Ist das ein Zirkus?!

„Vorwürfe der Tierquälerei gegen Zirkus Krone“ hieß ein Artikel in unserer Mittelbayerischen Zeitung vom 22.12.2008. Besonders Elefanten und Pferde sollen betroffen (gewesen) sein. Die Elefanten mussten schwere Fußketten tragen und waren / sind wie die Pferde auf zu engem Raum untergebracht bzw. hatten / haben zu wenig Auslauf. Ob’s Zufall war, dass diese Ereignisse gerade kurz vor Weihnachten bekannt wurden…..?
Der Artikel erinnerte mich an einen Zirkusbesuch, den ich vor einiger Zeit mit meiner kleinen Tochter machte. Sie sollte auch mal die Zirkusluft kennen lernen. Besonders freute sie sich auf den Clown und als junge Rötelbergerin natürlich auf die Pferde. Da auch ich seit Jahren nicht mehr im Zirkus war, war ich sehr gespannt auf das Programm. Über dieses, speziell die Pferdenummern muss wirklich berichtet werden:

Vier Friesen eröffneten die Vorstellung. Mit geblähten Nüstern, angelegten Ohren, eingerollten Hälsen, speichelnd auf Teufel komm raus und nicht zu vergessen den wunderschön rot-gelb geschmückten Ausbindern boten sie den Zuschauern ein wirklich erhabenes Bild. Auf wundersame Weise fanden die Vier ihre Wege durch die Manege. Das war ganz eindeutig das eigentliche Kunststück: Nix sehen und trotzdem Figuren vorführen. Selbst unter verschärften Bedingungen, nämlich laufendem Peitschengeknalle des „Pferdedompteurs“, ließen sich die Schwarzen nicht durcheinander bringen. Tolle Leistung! Am Ende ihrer Lektionen verließen die Friesen dann genauso entspannt wie bei ihrem Einmarsch und sichtlich ohne Stress die Manege um bestimmt ungeduldig auf den nächsten Auftritt in der Abendvorstellung zu warten. 

Und stellt Euch vor, es kam sogar noch besser: Ein Schimmelchen mit steil aufgestelltem Schweif, weit aufgerissenen Augen und ebenfalls geblähten Nüstern (damit es die Zuschauer besser sehen und riechen kann, bestimmt) kam in die Manege galoppiert. Auch bei dieser Nummer besonders wichtig das Peitschen- geknalle seines „Herrchens“. Das Schimmelchen zog seine Kreise in der Arena, senkte seine Nase bis zum Boden, kaute und leckte, dass es eine wahre Pracht war und erdreistete sich doch tatsächlich, innen in den Kreis in Richtung Herrchen zu kommen. Mit noch mehr Peitschengeknalle wurde es prompt wieder auf seinen Platz nach außen verwiesen. Sein Herrchen ist schon ein wahrer Kenner des Join-Up! Ja, das ist er! Schließlich arbeitet dieser doch täglich mit Pferden. Da muss es sich doch um einen Experten handeln, oder? Und weil er sich beim Join-Up und Ausdrucksverhalten der Pferde so gut auskennt, brachte er das Schimmelchen mit weiterem Peitschengeknalle zum steigen. Ah, endlich hat’s das Pferdchen verstanden! 

Sehr schön und beeindruckend das alles!

In der Pause kamen auch wir an der Tiershow nicht vorbei. Die Pferdeartisten waren in richtig gemütlichen Heimen untergebracht. Und diese waren auch sichtlich mit ihren Behausungen zufrieden. Die Friesen nannten jeweils eine kleine kuschelige Box ihr eigen. Immer noch Ohren anliegend und ihrem Boxennachbarn teils Zähne zeigend (sind also wirklich gut aufgelegt, die lachen ja sogar) genossen sie augenfällig ihre Pause bis zum nächsten Auftritt. Das Schimmelchen wohnte in einer kleinen Boxen-WG mit einem zweiten Weißen. Die spielten wohl gerade fangen. Sieger war das Schimmelchen – es hatte den Weißen schon ein paar Mal mit den Zähnen erwischt. Ja und dann waren da noch vier Shetties und ein größeres braunes Pony. Das Braune war wohl nicht besonders klug; warum hätte man es sonst in der Box direkt vorm Heuhaufen anbinden müssen???

Der absolute Renner aber war das Kinderreiten nach der Zirkusvorstellung. Das braune Pony gefolgt von den Shetties standen für die vielen Kinder bereit. Jetzt weiß ich auch wieso es Kinderreiten heißt. WEIL die Zirkus-KINDER die Ponys führen! Die Erwachsenen sind schließlich mit dem Kassieren beschäftigt. Und wie man Ponys richtig führt habe ich mir von den Zirkus-Kindern jetzt auch abgeguckt; die haben’s bestimmt von ihren Eltern, den nachweislichen Pferdekennern gelernt: Also, man nehme NICHT Strick oder Zügel – Gott bewahre! Man greife direkt in die Trense, verdrehe den Hals des Ponys und ziehe es samt reitendem Kleinkind hinter sich her. Naja, wenn ein Pony schon sein Heu nicht alleine findet, wie soll es sich dann in der Manege ohne Hilfe zurecht finden??? Ein Ellbogencheck ins Gesicht des Ponies verhindert übrigens abkürzen. Eine gute Methode! Auf diese Weise können wilde Shetties oder dumme Ponies (ja, es ist heutzutage schon schwer, gutes „Personal“ zu finden) sogar von Kindern herum geführt werden. Die kleinen Besucher bekommen wirklich etwas für ihr Geld geboten und kommen garantiert sicher am anderen Ende der Zirkusmanege wieder an.

Zusammenfassend lässt sich feststellen – der Zirkusbesuch war ein voller Erfolg! Eine Werbung für respektvollen und artgerechten Umgang mit Pferden und Ponys! Hier, wo selbst die Enkelin des Zirkusdirektors mit ihren 11 Jahren als Schlangenfrau auftritt, sich bis zum „geht nicht mehr“ verbiegt und dafür vom Opa in den höchsten Tönen gelobt wird, ist schließlich auch nichts anderes zu erwarten…

Mal im Ernst – mein Bedarf an Zirkus bzw. Tiernummern ist absolut gedeckt.
Ich frage mich, ob Tiere überhaupt in den Zirkus gehören. Aber das ist ein extra Thema.

Angie
Im Januar 2009

P.S.: Das restliche Programm mit Clown, Jongleur, Hochseilartistik u.ä. war ganz ok.

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