemeinsam bei Frühstück und um ca. 10.00 Uhr fuhren wir geschlossen los. Auf der Autobahn kamen wir sehr zügig voran, so das wir um 16.00 Uhr zu Hausen waren. Den größten Teil der Fahrt verbrachte ich im Schlaf. Bei der Ankunft in Schambach wurden noch mal Fotos mit dem Pokal geschossen und anschließend zum Stanglbräu nach Herrnwahlthann gefahren. Meine Eltern holten mich ab und war überglücklich sie wieder zu sehen. Was ihnen genau so ging. Mein Brüderlein freute sich natürlich auch mich wieder zu sehen.

Im großen und ganzen war der Trip eine Bereicherung meines Lebens. Mit allen Höhen und Tiefen die wir gemeinsam überstanden hatten. Ob ich`s ein 2`tes mal wagen würde, kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall war es wunderschön, die Gegend aus dieser Perspektive zu sehen und die Natur so zu erleben. Die verschiedenen interessanten Menschen kennen zu lernen und auch ihre Ansichten, Bräuche und Dialekte. Ich bin froh mit diesen Mädels Christine, Michaela und Karin sowie später mit Brigitte und Manuela gemeinsam den langen Weg von Schambach nach Offenburg über 452,20 km gemeistert zu haben und nicht zu vergessen unseren Partner Pferd.

Ein Nachwort… – Was auch mal gesagt werden sollte!

Ich persönlich habe Rudi bewundert. Mit seinem Engagement, der Bereitschaft, seine Freizeit und Urlaub zu Opfern und seiner Ausgeglichenheit hat er einen ganz entscheidenden Beitrag geleistet, daß dieser Ritt ein Erfolg wurde. Deswegen habe ich das „Pokal“-Bild ausgesucht, auf dem auch Rudi mit drauf ist. Ich finde, er hat ihn genauso mit erritten, wie alle Reiterinnen auch!  (gez. Wicky)

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