Herbstzeit, Schwammerlzeit…

und genauso wie die Pilze schießen Reiterhöfe aus dem Boden. Dadurch ist die Auswahl auch immens, was Reiterfeien für Kinder anbelangt. Um die Entscheidung der Eltern hinsichtlich des passenden Hofes für ihre Sprösslinge zu erleichtern, möchten wir hier nun einige Auswahlkriterien näher beleuchten:

Gemeinschaft: 

„Allein ist es im Paradies nicht schön!“ Achten Sie also darauf, dass ihr Kind mit genügend Gleichaltrigen untergebracht ist. 80 Kinder auf einem Pferdehof lassen bestimmt keine Langeweile aufkommen und aufgrund der wenigen Betreuer bleiben Ihrem Kind auch entsprechend viele Möglichkeiten, sich frei entfalten zu können.

Unterbringung: 

Kinder lieben Stockbetten, je mehr in einem Zimmer, umso besser, denn dadurch lernt Ihr Kind, aufgrund des beschränkten Platzangebots, wesentliche von unwesentlichen Dingen zu unterscheiden und nimmt deshalb auch entsprechend wenig Gepäck mit. Desweiteren werden das Durchsetzungsvermögen und die Kompromissbereitschaft Ihres Kindes geschult, da sich in manchen Fällen 20 Kinder oder mehr eine Toilette und eine Dusche teilen und somit ein gewisses Timing notwendig wird.

Pflegepferd: 

Manche Ponyhöfe stellen Ihrem Kind für die Dauer des Aufenthalts ein Pflegepferd oder –pony zur Verfügung. So lernt Ihr Kind Verantwortung zu tragen: Morgens um 6 Uhr aufstehen und füttern, Pferden lieben Hafer, also die Futterkrippe füllen, bis obenhin – für die kleine Kolik zwischendurch – denn schließlich muß das Tier ja auch den ganzen Tag arbeiten. Die mitgebrachten Leckerlis noch obendrauf, aber berücksichtigen Sie bitte die Vorlieben des Pflegepferdes, denn nicht jeder mag Rote Bete- oder Bananen-Geschmack und die Apfel-Zimt-Leckerlis bitte nur zur Weihnachtszeit. 
Falls Ihr Kind aufgrund des Aufschüttelns von nicht mehr ganz so einwandfreiem aber billigem Heu und Stroh allergische Reaktionen zeigt, bitten Sie ein anderes, robusteres Kind um Mithilfe bei der anfallenden Stallarbeit.
Ein ganz besonderer Spaß ist das Ausmisten des Pflegepferdes, wobei sich oft die besonders fleißigen Kinder an einer Spezialaufgabe bewähren dürfen, wie beispielsweise auf einem oberbayerischen Pferdehof den Laufstall misten. Hierbei ist Ihr Kind mit drei anderen Kindern täglich ca. 4 Stunden beschäftigt, das ist sicherlich ein gesunder Ausgleich zum eintönigen Sitzen in der Schule oder vorm Fernseher. Achten Sie aber darauf, dass ihr Kind dabei genügend Pausen macht und viel trinkt, denn nach dem zehnten Schubkarren mit Mist, lässt dann doch etwas die Kondition nach.
Falls Ihr Kind die Erlaubnis bekommt, alleine mit seinem Pflegepferd spazieren gehen zu dürfen, sprechen Sie mit ihm noch mal die kleine Broschüre „Sicheres und korrektes Verhalten im Straßenverkehr“ durch. Achten Sie darauf, dass auch das jeweilige Pflegepferd zuhört, denn nur dann kann gewährleistet werden, dass der gemeinsame Ausflug an der Bundesstraße zur unfallfreien Freizeitbeschäftigung wird.
Falls Sie aber das Gefühl haben, Ihr Kind möchte gar nicht so viel misten und pflegen, wählen Sie einen Hof mit viel Stall und wenig Koppel. Mit viel Glück sind nämlich hier noch einige Pferde und Ponys in Ständerboxen untergebracht, d. h. sie sind Tag und Nacht angebunden und deshalb jederzeit verfügbar. Sie müssen nicht auf die Koppel gebracht oder von dort schmutzig und voller Dreck im Fell geholt werden. Zum Misten muß nur kurz mal der Haufen hinter dem Pferd beseitigt werden, da das Pferd glücklicherweise nirgendwo anders hinäpfeln kann, ist ja angebunden. Meistens werden sie schon frühmorgens gesattelt und stehen somit den ganzen Tag ihrem Kind zur Verfügung, bei Bedarf wird es aus dem Ständer geholt und geritten, anschließend wieder im Ständer geparkt, praktisch, oder!?

Reiten und Ausrüstung des Pferdes: 

Nun kommen wir zum eigentlichen Zweck der Reiterferien, Ihr Kind möchte schließlich nicht nur arbeiten und pflegen sondern das ein oder andere Mal auch reiten. Falls Ihr Kind gerne Cowboy und Indianer spielt und Sie ihm die Gelegenheit dazu auch gerne geben möchten, wählen Sie einen Hof mit mindestens 100 Pferden. Hier steigt die Wahrscheinlichkeit, dass nicht jedes Pferd seinen eigenen Sattel besitzt und wenn natürlich die 10 vorhandenen Sättel bereits samt Pferd schon in der Halle ihre Runden ziehen, darf Ihr Kind auf dem ersehnten blanken Pferderücken in der Parallel-Reitstunde über den Reitplatz sausen, wie Winnetou durch die Prärie… Ein weiterer Vorteil, bei einem eventuellen Sturz sind ein paar verbogene Federn aus dem Indianerschmuck billiger zu ersetzen als ein teurer Reithelm. Falls Sie jedoch das Gefühl haben, Ihr Kind könnte mit dem Reiten überfordert werden, wählen Sie einen Hof mit viel Gemeinschaftssinn (mindestens 80 Kinder), denn somit bleibt für jeden nur noch vor- und nachmittags jeweils eine halbe Stunde zum Reiten und Ihr Kind hat dazwischen genügend Zeit sich zu erholen und irgendwie anderweitig zu beschäftigen.

Verpflegung Ihres Kindes: 

Hierbei ist nun zu Unterscheiden, ob Ihr Kind zu dem eher leptosomen Typ gehört oder zu Übergewicht neigt. Trifft letzteres zu, haben Sie auf den meisten Reiterhöfen gute Chancen, Ihrem Kind eine wahre Schlankheitskur zu gönnen. Vermutlich trifft der Geschmack der excellenten 3-Sterne-Köche nicht immer so ganz die Vorstellungen ihrer Gäste, denn so manches mal ist die einzige Rettung die Scheibe Brot, die es abends zur Wurst- und Käseplatte gibt, allerdings werden solche Pferdehöfe auch gerne von diversen Krankenkassen unterstützt, frei nach dem Motto „Reiten macht Schlank!“
Ist Ihr Kind jedoch von zarter, schlanker Statur, vergessen Sie um Himmels Willen das Care-Paket nicht, gefüllt mit Schokoriegeln, Chips, Keksen, Salami, Bonbons, Müsliriegeln und allem, was Ihr Kind gerne isst und den notwendigen Kalorien- und Zuckergehalt aufweist. Nur so ist gewährleistet, dass Ihr Kind die notwenige Energie erhält, diese Reiterferien zu überstehen.

Wir hoffen, dass Ihnen nun die Auswahl eines passenden Reiterhofes für Ihr Kind etwas leichter fällt, aber bedenken Sie vor allem noch folgendes: Egal, wie schön der Hof ist, wie lecker das Essen, wie gepflegt die Pferde, wie gemütlich die Unterbringung, wie nett und kompetent die Betreuer, wie vielseitig die Freizeitbeschäftigung – der Preis zählt, mehr als 99 € die Woche inklusive Reiten und Vollpension sollten Sie wirklich nicht ausgeben!!! Frei nach dem Motto „Geiz ist Geil!“ sollten Sie doch dem Geld zuliebe auf das Optimum für Ihr Kind verzichten…

Schreibe einen Kommentar