Equirando 2010, Vizille

Hinweis: Von dieser Reise gibt es ein wunderbares einstündiges DVD-Video. Wenn man Dietmar freundlich fragt, könnte ich mir vorstellen, dass man eine Kopie davon bekommt.

Reiten im Radler- und Wintersportgebiet – Herausforderung pur!
Dieses Jahr eroberten wir die französischen Alpen

Im Juli 2010 war es wieder soweit: das alle 2 Jahre stattfindende Equirando wurde kürzlich in Vizille, Nähe Grenoble ausgetragen. Vier Reiter unserer Rötelbergranch, Christine, Angie und ihre 9-Jährige Tochter Sophie und Nathalie waren mit von der Partie. Wir legten in 5 Reittagen, die uns durch die französischen Alpen führte, rund 100 km und 2500 Höhenmeter zurück. In Vizille feierten wir dann drei Tage mit 800 anderen Reitern und deren Begleitern aus Belgien, Italien, der Schweiz und natürlich Frankreich. Höhepunkt der Reitsportveranstaltung ist traditionell der Umzug durch die Feststadt. Wir und unsere Betreuer vertraten Bayern neben sechs anderen deutschen Reitern stolz mit der Landesfahne in Dirndl und Lederhose. 

2008 fand das Equirando in Châteaubriant, Departement Pays de la Loire, in der Nähe des Atlantiks statt. Ganz im Gegensatz zum relativ flachen Gelände dort, warteten auf uns in den französischen Alpen ganz andere Herausforderungen. Pässe, Schluchten, steile Bergpfade oft mit steinigem, losem Untergrund mussten gemeistert werden. Außerdem gibt es in dem, zu den am dünnsten besiedelten Regionen Frankreichs gehörendem Gebiet kaum Schutzhütten, geschweige denn bewirtschaftete Unterkünfte für den Notfall. Auch Wasser bzw. Tränkstellen für die Pferde findet man nur selten. Die Teilnahme am Equirando und der geforderte 100 km Ritt benötigen im Vorfeld eine akribische Planung. Strecken mit Höhenprofilen, Wanderreitstationen bzw. Unterkünfte, Ausrüstung, Begleiter, Impfungen für die Pferde, wer sich um die zu Hause gebliebenen Vierbeiner kümmert, alles muss genau abgestimmt sein, damit so ein anspruchsvoller Ritt überhaupt durchgeführt werden kann. Nicht zuletzt musste für jeden Reiter das passende Pferd gefunden und zusammen entsprechend trainiert werden. Deshalb haben wir mit den ersten Planungen bereits im November 2009 angefangen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch sechs Reiter für die Frankreichreise vorgesehen: neben Christine und Dietmar mit Plainsman und Csaba (zwei 9 und 12jährige Traberwallache) waren noch Marina mit Fedora (13jähriger Traberstute), die 9jährige Sophie mit Vittoria (9jähriger Bardigiano-Stute), ihre Mutter Angie mit Giardino (11jähriger Traberwallach) sowie Nathalie mit Nicolas (17jähriger Traberwallach) im Team vorgesehen. Letztlich musste Dietmar leider aus dringenden beruflichen Gründen zu Hause bleiben. Auch bei Marina kam kurz vor Abreise noch ein Krankheitsfall in der Familie dazwischen. Ebenso kurzfristig mussten ausgerechnet die Equirando-erfahrenen Betreuer Monika und Rainer absagen; krankheitsbedingt mussten auch sie die Segel streichen. Als Betreuer blieben nur noch unser Augsburger Freund Wolfi, Angies Mann Bernd mit der kleinen Carolin, sowie Nathalies Mutter und ihre Tante. Von all diesen Umständen ließen wir verbliebenen Reiter uns aber nicht beirren und starteten Ende Juli in das 10 Tage dauernde Abenteuer französische Alpen. Unsere Sabine kümmerte sich während dieser Zeit liebevoll und zuverlässig um die zu Hause gebliebenen Vierbeiner. 

Als Ziel- bzw. Reitgebiet hatten wir uns den Vercors ausgesucht. 
Der Vercors ist ein durch tiefe Täler begrenzter Gebirgsstock im äußersten Westen der französischen Alpen. Er hat eine Ausdehnung von etwa 30 mal 40 Kilometer und mehrere Zweitausender (Gipfelhöhen bis zu 2350 m). Da er an allen Seiten schroff ansteigt, konnte er erst im 20. Jahrhundert für den Straßenverkehr zugänglich gemacht werden. Aufgrund der eingeschränkten Nutzbarkeit befindet sich im Vercors das mit 170 Quadratkilometern größte Naturschutzgebiet Frankreichs, die Réserve naturelle des Hauts plateaux du Vercors mit Hochwiesen, Kalkplateaus und Steilhängen. Das Naturschutzgebiet ist größtenteils ohne Wege, außerdem gibt es keine festen, dauerhaften Gebäude in diesem Gebiet, so dass es Besuchern nur schwer erschließbar ist. So wird der Tourismus aus dem Naturschutzgebiet weitgehend herausgehalten und spielt sich im übrigen Massiv ab. 

In diesem Karstgebirge herrscht ständig Wasserknappheit, es gibt nur wenige Wasserstellen an denen Mensch und Tier unterwegs ihren Durst löschen können.

Im Zweiten Weltkrieg war der Vercors ein wichtiges Zentrum der Résistance, als Rückzugs-, Ausbildungs-, Lazarett- und Versorgungsgebiet
Der nördliche Teil des Vercors-Gebirge war während der Olympischen Winterspiele 1968 Austragungsort zahlreicher sportlicher Wettbewerbe. Zu diesem Zweck wurden die Zufahrtsstraßen ausgebaut und neue Sportanlagen wie Skisprungschanzen und Rodelbahn errichtet.

Ca. 1 Woche bevor wir dieses Gebiet eroberten, arbeiteten sich die Radrennfahrer der Tour de France durch dieses Gebiet. Während ihrer Tour durch den Vercors trafen wir unterwegs auch immer wieder auf Rennfahrer und Mountainbiker.

Am frühen Morgen des 17. Juli starteten wir mit unseren 4 Pferden die Anfahrt ins Abenteuer französischen Alpen. Ein Teil war bereits aufgebrochen und man traf sich an der ersten Zwischenstation im Elsass zum Frühstück und zu einer kleinen Rast. Am Sonntag ging es dann gemeinschaftlich weiter bis zur ersten Reitetappe im Vercors. Nach insgesamt zweimal 8 Stunden Fahrt kamen Reiter, Begleiter, sowie Pferde gut in der, auf 900 Höhenmeter liegenden Unterkunft „Les Fauries“ (Nähe Ortschaft Le Faz), einem renovierten Bauernhaus mit Gästezimmern und Bewirtung an. Der Empfang war herzlich – die Dame des Hauses sprach sogar hervorragend Deutsch -, die Pferde konnten sich auf der Weide von der langen Fahrt erholen und auch wir Zweibeiner fanden nach einem regionalen Abendessen, bestehend aus Gemüseterrine, Lamm in Zitronensoße mit Gratin dauphinois, Fromage blanc und selbst gemachtem Orangenwein, ein weiches Bett vor.  
Die Erholung von der anstrengenden Anreise war auch dringend nötig, da am nächsten Tag bereits ca. 15 km auf unbekanntem Terrain zurückzulegen waren. Nach einem typisch französischen Frühstück wurden die Pferde vorbereitet, um den ersten Ritt anzugehen. Beeindruckend waren sogleich die breiten, übersichtlichen Feldwege über weite Bergweiden mit spektakulären Ausblicken ins Tal und auf den, dem Département namensgebenden Fluss Isère, wie auch schmale und steinige Waldpfade, die uns bergauf oder bergab führten. Die Navigation mit GPS verlief problemlos, einerseits durch die Vorarbeit zu Hause, andererseits auch durch die sehr gute Beschilderung vor Ort. Sophie lernte erste Hindernisse beim Wanderreiten kennen, wie zwei sehr schmale Gatter, durch die wir unsere Pferde über eine Kuhweide führen und dabei sogar die Packtaschen vom Sattel abnehmen mussten, um durchzupassen. Nach etwa 5 Stunden kamen wir in der kleinen Ortschaft Malleval bzw. an der zweiten Unterkunft, einer Auberge mit Unterbringung im Gemeinschaftsschlafsaal an. Nachdem die Pferde versorgt waren, gab es dann am Abend auch für uns Reiter und unsere Crew eine kleine Stärkung und wir schlossen Bekanntschaft mit anderen Wanderreitern, die ebenfalls nach Vizille unterwegs waren. 
Der zweite Reittag brachte mit etwa 26 km und 1300 Hm die längste und reiterlich anspruchsvollste Strecke. Wir nahmen sie mit gebührendem Respekt und entsprechender Vorsicht in Angriff. Ein erster steiler und schwieriger Anstieg zum „Col de Neurre“ auf über 1200 Meter wurde nötig, da uns von der ursprünglich geplanten Strecke durch den „Canyon des Ecouges“ und den zugehörigen Tunnel abgeraten wurde. Dieser Tunnel wurde erst vor einigen Jahren gebaut, da die ursprüngliche Straße durch Steinschlag verschüttet und nicht mehr befahrbar gemacht wurde. Schon zu Hause war uns bekannt, dass der Tunnel im Winter mit Geröll verschüttet worden war. Es wurde aber auf Nachfrage beim GTV (ähnlich Alpenverein) versichert, dass dies bis zum Sommer behoben sei. Erst vor Ort erfuhren wir dann, dass der Tunnel nur einspurig angelegt, aber beidseitig befahren und zudem schlecht beleuchtet und relativ lang ist. Dies erschien zu gefährlich und so wich man über den „Col de Neurre“ aus. Aber auch hier war Durchhaltevermögen gefragt. Da der geröllige, steile Pfad sehr schmal und am Abgrund entlang verlief, führten wir unsere Pferde den größten Teil des Anstiegs (für die 9jährige Sophie war dieser Streckenabschnitt zu schwierig, sie wurde zuvor bei den Betreuern abgeliefert und stieß später wieder zu uns Reitern). Die Schwierigkeit bestand darin, mit den Pferden Schritt zu halten. Diese benötigen einigen Schwung um rauf zu kommen, man versucht einfach irgendwie dran zu bleiben, auch wenn die Muskeln brennen wie Feuer. Alles verlief gut und nach einer kurzen Verschnaufpause setzten wir unseren Ritt in Richtung des zweiten Anstiegs fort, dem „Pas de Pierre Taillée“, der auf über 1600 Höhenmeter hinaufführte. Laut Topo-guide mussten am steilsten Stück 200 Hm auf 1000 m überwunden werden – von einer gleichmäßigen Steigung von 20% konnte hierbei allerdings nicht ausgegangen werden. Bei einem Bauernhaus mit Tränke für die Pferde wurde eine kleine Rast eingelegt. Dort trafen wir auf eine kleine Wandergruppe, die gerade den Pass hinter sich gebracht hatte. In einer kurzen Unterhaltung erfuhren wir, dass ein Hinweisschild stark vom überqueren des Passes zu Pferd abrät. Außerdem beschrieben die Wanderer den Weg als sehr schmal, äußerst steil mit Spalten im Boden (als Begrenzung für die freilaufenden Kühe) und ohne Seitenabsicherung. Nach gemeinschaftlicher Beratschlagung beschlossen wir also umzukehren, den gefährlichen Pass nicht zu beschreiten und uns lieber von unseren Betreuern an einem weiter unten gelegenen Parkplatz (am Col de Romeyer) mit den Pferdehängern abholen zu lassen. Falscher Stolz ist in solchen Situationen vollkommen fehl am Platz. Man muss die Situation objektiv abschätzen, im Notfall einen Plan B parat haben und immer die sicherere Alternative wählen, vor allem wenn man in den Bergen unterwegs ist. In der dritten Unterkunft „Refuge de Gève“ (in der Nähe der Biathlonstation und weit ab von der nächsten Ortschaft) angekommen, trafen wir auch die französischen Wanderreiter des Vortags wieder. Diese erzählten von ihrem Ritt: eine kleine Gruppe ließ ihre Pferde alleine den „Pas de Pierre Taillée“ hinaufklettern. Oben fing dann ein Teil der Reiter diese wieder ein. Ein Anderer überquerte reitend und alleine den „Pas de Pierre Taillée“ und bestätigte, dass dies nur machbar wäre, wenn man bereits länger in den Bergen unterwegs sei und sich die Pferde an die anspruchsvollen Anstiege auf den Geröllpfaden gewöhnt hätten. Alles andere sei grob fahrlässig und gefährlich. Die anderen beiden Reiter dieser Gruppe beschritten vorsichtshalber einen leichter eingeschätzten Pass, der in unregelmäßigen Gesteinstreppen über den Berg führte. Trotz aller Vorsicht stürzte eines ihrer Pferde und verletzte sich an den Vorderbeinen, so dass die beiden Reiter 20 Minuten in der Steillage stehen und ausruhen mussten, bis die Stute sich beruhigte und wieder zu Kräften kam. 
Ein solches Ereignis beweist, dass man in den Bergen nichts auf die leichte Schulter nehmen darf und lieber einen Schritt zurückgeht, als einen zu weit. Nach diesen Grenzerfahrungen beratschlagten wir uns nach einem schmackhaften Abendessen – Salatplatte mit allerlei Kräutern, Schweineschulter in Heu gegart und Heidelbeertarte – mit Hilfe des Herbergsvaters über die nächste Etappe und ließen uns den Wegverlauf genau erklären, um möglichen Überraschungen vorzubeugen. 
Nach dem eher einsamen und schwierigen Gelände der 2. Etappe stand so die ca. 24 km lange, 3. Wegstrecke bereits unter einem guten Stern und verlief auch einwandfrei. Die erste Hälfte ging auf breiten Langlaufloipen bergauf und bergab. Dort begegnete man an Sesselliften vorbei auch vielen Mountainbikern, Wanderern und sogar einer von einem Packesel begleiteten Familie. Im zweiten Streckenabschnitt, oben am Pas de Tracollet (über 1600 m) trafen wir eine große Gruppe von etwa 20 Wanderreitern aus der Schweiz, die bereits seit 8 Tagen unterwegs waren und sich ebenfalls auf dem Weg nach Vizille befanden. Weiter ging es ein kleines Wegstück zusammen durch Kuhweiden, auf einem schmalen Pfad durch ein von Stacheldraht umgebenem Gatter den Berg hinauf. Im weiteren Verlauf führte die Strecke in Serpentinen auf steinigen Waldwegen bergab, durch die Bergstadt Lans-en-Vercors bis in die nächste Unterkunft, einem Bauernhof mit Geflügelzucht, Streichelzoo, Spielplatz, Minigolf und Pool. Von dort aus war für den Folgetag ein etwa 20 km langer Rundritt in dem Gelände um die Station herum geplant, da wir zwei Nächte auf dem idyllischen Bauernhof untergebracht waren.

Für unsere Begleiter bestand an diesem Tag die Möglichkeit, die „Grottes de Choranches“, die größte unterirdische Tropfsteinhöhle des Vercors, zu besichtigen. In dieser findet man bis zu 15 Meter hohe Säle, Versteinerungen und Tropfsteingebilde. Die Höhle beherbergt einen unterirdischen See von etwa 50 Meter Länge und bis zu 8 Metern Tiefe.
Am Freitag war es dann soweit: Mit Fahrzeugen und Pferdehängern verließen wir das Massiv des Vercors. So umgingen wir die grauen und zum reiten wenig reizvollen Teerstraßen der Grenobler Vorstädte, um danach die letzten 15 km nach Vizille per Pferd anzupacken. Dort ging es auf Feldwegen zwischen Maisfeldern und Wäldern entlang bis nach Vizille. Vor der Stadt durchquerten wir einen, in den Fels geschlagenen Tunnel, um ins Stadtzentrum, dem großen Treffpunkt zu gelangen. Durch eine große Menschentraube und ein großes rotes Tor ging es dann hindurch zum Schloss zur Tierarztkontrolle. Schon viele weitere Gruppen aus unterschiedlichen Ländern und französischen Regionen warteten dort mit ihren Pferden auf den Gesundheitscheck. Die Rötelberger Pferde wurden anhand des Pferdepasses identifiziert, ihre Impfungen und ihr Gesundheitszustand kontrolliert und anschließend von den Tierärzten mit grünen Bändern um die Fesseln als zugelassen markiert. Ein Vertreter der Equipe durfte am Empfang die Essens- und Veranstaltungsmarken, sowie Gutscheine für Heu und Stroh, Trinkbecher und einen Geschenkbon abholen und dann ging es endlich aufs Festgelände, welches rund um das Schloss von Vizille aufgebaut war. Freiwillige Helfer, die den ganzen Tag auf ihren Fahrrädern unterwegs und durch ihre grünen Helfer-T-Shirts gut erkennbar waren, wiesen die Equirandoteilnehmer ein und begleiteten auch uns zu den reservierten Plätzen für die Pferde. Nach der Versorgung der Pferde mit Heu und Wasser konnten Geschenke für die Teilnehmer des Equirando abgeholt werden. Es gab für jedes Pferd einen Eimer, Becherhalter für die Reiter und Begleiter, Plaketten mit dem Logo des Equirandos, Programmhefte, Schlüsselbänder des französischen Nationalgestüts, eine Menge Walnüsse, für die diese Region bekannt ist und sogar ein paar Miniaturfläschchen mit Likör aus der „Chartreuse-Kellerei“. Nach einem umfangreichen Abendessen im Festzelt, mitten unter den anderen Teilnehmern, schlugen auch wir mit unseren Betreuern unser Lager auf. Eine Reiterin musste zur Aufsicht 2 Nächte direkt neben unseren Vierbeinern im Zelt aushalten. Es war nicht besonders bequem und wegen der Vorführungen und den vielen wiehernden Pferden auch ziemlich lange noch recht laut, aber der Rest der Mannschaft konnte sein Quartier auf dem etwa 5 Minuten entfernten Parkplatz des Equirandos mit Zelt, Bus und Wohnmobil aufschlagen.

Samstagvormittag wurden alle Equipes nochmal offiziell begrüßt. In diesem Rahmen überreichten wir Kelheimer die mitgebrachten Gastgeschenke. Neben Prospekten aus dem Landkreis Kelheim, Lebkuchenherzen und anderen Mitbringseln aus Bayern übergaben wir auch die Bierkrüge, die wir für diesen Anlass auf Anfrage vom Kelheimer Landrat erhalten hatten.
Um 14:30 Uhr stand dann der traditionelle und von allen Reitern mit großer Spannung erwartete Defilé (Umzug) durch Vizille auf dem Programm. Dieses Mal stand der Umzug unter dem Motto „Französische Revolution“ für die einheimischen und unter „Tracht“ für die ausländischen Reiter. Wir putzen unsere Pferde auf Hochglanz, schlüpften in Dirndl und Lederhose, hängten uns bunte Lebkuchenherzen um, schmückten den Bollerwagen für die kleinste Begleiterin Carolin (1 ¾ Jahre) mit weiß blauen Fähnchen, nahmen die Bayernfahne unter den Arm und machten uns auf den Weg zur Aufstellung. Wie immer führten die ausländischen Reiter in alphabethischer Reihenfolge den Umzug an. Danach folgten die Franzosen entsprechend ihrer Departements. Im Gegensatz zur Aufstellung in Châteaubriant, war diese wesentlich besser organisiert. Helfer mit Schildern wiesen auf einer großen Wiese die Reiter an den richtigen Platz. So entstand kein Durcheinander und alles klappte wie am Schnürchen. Pünktlich startete der Zug mit prächtig kostümierten Reitern und schön geschmückten Pferden und Kutschen. Man fühlte sich wirklich in die Zeit der französischen Revolution zurück versetzt. Zumal ganz Vizille schon seit Mittwoch dieses geschichtliche Ereignis mit entsprechenden Vorführungen und Ständen in der Stadt feierte. Überall liefen Uniformierte, herrschaftlich gekleidete Edelleute u. Frauen in Ball- und Bauernkleidern herum. Während des Umzugs wurde nochmals jedes Team unter großem Applaus vorgestellt. Es war eine fröhliche, ausgelassene Atmosphäre. Unsere Pferde haben auch hier gut mitgemacht und sich weder von dem lauten Getrommel, der Musik, den vielen klatschenden Zuschauern oder den wehenden Fahnen aus der Ruhe bringen lassen.
Nach dem Umzug stand schon das nächste Ereignis auf dem Programm: die Vorführung des französischen Reitstars Jean Marc Imbert, der sein Publikum mit unglaublichen Reitkünsten begeisterte. Ohne Sattel und Zaumzeug, also mit völlig freien Pferden zeigte er seine Darbietungen. Unter tosendem Applaus führte er ebenfalls mit freien Pferden die ungarische Post im Galopp vor, ein Kunststück das man nicht alle Tage zu sehen bekommt.
Aber auch das war nicht das letzte was wir an diesem Tag erlebten. Abends wurden wir mit dem traditionellen Galadiner königlich bewirtet; es gab regionale Spezialitäten wie Pastete und Gratin du Dauphinois mit Putenbrust, Käse und Walnußtörtchen, daneben Wein, viel Stimmung im Festzelt mit Gesang und Tanz auf den Bänken. Das Sportkomittee stellte alle Equipes nochmals vor und ehrte diverse Reiter und Kutschfahrer, so u.a. den mit 87 Jahren ältesten Teilnehmer M. Paul Pèrier, den 5jährigen und damit jüngsten Teilnehmer Léon Dagot, Francois Leveillé, der mit seinen beiden Pferden 1800 km u.a. durch die Pyrenäen hinter sich brachte und die mit 1000 zurückgelegten Kilometern längste Kutschfahrt von der Normandie zum Equirando. Zu guter Letzt gab es noch ein prunkvolles Open-Air Theaterstück mit Pferden zur französischen Revolution.
Kaum erholt von diesem erlebnisreichen Tag brachen wir am Sonntagvormittag zur, vom Sportkomittee organisierten Zugfahrt Chemin de Fer de La Mure mit spektakulären Ausblicken auf die Schluchten des Drac und den Stausee auf. Die Chemin de Fer de La Mure ist eine elektrisch betriebene Eisenbahnstrecke südlich von Grenoble. Heute wird die Linie als Museumsbahn betrieben. Die Strecke ist insgesamt 30 km lang, führt durch eine felsige Gebirgslandschaft und arbeitet sich mit Hilfe von 143 Brücken und Tunnels vom niedrig gelegenen Tal des Drac auf eine Hochebene hinauf. Die Bahn wurde in den Jahren 1882 bis 1886 erbaut, was enorme Anstrengungen erforderte. Sogar die französische Armee musste eingeschaltet werden, um mit Hilfe von Granaten eine Trasse in die teils senkrechten Felswände der Schluchten des Drac zu sprengen. Heutzutage ziehen die Elektrolokomotiven ihre Passagierzüge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h in eine andere Epoche, während sie eine phantastische Landschaft durchqueren.
Sonntagnachmittag gab es noch diverse Wettbewerbe für Pferd und Reiter, die wir Rötelberger aber zugunsten kultureller Angebote, wie dem Museum zur französischen Revolution im Schloss von Vizille, ausließen. Am Abend verabschiedete sich das Sportkomittee mit einem weiteren opulenten Essen von allen Teilnehmern, verriet den nächsten Austragungsort des Equirandos 2012 (Poitiers im Département Vienne, Region Poitou-Charentes) und wünschte allen eine gute Heimreise.
Mit vielen schönen Eindrücken und der Überzeugung in 2012 wieder mit dabei zu sein, machte sich unser Team wehmütig auf den Weg nach Hause.
Unsere Pferde haben bewiesen, dass auf sie absolut Verlass ist. Es hat alles gut geklappt, es war sehr anstrengend, aber ein außergewöhnliches und schönes Erlebnis. Und: „nach dem Equirando ist auch wieder vor dem Equirando!

Eqirando 2008, Pays de la Loire

Hinweis: Von dieser Reise gibt es ein wunderbares einstündiges DVD-Video. Wenn man Dietmar freundlich fragt, könnte ich mir vorstellen, dass man eine Kopie davon bekommt.

Atlantik, wir kommen – einmal mit den eigenen Pferden im großen Ozean: Ein Traum ging in Erfüllung!

Größtes Reitertreffen Europas in Frankreich

Zu allererst einige Hintergrundinfos zum Equirando : 

Das alle zwei Jahre in wechselnden Departements in Frankreich stattfindende Equirando ist eines der größten Wanderreittreffen Europas. Organisiert wird dieses Treffen vom Comité National de Tourisme Equestre de la Féderation Française d’ Equitation (Nationale Wanderreitvereinigung Frankreichs). Jeder Teilnehmer startet mit seinem Pferd, seinem Esel oder Muli, geritten oder gefahren, wann und wo er will. Einzige Voraussetzung ist, dass mindestens 100 km auf dem Pferd, Esel, Muli oder per Kutsche bis zum zentralen Veranstaltungsort zurückgelegt werden. Alle Reiter und Fahrer treffen sich dann für 3 Festtage auf einem Festgelände um dort zu feiern, ihre Wanderreiterfahrungen und Eindrücke von Land und Leuten auszutauschen.
Höhepunkt des diesjährigen Equirandos waren die Festtage vom 25. bis 27. Juli 2008 in Châteaubriant, Region Pays de la Loire, Westfrankreich mit 800 Pferden, Eseln u. Mulis und 1200 Reitern und Betreuern aus 6 europäischen Ländern. Selbst bei der zeitgleich in Offenburg stattfindenden Eurocheval (eine der größten Pferdemessen Deutschlands) konnten nur gut 150 Wanderreiter begrüßt werden.

Am Freitag, den 18. Juli 2008 machten wir uns gegen Mitternacht endlich mit unseren drei Trabern Nikolas, Gyula und Eckos auf den Weg nach Frankreich. Wir hatten die Abfahrt nämlich schon um knapp zwei Tage nach hinten verschieben müssen, da unser Camion – die „blaue Elise“ – noch einige sozusagen etwas unfertige Stellen gehabt hatte. Dies betraf den Aufbau für den Pferdekoffer, der von Dietmar selbst konzipiert und realisiert wurde. Doch der Arbeitsaufwand war größer als vorher gedacht und so kam es bei uns zu einigen Nacht – und Nebelaktionen, um den Fahrraum für unsere Vierbeiner mit vereinten Kräften fertigzustellen. – An dieser Stelle ist auch ein großes Dankeschön an unseren Falti auszusprechen, ohne den wir wahrscheinlich heute noch mit dem „Feintuning“ unserer Elise beschäftigt wären 🙂 ! – Überhaupt hatten wir uns bei der Planung unseres ersten Equirandos, an dem wir als Reiter teilnahmen öfter etwas verplant … So war die Strecke nach Frankreich, genauer gesagt einmal quer durch Frankreich bis zum Atlantik, in Wirklichkeit länger als gedacht und in den zwei Tagen, die wir für die Anfahrt gedacht hatten war somit fahren, fahren und noch mal fahren angesagt. Zwei mal 12 Stunden mussten Dietmar und Christine hinterm Lenkrad sitzen und unsere Pferde in ihren „Abteilen“ stehen.

Aber alle Anstrengungen sollten bald darauf entschädigt werden. In unserem ersten Quartier stand am selbigen Tag noch ein Ritt zum Atlantischen Ozean auf der Tagesordnung, der gleichzeitig auch einen der Höhepunkte unseres Frankreichabenteuers darstellte. Denn in den folgenden sechs Reittagen waren zwar schöne Strecken geplant, doch diese entpuppten sich in Wirklichkeit als wahre Horroretappen; entweder waren Wege vorhanden, die jedoch nach ein paar Kilometern einfach aufhörten, oder es waren überhaupt keine Wege vorhanden, oder (und dies war am häufigsten anzutreffen) die Wege und Durchgänge waren von „clôtures“, also Zäunen jeglicher Art versperrt. Dies ging sogar soweit, dass ganze Wälder umzäumt oder sogar ummauert wurden und mit dem Schild „Fôret privée“ Unbefugten den Zugang verwährten. Uns blieb demnach meist nichts anderes übrig, als anstatt auf idyllischen, grünen Wald- und Wiesenwegen zu gehen, die Teer- oder sogar Nationalstraßen nehmen zu müssen… mit einer Kutsche kein Problem, aber zum Wanderreiten unmöglich! Gott sei Dank hatten wir unsere beiden Betreuer Rainer und Monika dabei, die uns in allen möglichen Situationen bei Seite standen. Und dies war wirklich ein Ganztagesjob: sie brachten unsere Elise immer zu den nächsten Übernachtungsstationen, versorgten uns vorzüglich nach langen Ritten oder Restaurantfehlgriffen 🙂 mit Baguette, Käse und Wein, holten uns bei durch zu viele Umgehungen zu lang gewordenen Ritten auf halber Strecke ab und besorgten uns sogar Ersatzmaterial für Reparaturen an der Blauen Elise. Vielen Dank für euere tolle Unterstützung!

Nicht nur ein ganz besonderes Erlebnis für uns … 
sondern auch Entspannung für die Pferde! 
Darauf musste anschließend mit einem von Rainer und Monika gesponsorten Glas Cidre angestoßen werden! 

So schrecklich unsere Reitetappen auch waren, so wunderschön waren dafür unsere Gîtes d’Etapes, in denen wir dann nach den anstrengenden Tagen immer wieder Erholung für uns und die Pferde fanden. In diesem Gebiet wäre es besser gewesen, nicht von Station zu Station zu reiten, sondern um die Stationen herum schöne Touren auszusuchen… denn ein paar wirklich reizvolle Flecken wie z.B. den Naturpark „parc de le Brière“ mit seinen in grüner Schilflandschaft eingebetteten Wasserwegen oder kleine urige Dörfer mit landestypischen Natursteinhäusern hätte es ja gegeben, nur die lagen leider höchstens nur einen kleinen Augenblick auf unserer Route! Aber im Nachhinein ist man immer schlauer und so schafften wir es dann, an unserem letzten wirklichen Reittag das geplante Programm ( 40km, die mit nicht einkalkulierten Umwegen leicht zu 50-60km hätten werden können) über Bord zu werfen und spontan eine schöne neue Route zu finden, die dann die vorhergegangenen Unannehmlichkeiten wiedergutmachte. Es ging durch einen abenteuerlichen und schmalen Waldpfad bergauf bergab, dann an großen Weizenfeldern vorbei und durch Flussläufe über Schlösser und verwachsene Ruinen.

Am Abend dieses Tages fuhren wir auf das Nationalgestüt „Le Haras nationaux“ in Issé, wo sich alle Wanderreiter trafen, die aus westlicher Richtung zum Equirando unterwegs waren. Eine Nacht später ging es dann mit bayerischer Fahne schon auf nach Châteaubriant. Aus allen Richtungen trafen die Reiter und Kutschfahrer dort ein, so dass die Tierärztin, die für die anfängliche Kontrolluntersuchung ganz alleine für 800 Tiere zuständig war, eine ganze Menge zu tun hatte. Aber in der Wartezeit trafen wir in dem Drunter und Drüber von Reitern, Betreuern, Pferden und Eseln auch schon alte Bekannte, die wir im Equirando in Saverne 2006 oder bei Mario kennengelernt hatten, was uns unheimlich freute. Und dies sollten nicht die einzigen gewesen sein. Während des gesamten Wochenendes stießen wir immer wieder auf bekannte Gesichter und lernten eine Menge neuer Leute kennen. Das Equirando bot ein großes Programm, das von Trecks und Parcouren für Reiter und Kutschfahrer über Reitvorführungen und Ponyzirkus bis hin zum Galadinner und Tanzabenden reichte und für uns im großen Umzug, der am Samstag Nachmittag stattfand und an dem alle Teilnehmer mit von der Partie waren gipfelte. Unsere Pferde machten sich in der ungewohnten Situation und dem aufregenden Tumult wie erwartet sehr gut und trugen uns mit der bayrischen Flagge und den Farben der Rötelbergranch würdig durch den ca. 2 Stunden dauernden Umzug, der durch die historische Altstadt und am Schloss von Châteaubriant vorbeiführte. Die nach Ländern aufgestellten Teams wurden im Stadtzentrum einzeln genannt. Neben den aus zahlreichen französischen Departements stammenden Gruppen, nahmen zudem welche aus Belgien, Deutschland, England, Holland, der Schweiz und Spanien teil. Deutschland war vertreten durch insgesamt 13 Reiter: eine Equipe stammte mit acht Reitern aus Rheinland-Pfalz, eine mit zwei Reiterinnen aus dem Saarland und eine mit drei Reitern aus Bayern, eben wir drei Rötelberger und unsere Pferde. Nachdem uns der Umzugssprecher sogar separat als bayerische Equipe vorstellte, ernteten wir sowohl von den einheimischen Zuschauern, als auch später mit Jagdhornbläsern auf dem am Abend stattfindenden Galadinner anerkennenden Applaus. Insgesamt sehen wir sehr positiv und voller neuer Visionen für die folgenden Jahre auf das Equirando zurück, in dem wir uns und auch unsere Pferde auf die Probe gestellt haben, die in jeder Hinsicht erfüllt wurde und auf noch viele weiter Frankreichabenteuer hoffen lässt!

Ein Zwischenlager für die Reiter auf dem Nationalgestüt mit kleinem benachbarten Schlösschen  
Parcour für Kutschfahrer am Equirando 
Unsere drei Traber mit der bayerischen Fahne im Equirando 

452km-Ritt zur Euro-Cheval in Offenburg

(Erlebt und beschrieben von Heidi Loidl und Karin Schmidbauer)

Freitag, 09.07.04 – Schambach-Auhöfe

Am Freitag, den 09.07.04 ging unser 14-Tage Trip los. Unsere Gruppe bestand aus Christine H. mit Nikolas, Michaela H. mit Naddel, Karin S. mit Eckos und ich mit Nora. 
Wir trafen uns um 7.00 Uhr morgens in Unterschambach. Ich glaube, wir waren alle ein wenig aufgeregt. Unsere Gepäckstücke verfrachteten wir alle in meinem BMW, der dann so ziemlich voll war. Um 11.00 Uhr ritten wir dann los. Denn bis wir unsere Pferde geputzt, gefüttert und fertig gepackt hatten, das dauerte.
Als wir die ersten paar Meter unterwegs waren, ging die erste Gruscherei los, da es nach Regen aussah. Also Regenjacke anziehen. Nachdem der Tag schon damit begann, das Naddel Micha`s Fotoapparat in den Wassereimer schuppste, konnte es nur noch besser werden. Als wir in Sandharlanden den Radlweg entlang trabten, verlor Micha ein Gepäckstück. Als sie wieder aufstieg, was sich mit dem ganzen Gepäck am Pferd als nicht so einfach erwies, verlor sie, als dann letztendlich doch im Sattel saß, ihr nächsten Gepäck, den Putzschwamm.

Endlich konnten wir weiter, allerdings nur für ein paar Meter, da dann Micha`s Futtersack locker wurde. Unter dem Reiten war dieser sehr schwer anzubringen, also musste ca. die Hälfte aus dem Sack raus und hinterließ eine kleine Bröselspur mit Kraftfutter, wie bei Hänsel und Gretel. Der Wind pfiff uns ganz schön um die Ohren und Christine wurde von ihrer wasserdichten Kartentasche, die sie um den Hals trug, ziemlich stranguliert. Nach all diesen kleinen Startschwierigkeiten, gings im flotten Trag Richtung Bad Gögging. Am Polder-Damm entlang nach Neustadt/Do. zum DLRG – Häusl an der Donau, wo wir eine ca. 20 Min. lange Pause einlegten. Die Pferde und auch wir konnten uns etwas ausruhen und wir führten ein paar Meter. Nun gings immer an der Donau entlang, am Dorf Gaden vorbei, nach Mitterwöhr, wo uns das nächste Hindernis bevorstand. Der Weg am Damm wurde durch eine Schafsherde versperrt, so das wir ein Stück Umweg in Kauf nehmen mussten.
Nun gings im Fußmarsch durch Vohburg. Vorbei an einem Bio-Ökohof, wo wir von einigen süßen , kleinen Ponys begrüßt wurden. Anschließend gings über die Staufstufe. Für Nora war das natürlich sehr gefährlich, meinte zumindest sie und rumpelte mich fast über den Haufen.
Nikolas und Eckos fingen nun zu wiehern an, was hieß wir sind gleich da und so war es auch. Wir putzten unsere Pferde, stellten sie auf die Koppel mit etwas Kraftfutter und mein Papi war dann auch schon da. Das Gepäck hatte er schon in Niederwöhr abgegeben, wo wir unser ersten Quartier hatten. Dort konnten wir uns duschen und etwas kultivieren. 

Um ca. 19.00 Uhr spazierten wir in den Nachbarshof, wo das 3. Niederwöhrer Country-Fest mit den „Highway Shadows“ und 300 geladenen Gästen stattfand. Wir hatten alle einen ziemlichen Kohldampf. Wir reiten uns in der langen Schlange vor uns ein und bekamen ein Spanferkel mit Semmel- und Kartoffelknödel, Kartoffelsalat, Krautsalat und Semmel/Brot. Was natürlich hervorragend schmeckte. Auf dem Fest sahen wir noch kurz einigen beim Bullen-Reiten zu. Dietmar war auch noch nachgekommen. Karin, Michaela und ich waren nun schon ziemlich müde. Naja, nach unseren ca. 30-35 km langen 1-sten Etape und einem sehr wechselhaften Wetter kein Wunder. Unser nächtliches Lager war ein Büro, wo wir uns am Fußboden ausbreiteten, jedoch sehr sauber und gemütlich.

Samstag, 10.07.04 – Auhöfe-Marienheim

Am nächsten Morgen wurden wir um 6.00 Uhr früh von den nahegelegenen Kirchenglocken geweckt. Naja, so richtig schlafen konnte ich die Nacht nicht. Der Boden wurde mir mit der Zeit doch ziemlich hart. Da die ganze Nacht das Fenster offen war, hörte man die Highway Shadows, das Tick-Tack einer Uhr und zu später Stunde noch das Schnarchen von Christine. 
Um 8.00 Uhr gab´s dann ein leckeres Frühstück und um 9.00 Uhr fuhr uns Papi von der Fam. Wagner in Niederwöhr zurück nach Auhöfe wo unsere Pferde standen. Wir holten Sie von der Koppel, sie wurden gefüttert, geputzt und aufgesattelt. Papi unterhielt sich noch mit Hr. Hundsdorfer und um ca. 10.00 Uhr gings weiter…
Erst führten wir noch eine Weile am Damm entlang, bis es schließlich zu regnen anfing und es in einem flotten Trab in Richtung Ingolstadt ging. In Ingolstadt mussten wir am Bayerischen Armeemuseum vorbei, und dann wieder an der Donau entlang. Nora hatte sich auch wieder beruhigt. (Wir mussten in Ingolstadt über eine Brücke, an deren Geländer Plakate hin und her wehten und Nora ziemlich aus der Ruhe brachten.) Nikolas lief im Trab auch nicht astrein, weswegen wir abstiegen und bestimmt um die 15 km weit führten. Ich muß sagen, das war ganz schön anstrengend. Also in der Bundeswehr wären wir bestimmt bei den Gebirgsjägern am Besten aufgehoben. 
Schließlich kamen wir an einen Bahnübergang, wo sich die Schranken nicht 1 mm bewegten. Man musste, so ähnlich wie bei einer Notrufsäule, mit einem Hebel „klingeln“. „Bitte warten“ hieß es und pfeilgrad rauschte ein Zug an uns vorbei, doch endlich öffnete sich die Schranke. Eine halbe Stunde drauf kamen wir am nächsten Hindernis an: Vor uns lagen Brückengitter. Nickolas marschierte voraus, da die Gitterstangen jedoch ziemlich weit auseinander waren rutschte er mit den Hufen dazwischen. Also machten wir kehrt und gingen einen kleinen Umweg.

Die letzten 4 km ritten wir dann zu unserem Quartier in Marienheim bei Neuburg a.d. Donau. Wir wurden schon von einen entgegenkommenden Kutsche begrüßt. Als wir im Hof ankamen, wartete der Reißinger Wirt mit einer deftigen Brotzeit auf uns. Als wir die Pferde im Stall in ihre Boxen stellen wollten, war das für Naddel und Nora schrecklich. Dann durften wir sie in einen großen Laufstall stellen. Dort ging es durch ein ziemlich schmales Türchen nach draußen, Eckos und Nora dachten, sie kommen da zu zweit durch, was aber natürlich nicht funktionierte. Sie hatten zwar beide eine Schramme an der jeweiligen Seite, aber Gott sei Dank nicht schlimm. Nebenan im Laufstall steht ein kleines, weißes Pony, das eigentlich ganz süß aussieht, aber Naddel konnte sich nicht wirklich damit anfreunden. Nach dem Dietmar unser Gepäck brachte, wir unsere Zimmer und den Rest des Quartiers erkundschafteten, sah sich Christine die Strecke des nächsten Tages an. 
Ohne Einladung setzte sich ein Arbeiter aus Berlin zu uns. Anfangs gings noch, aber er hatte schon ziemlich einen sitzen. Natürlich redete er nur Schmarrn und zum Schluß wurde er noch böse. Wir hatten schon Angst, daß er handgreiflich würde. Aber nachdem er noch einen Schluck aus seiner Bierflasche genommen hatte, verschwand er wieder.

Sonntag, 11.07.04 – Marienheim-Donauwörth

Obwohl das besoffen „Wagen-Scheidel“ sein Zimmer neben uns hatte, konnten wir gut schlafen. Um 7.00 Uhr machte uns Hr. Nutz ein leckeres Frühstück und er setzte sich mit seiner Tasse Kaffee zu uns zum Ratschen. Er erzählte uns, das vor ein paar Tagen aus Budapest ein Vater mit seinem Sohn bei ihm übernachteten. Dessen Lebenstraum war es schon immer von Budapest nach Offenburg zur EuroCheval zu reiten.
Um 9.30 Uhr gings schließlich weiter. Nach ein paar Metern befanden wir uns unbeabsichtigt, aber durchaus passend, auf dem Rundweg des internationalen Volkswandertags. Das hieß, antraben bis zum nächsten Wanderer und dann wieder im Schritt weiter. Da wir wiedereinmal einen „optimalen“ Routenvorschlag eines Ortsansässigen Reiters befolgten, kam es wie es kommen musste: Ein Stacheldrahtzaun der jedem Hochsicherheitstrakt zur Ehre gereicht hätte, versperrte uns plötzlich den Weg. Zunächst versuchten wir den Zaun in nörchlicher Richtung zu umgehen, was uns aber schier unmöglich erschien. Also, die ganze Kompanie kehrt und Richtung Süden (zweiter Versuch). Dieser führte uns auf direktem Weg an der Kontrollstation der Wanderer vorbei. Da Karin von den männlichen Kontrolleuren so fasziniert war (2 ältere Herren mit Bierbauch und Getränkefaß’l), stieß sie aus Versehen mit dem Steigbügel den Abfalleimer um. 
Endlich wieder auf dem richtigen Weg, wollten wir laut Karte die Bahnlinie und die B16 überqueren. Doch siehe da, es gab keine Brücke mehr, dafür war aber eine neugebaute Straße vorhanden. Das kostete wieder Zeit und Nerven. Kurze Zeit später befanden wir uns wieder an der Donau, wo es flott vorwärts ging. Derweil uns ständig eine Gewitterwolke folgte. Kurz nach der Staustufe bei Bertoldsheim machten wir Mittagspause und testeten mit Erfolg unseren Faltwassereimer. 
Weiter gings an der Donau, bis Marxheim, wo uns eine nicht mehr vorhandene Brücke zu einem weiteren Umweg zwang. Wir überquerten den Lech um wieder zu unserer ständigen Begleiterin, der Donau, zu gelangen. 

Zwischendurch erfreute uns der Himmel abwechselnd mit Regenschauern und Sonnenstrahlen, so das wir uns ständig an und auszogen und permanent irgendwie naß waren. 
Auf Höhe Schäfstall überquerten wir wieder einmal die Donau und machten uns auf die letzten Kilometer zum Schießerhof. 
Wir bestaunten die Kühe am Berg in der Ungewissheit, diesen ebenfalls bezwingen zu müssen. Nach anstrengenden 47 km blieb uns der Berg leider nicht erspart. Hechelnd oben angelangt, ließen wir uns ins Gras fallen und bewunderten das Panorama (La Montanara für das Objektiv). Auf dem noch etwas ziehenden, leicht bergauf führenden Weg, zu unserem Quartier, holten uns Michaela’s Eltern ein. Kurz versorgten sie uns mit Getränken und weiter gings. 
Laut einer vorbeifahrenden Ortskundigen ( schon wieder) hätten wir nur noch 10 Minuten, die sich jedoch als schweißtreibende 20 Minuten entpuppten. Unsere Gastgeber verfolgten unsere Qual mit dem Fernglas, erkannten unsere Notlage, so dass das Essen fertig auf dem Tisch stand (schwäbische Spätzle, Putenkeule, Gurkensalat mit Knoblauchsoße, Tomatensalat und als Nachspeise Erdbeercreme) Hmmmmmm……….. J.
Michaela wurde von Ihren Eltern mitgenommen, da sie die nächsten 2 Tage in die Berufsschule musste. Wir bezogen derweilen unser nett eingerichtetes Quartier, ein Gartenhäuschen (Dusche, TV, Eckbank, alles vorhanden). Der Schlaf war sehr erholsam und auch Christine hat die Nacht ohne größere Blessuren am Kopf überstanden (extrem niedriger Dachbalken). Das ausgesprochen üppige Frühstück (Frühstücksei, Kuchen, Joghurt, usw.) war sehr unterhaltsam, denn die Großeltern erzählten uns Ihre halbe Lebensgeschichte und der Opa unterstellte uns, das wir nur deshalb so gerne reiten würden, weil es so schön „schaukelt“.

Montag, 12.07.04 – Donauwörth-Hausen

Nach der Tortour des vorherigen Tages marschierten wir am Golfplatz entlang Richtung Donauwörth. Die Teerstraßen in Donauwörth gingen auf und ab, vorbei an Autos, Bussen und Markisen und das mit 2 Handpferden, da Michaela die Schulbank drücken musste. Von weitem hörten und sahen wir einen Hubschrauber der sich unaufhaltsam uns näherte. Kurz drauf rauschte ein Einsatzfahrzeug mit Blaulicht an uns vorbei. Einige Meter weiter, landete der „Christopher 32“ auf einer Wiese, an der unsere Pferdchen trotz noch rotierender Propeller, problemlos vorbeimarschierten. Nach diesen anstrengenden 10 km durch ganz Donauwörth, gings im flotten Trab weiter. Wir suchten unsere Altbekannte Freundin, die Donau, an deren Dammfuß wir schnell vorwärts kamen. Durch „übereifrige“ Stadtarbeiter wurden wir kurzfristig gestoppt, ließen uns über das Reitverbot belehren und da deren Chef nicht anwesend war, setzten wir unsere Reise fort. Wir erprobten unsere Ausrede: „Wir sind nicht von hier“, was auch funktionierte und jederzeit neu angewendet werden kann. Karin trabte mit ihrem „Hengst“ Eckos auf dem Damm voran, als sich plötzlich ein im Weg liegender Ast, als ca. 50 cm lange, braun-schwarze Schlange herausstellte. Eckos zeigte keinerlei Reaktion, als sich die Schlange aufbäumte und unter seine Hufe geriet. Davon unberührt führte unser Weg durch ein Wäldchen mit einem nebenherfließenden Bächlein. Diese romantische Idylle wurde durch 2 auffliegende „Kampfenten“ gestört. Nora und Naddel sprangen zur Seite in Richtung Baum, beruhigten sich aber gleich wieder. Die beiden Reitponys weigerten sich, auf dem „New Forest Pony Hof“ nebeneinander in 2 Boxen zu stehen, ohne ihre beschützenden Wallache. Also kamen alle 4 in einen Laufstall. Abends duschten wir uns und genossen die Ruhe im nahegelegenen Biergarten.

Dienstag, 13.07.04 – Hausen-Hürben

Der nächste morgen begann mit einem Adrenalin-Kick. Christine ging in den Laufstall, um die Pferde zu füttern, als einer der Herren Nora zwickte und diese in ihrer Panik Christine überrumpelte, so das sie unter Nora`s Hufe geriet. In sekundenschnelle bildete sich auf ihrem linken Handrücken eine Beule von der größe einer Walnuß. Unsere Gastgeberin brachte für Christine ein Mittel (Thensolvat) das eigentlich für Pferde ist, beim Menschen aber genauso wirkt. Christine bekam noch einen Verband drüber und dann mußten wir auch schon weiter. 
Heute durfte ich auf Naddel reiten, damit Noras Satteldruck-Stelle etwas geschont wurde. Der Tag verlief sonst ziemlich ruhig. Abends kamen wir bei unserer Gastgeberin, einer Tierkommunikatorin an. Sie erzählte uns einige, interessante Dinge, wie z.B. das im Endeffekt jeder die Gabe in sich hat, mit der Seele der Tiere zu sprechen. Sie erklärte uns, das die Naturvölker diese Gabe immer noch haben und wir nur „blockiert“ sind, man anhand von Fotos mit der Seele des Tieres sprechen kann und man diese Gabe auf einen Tag erlernen kann. Naja, ob wir das ganze glauben sollen, wissen wir ehrlich gesagt nicht so recht. 
Nach dieser Unterhaltung, war inzwischen Fam. Hammerl eingetroffen und wir fuhren zu 6 ter im Auto in die nahgelegene Ortschaft, wo unser Nachtquartier war. Trotz „ Navi“ im Auto war das Gasthaus „Zur Kanne“ nicht so leicht ausfindig zu machen. Wir fragten bestimmt 5 Personen nach dem Weg und ich glaub die Innenstadt bestand aus einer einzigen Einbahnstraße. Nach ca. ½ Std. hatten wir unser Ziel gefunden. Wir duschten uns gleich und Rudi nahm unser Gepäck wieder mit und fuhr zur nächsten Station. In der Wirtschaft erwartete uns schon eine etwas ältere Dame, die uns schon ganz herzlich begrüßte und darauf bestand bei ihr zu essen. Natürlich erzählte sie uns ebenfalls ihre halbe Lebensgeschichte unter Zähneklappern und mit einem Slang, den wir fast nicht verstanden. Das Essen war zwar reichlich und gut, aber den Draht in meinem Kartoffelsalat hätte es nicht unbedingt gebraucht. In den 2 Doppelzimmern schliefen wir ganz gut und auch das Frühstück war sehr gut.

Mittwoch, 14.07.04 – Hürben-Ettlenschieß

Als wir morgens unser Pferde von der Koppel holten, mussten wir an einer Auto-Werkstatt vorbei, hinter der uns am Tag davor schon 2 Haflinger begrüßten. Es kam ein sehr netter, junger Mann zu uns und kamen mit ihm ins Gespräch. Christine ließ sich von ihm einen Weg durchs Lonsee-Tal zeigen, den er mit seiner Kutsche auch öfter fährt. Die erste Stunde begleitet er uns mit seinem Rad und Schäferhund. Und seine Werkstatt sperrte er einfach „gschwind“ zu. Als es durch einen Trampelpfad der Berg hinunter ging, lief sein Hund noch ein Stückchen mit. Nun ging es an der ziemlich ausgetrockneten Lonsee entlang, an Kühen auf der Weide und ein paar Höhlen. 
Da wir sonniges Wetter hatten und flott dahintrabten, kamen wir ganz schön ins schwitzen. Die letzten Kilometer marschierten wir dann. Als wir an einer Koppel vorbeikamen, markierte Eckos einen Hengst, um seine Stuten vor dem Araber-Hengst zu verteidigen. Endlich auf unserem Bauernhof in Ettlenschieß eingetroffen dachten wir an nichts böses. Die Pferde wurden versorgt und kamen auf eine Koppel etwas außerhalb der Ortschaft. Anschließen sahen wir uns noch die Pferde unserer Gastgeberin an und fuhren dann wieder zu unserem Nachtquartier…
…Im Hausgang stank es nach Kuhstall, als würde man direkt drin stehen. Dann gings in den 1. Stock, da unten die Schwiegereltern wohnten. Unser Gepäck war schon da, wir konnten uns aber nicht duschen, da nur bei den Schwiegereltern ein Bad war. In der Küche wurden also Hände gewaschen, Zähne geputzt, abgespült und was weiß ich noch was alles gemacht. Zum Abendessen bestellten wir uns Pizza. Mehr oder weniger genussvoll verspeisten wir diese. Mit unseren Isomatten versuchten wir den dreckigen Wohnzimmerboden weitestgehend abzudecken, damit unsere Schlafsäcke nicht so dreckig werden. Die Nacht verlief ziemlich unruhig.

Anm. des Hausmeisters:
Warum? Seit wann macht Dreck Krach?

Donnerstag, 15.07.04 – Ettlenschieß-Heroldstatt

Am nächsten Morgen entdeckte Michaela einen schwarzen Käfer, der aus ihrem T-Shirt flitzte. Die verschimmelte Nektarine, die toten Fliegen und der herumliegende Mais waren ekelhaft. Mein Frühstück viel etwas magerer als sonst aus, da das Gedeck ebenfalls nicht so sauber war. Schnellstens holten wir unsere Pferde, die sich in der Koppel bei dem hohen Gras, recht gut erholt hatten. 
Die ersten Meter marschierten wir und kamen ganz schon ins Schwitzen, was jedoch nicht so tragisch war, da wir vom Vortag ja noch dreckig und speckig waren. Der Weg führte uns durch ein langes Tal, aber auch über ein paar Berge, was unsere „Schienbeine“ ziemlich beanspruchte. Mittlerweile sind wir aber schon etwas durchtrainiert, ab und zu mal ein ziehen, aber das war `s dann auch schon. Auf einigen Hügeln standen große Windräder, wir sahen viele Pferdekoppeln und die Gegend war wunderschön. Die Autokennzeichen waren für mich jetzt schon unbekannt. Los gings ja mit KEH / IN / EI, dann gings weiter mit DON (Donauwörth) + DLG (Dillingen), HDH (Heidenheim) + UL (Ulm) und nun sind wir bei RT (Reutlingen). Den ganzen Tag lang freuten wir uns schon auf das nächste Quartier, das Landhotel „Wiesenhof“ in Heroldstatt. 
In Heroldstatt, in der schwäbischen Alb, angelangt, wurden wir herzlichst begrüßt. Der Reitstall war sehr gepflegt, mit einigen Pferden, aber es waren nicht alle Boxen belegt. Der Pächter des Stalls, Hr Horvat, war total nett. Er war ganz interessiert an den Sätteln, Reithalfter und überhaupt an der ganzen Ausrüstung. Unser Gepäck war schon vor Ort, da es uns von unserer vorherigen Gastgeberin freundlicherweise gegen eine kleine Bezahlung nachgefahren wurde.

Anm. d. Hausmeisters: Keine Angst vorm Dreck gehabt…!? (Sorry, das musste raus!)

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie gut eine Dusche und etwas frisches zum Anziehen ist. Unsere Pferde standen die Nacht über in den Boxen, die übrigens vom Gstaltmayr aus Neustadt/Do. waren. Abends setzten wir uns ins Hotel-Restaurant. Alles war mit viel Holz, ein Kachelofen und man fühlte sich wohl. Auf unser Abendessen freuten wir uns schon, da wir etwas hungrig waren. Ich muß sagen, Karin`s Gericht und meines waren ausreichend. Michaela`s und Christines Gericht, sie hatten beide dasselbe, ließ zu wünschen übrig. Ein Riesenteller und ein kleines Stückchen Putenkeule in der Mitte, also ziemlich mager. In unserem 4 rer Zimmer legten sich Karin und Michaela aufs Bett, während Christine und ich es uns auf der Schlafcouch gemütlich machten.

Freitag, 16.07.04 – Tag Pause in Heroldstatt

Am nächsten morgen gab es ein Frühstücksbuffet mit Müsli, frischer Milch, Käse, Wurst, Semmeln usw. Heute war unser 1. Pausentag nach den ersten 7 Reittagen. Im Zimmer suchte sich jeder eine Beschäftigung. Entweder Lesen, TV schauen oder Kartenspielen. Michaela meinte dann, sie schaut schnell in den Stall nach den Pferden. Nach ca. 1 Std. sahen Karin und ich mal nach wo sie denn bleibt. Unsere Pferde standen auf der Koppel und Michaela saß natürlich schon wieder auf`m Pferd. Eigentlich fragte sie beim Reitlehrer nur nach, ob das Schulpferd „Sandro“ heute nicht bewegt wird und kurz drauf stand das gesattelte Pferd in der Halle und er gab ihr eine Reitstunde oder so was ähnliches. 
Nachmittags sahen wir uns die „Sontheimer Höhle“ an. In der Höhle leben ca. 300 Fledermäuse aus 6 verschiedenen Arte, wie sahen noch ein paar Tropfsteine und es ging ca. 34 Meter in die kalte Tiefe der Höhle, wo uns ziemlich fror. Zu Mittag gönnten wir uns eine Gulaschsuppe und gingen dann zu Fuß, damit wir nicht aus der Übung kamen, wieder zurück zum Hotel. Wir trafen Hr. Horvat an, der meinte, wir hätten ihn ruhig anrufen können, dann hätte er uns wieder von der Höhle abgeholt, denn hingebracht hatte er uns auch. Christine und Michaela zogen sich um um und durften die beiden Stuten „Virgina“ und „Prinzess“ ausprobieren. Sie ritten ca. 1 ½ Std. und kamen ganz schön ins schwitzen. Hr. Horvat machte das ganze sichtlich Spaß. Er fragte uns, wie denn das Essen sei und erzählten im eben, das es bei 2 Gerichten etwas üppiger hätte sein können. Dann war er kurz verschwunden und meinte später, wir sollten doch heute noch mal zum Abendessen in Hotel-Restaurant gehen und ihm am nächsten Tag berichten ob`s nun gepasst hat. Und tatsächlich, die Portionen vielen dieses mal etwas größer aus, nachdem der Ober meinte, wenn uns was nicht passt, dann sollten wir es doch ihm persönlich sagen. Durchs Restaurant konnte man durch eine Glaswand in die Reithalle schauen, wo plötzlich ein Pferd rumtobte. Hr. Horvat jagte es ein wenig herum und wir winkten ihm. Kurz drauf setzte er sich zu uns und wir ratschten bestimmt noch 1 1/2 Std. lang. Vom Ober bekam jede von uns ein Glas Rotwein, Hr. Horvat allerdings nicht. Anscheinend mögen sich die beiden nicht so recht. Die nächste Nacht tauschte ich mit Karin, die dann auf der Couch schlief.

Samstag, 17.07.04 – Heroldstatt-Ödenwaldstetten

Unser Frühstück viel noch etwas üppiger aus und wir machten noch ein schönes Abschlussfoto mit dem supernetten Hr. Horvat. Es wurde ein sehr heißer Tag. Gut das wir einige Strecken im Wald zurücklegten, da dort die Bremsen nicht so schlimm waren. Es ging immer bergauf und bergab…
In einer Ortschaft hielten wir kurz an und fragten bei einer Frau, ob sie für die Pferde etwas Wasser hat. Sie selbst hatte ebenfalls 2 Pferde und brachte uns auch gleich etwas zu trinken. Mittags kamen wir in ein Gewitter. Die Abkühlung tat uns allen gut. Nicht ganz einfach zu meistern war ein, durch den Gewitterregen aufgeweichter Hang, den wir hinunterreiten mussten. 
Michaelas Papa war schon in unserem Quartier. Wir und unsere Pferde marschierten in einem Tal entlang, wo die Luft nur so stand. Alle waren klitschnaß! (Mal abgesehen davon, das wir das eigentlich immer waren, egal ob vom Regen oder vom Schwitzen.) 
Wir ritten durch ein kleines Dorf mit einem Bach, in den wir uns am liebsten mit samt unseren Rösslein reingelegt hätten. Auf der rechten Bergseite sahen wir in der Ferne weiße „Goaßen“ rumkraxeln und etwas unterhalb auf den Wiesen Kühe. Es war also sehr idyllisch. Nun gings mal wieder den Berg hinauf, aber schon in Serpentinen. 
Auf der Hochebene angelangt, unterhielt uns Michaela mit ihrem Gesang, was ich ganz nett fand. Die Hofkäserei war nur noch ein paar Kilometer entfernt. Rundherum waren Wiesen, auf denen Kälber standen, die von uns ganz fasziniert waren. Wir versorgten die Pferde und sprühten sie noch mal mit dem Bremsenmittel ein, denn die Biester waren bei dem schönen Wetter sehr ekelhaft. 
Anschließend quartierten wir uns ins Gartenhäuschen ein, das zwar etwas eng, aber sehr gemütlich war. Nachdem wir uns alle wieder kultiviert hatten, saßen wir vorm Häuschen, genossen die schöne Aussicht auf die Kuhweiden, sahen den jungen, spielenden, herumflitzenden Katzen um uns herum zu und spielten Karten (Romme´). 

Sonntag, 18.07.04 – Pause in Ödenwaldstetten

In den Stockbetten schliefen wir alle sehr gut, bis auf Rudi, der übernachtete in seinem Mondeo. Das morgendliche Frühstück fand vorm Haus statt. Mit frischem Käse, Kuhmilch und Müsli. Natürlich alles Bio- und Öko. Sehr intensiv, vor allem die Kuhmilch, schmeckt irgendwie ganz anders. (Anm.d.Hausmeisters: Jede Milch schmeckt gigantisch, wenn sie noch nicht in einem Edelstahltank war und auch nicht durch eine Molkerei gejagt wurde!)
Vormittags machte dann jeder was anderes, lesen, Bericht schreiben. Zum Mittagessen fuhren wir ins Nachbardorf, wo eine 1100 Jahrfeier bzw. „Eglinger-Dorfhack“ stattfand. Was uns auffiel, jedes Dorf hat ein Rathaus und ein Bachhaus. 
Da es recht heiß war an unserem 2. Pausentag, holten wir uns nur einen Kuchen bzw. Waffeln mit einem Milch-Shake. Anschließend fuhren wir nach Marbach ins Landesgestüt. Das war sehr interessant, denn die Stuten mit den Fohlen standen draußen, die Hengste alle im Stall und weit und breit war kein Personal zu sehen. Man konnte in fast jeden Stall reinspazieren. 
Also ehrlich gesagt „Hengst“ möchte ich keiner sein. Karin machte dann ein Vergleichsfoto von so einem riesigen Hengst im Hintergrund und ich als „Zwerg“ im Vordergrund. Lady hätte wahrscheinlich unten durchwuseln könne, so groß waren diese Pferde. Michaela hätten wir am Besten im Araber-Stall lassen sollen, so begeistert wie sie war. Die Anlage war riesig und im Stall gegenüber von der Straße standen „Schwarzwälder“. Solche Pferde hatte ich auch noch nie gesehen. Die haben eine Mähne, da kann man sich drunter verstecken. 
Da sich Rudi in der Gegend ja schon super auskannte, fuhren wir nach Münsingen zum Eisessen. Abends kochten wir uns Nudeln, natürlich alles Bio, mit unserer Starköchin Michaela H., die zwar das Wasser aufsetzte, na ja und den Rest erledigte dann auch der „Rest“ (Karin, Christine, Heidi). Nach den 2 kg Nudeln mit Soße waren wir ziemlich satt, erledigten noch den Abwasch in unserer kleinen Einbauküche und spielten zu viert wieder einmal Karten. Christine las in Karin’s Buch und draußen gewitterte es. 
Was für die 6 anderen Wanderreiter die ca. 25 km von Ödenwaldstetten ihren Stall hatten, nicht so gut bekam.

Wieder eine launige Anmerkung eures Hausmeisters:

  1. Welche anderen 6 Wanderreiter?
  2. Wieso 25km entfernt einen Stall?
  3. …und warum bekam es denen schlecht?

Bitte redet mit uns! 
Erzählt uns mehr von den 6 Ghost-Riders, die hier einfach so auftauchen und dann wieder im Nebel der Unendlichkeit verschwinden…
Wir befürchten das Schlimmste für die Sechs!

Im Ernst Mädels, waren da so tolle Kerle dabei, daß man die einfach nicht aus dem Kopf bekam? (So wie das aussieht, darf ich nach diesem Kommentar längere Zeit nur noch mit Verkleidung inkognito auf den Hof…)

Montag, 19.07.04 – Ödenwaldstetten-Boll

Am morgen hieß es wieder „selbst versorgen.“ Mit unseren „Mitessern“ den Hofkatzen. Nora wurde als Handpferd von Michaela mitgenommen um ihre Druckstellen zu schonen. Das hieß für mich ebenfalls noch ein Pausentag, was mir auch ganz gut tat. Die Mädels versorgten ihre Ponys, währenddessen ich den Frühstückstisch aufräumte und das Häuschen für den Aufbruch klarschiff machte. 
Wir starteten ziemlich früh, da der Tag sehr heiß wurde. In der Weiter sahen Rudi und ich unsere tapfere Truppe verschwinden und fuhren zum nächsten Quartier, das ca. 40 km entfernt war. Wir lieferten das Gepäck ab und beschlossen, die Burg „Hohenzollern“ in Hechingen zu besichtigen. Was sich wirklich gelohnt hat. Nach diesem Ausflug versuchten wir ca. 1 Stunde lang unseren „Trupp“ zu finden. Als sich auf der Straße eine lange Schlange bildete und nach der Kurve ein roter Schweif hin und her wedelte hatten wir sie gefunden. Die kleine Stärkung mit Wurstsemmeln und etwas „Nervennahrung“ tat ihnen ganz gut. 
Sie brauchten noch ca. 1 Stunde bis zum Quartier. In der Zwischenzeit fuhren Rudi und ich nach Bisingen zu der Firma „Loesdau Pferdesport“, was die nächste Ortschaft nach Hechingen war. Dort stöberten wir ein wenig, fuhren schließlich zum Hof auf dem die Pferde untergebracht wurden und warteten auf die Ankunft unserer „tapferen Krieger“, die dann auch schon innerhalb von 5 Minuten kamen. 
Die Pferde wurden versorgt. Nach dem Abwaschen auf dem Sand- und Sägemehlplatz sahen sie aus wie panierte Schnitzel, weil sich jedes Pferd ein paarmal wälzte. Die Gastgeber vom Hof waren total nett und wir unterhielten uns noch eine Zeit lang mit ihnen, währenddessen ihre Hunde und 2 Labrador-Welpen unsere Streicheleinheiten genossen. Rudi fuhr uns noch zwei Straßen weiter ins Gasthaus, er und Michaela jedoch fuhren nach Hause, da Micha am nächsten Tag noch mal in die Schule musste. Danach sollte dann auch Brigitte (Mensch), Dietmar (Mensch), Manuela (Mensch), Fedora (Pferd), Savanna (Pferd) und Lady (Pferd) nachkommen.
Ach ja, was ich noch fast vergessen hätte: Mein Papa rief in der Früh auf Karins Handy an und meinte, das er von meinem Handy einen Anruf drauf hat, was denn los sei. Ich sagte jedoch, daß dies nicht sein kann, weil ich mein Handy zu Hause wäre, Mama und mein Bruder Stefan es also benutzen. 
Tja, das kam ihm dann auch in den Sinn und fragte dann natürlich nach wie es uns geht und ob er uns schon holen muß. Rudi und Karin meinten, das es nur ein Vowand war, um mich anrufen zu können. Nun sind wir schon bei dem KFZ-Kennzeichen (BL + SIG + TÜ) Balingen, Sigmaringen, Tübingen).

Anmerkung eures Hausmeisters:

Jaja, der Rudi…
Als kampf- und katastrophenerprobter Vater weiß auch er, wie man von seiner Tochter etwas erfahren kann, ohne gleich mit Nervfaktor 100 gekennzeichnet zu werden.
Väter sind so, liebe Heidi! Eigentlich ist das doch ein tolles Gefühl, daß da noch jemand ist, der sofort da wäre, würde man ihn brauchen, was aber natürlich niemals nicht der Fall sein wird! ;-)=)

Ja wo laufen sie denn?

Dienstag, 20.07.04 – Boll-Stockbrunnen

Am nächsten morgen ging`s wieder früh weiter. Unser Frühstück war mal wieder spitze, bis auf die Musik, denn Roy Black mit „Schön ist es, auf der Welt zu sein“ war eher nicht unser Musikgeschmack, aber egal. Da unser Gasthaus nur 2 Straßen weit vom „Reiterhof im Winkel“ entfernt war, packten wir unsere Taschen und marschierten los. 
Ich ritt mal wieder auf Naddel, da Michaela in der Schule war und es Nora ganz gut tat. Natürlich gings mal wieder ziemlich bergig weiter und wir waren vom Schwitzen schnell wieder klitschnaß. Im flotten Trab entfernten wir uns von der Burg „Hohenzollern“ bei Hechingen. 
Plötzlich standen wir vor einem sehr steilen Abstieg, an dem auch kein Weg ersichtlich war. Karin meinte, daß wir da nie heil runterkommen und somit nahmen wir einen Umweg von ca. 4 km in Kauf. Da hier in der Gegend viele Bullen auf Weiden stehen, mussten wir auch an einigen vorbei. Die Bullen sahen uns an, als hätten sie noch nie ein Pferd gesehen und fingen an uns im Trab den Zaun entlang zu begleiten, was für Nora und Naddel schrecklich war. Aber wir bekamen unsere kurz losgaloppierenden Pferde sofort wieder in Griff. Doch zu fast jeder Kuh wurde nun etwas mehr Abstand gehalten. 
Anfangs war das Wetter etwas bewölkt, aber zum Nachmittag hin wurde es dann doch sonnig. Es ging es oft bergauf und bergab. Zum Abend hin und unser Ziel schon fast erreicht, schien der Planet ganz schön stark. In Oberndorf ließen wir die Pferde an einem Brunnen saufen und ein Einheimischer meinte, das vor kurzer Zeit schon Wanderreiter da waren, und wir bestimmt nach Stockbrunnen wollen. Er erklärte uns kurz den Weg und meinte, soweit ist`s nicht mehr. 
Somit ging`s wieder weiter und uns erwartete ein Berg, was auch sonst, für den wir bestimmt ne ¾ Std. brauchten. Und das auf einer Teerstraße!. Auf der Hochebene angelangt, triefend vor Schweiß, konnten wir zu den Serpentinen schauen, die wir zuvor heraufgekommen sind. Nun gings noch ein Stück mit leichten Erhebungen bis zum Reitstall. 
Uns erwartete eine ältere Frau, ziemlich klein, mit x-Beinen und einem Frauenbart. Das ziemlich extrem. Aber die Frau ist ein herzensguter Mensch. Sie selbst hat den Hof nur gepachtet und züchtet Araber, die wir uns auch sofort ansehen durften. 
Bald kamen dann Rudi, Brigitte, Michaela und Savanna. Die nette Frau fuhr mit zu unserem Hotel und nahm Christine wieder mit zum Hof. Dort wartete sie dann auf Dietmar, Manuela, Fedora und Lady. Da wir ja nun schon ziemlich lange unterwegs waren, sahen wir ein wenig fertig aus und auch nervlich wurde es schon etwas kritisch.

Mittwoch, 21.07.04 – Stockbrunnen-Barthleshof

Am nächsten morgen saßen wir alle auf der Terrasse am reich gedeckten Frühstückstisch. Christine sah noch ziemliche müde aus, da sie erst um 24.00 Uhr in Bett kam. Vom Hotel fuhr uns jemand zu dem Hof, wo schon mein kleiner schwarzer Kugelblitz auf mich wartete. Ich freute mich sehr, daß sie jetzt auch dabei sein konnte. Wir machten alles startklar, Brigitte ritt nun auf Nora und Manuela auf Savanna. Gott sei Dank ging es etwas flacher dahin, denn die Sonne war in der Früh schon wie in der Wüste. Rudi, unser Begleitfahrzeug, trafen wir ab und zu. Wir machten meist kurz Pause in der wir von ihm mit kühlen Getränken und Nervennahrung versorgt wurden. 
Heute gings natürlich wieder eine Teerstraße den Berg hinunter bei einer Steigung von 18%. Endlich im Tal angelangt, kamen wir in ein kleines Dörfchen namens „Schilchtau“ wo ein Bach durchfloss. Auf einem schmalen Sträßlein mit Kopfsteinpflaster sahen wir schöne Fachwerkhäuser. Auf einer Bank saß ein Penner, von dem ich dachte, er wird von dem Hufgeklapper wach. Aber ich täuschte mich. In diesem Tal verlief eine Bundesstraße und die Eisenbahn, an der wir auf einem Trampelpfad eine zeitlang entlang ritten. 
An einer Koppel mit Eseln vorbei, denen anscheinend unsere Stuten sehr gefielen, da sie gar nicht mehr aufhörten zu wiehern…
Es ging wieder in Serpentinen den Berg hinauf. Die Sonne knallte von oben herunter. Dieses mal ritten wir aber und den Pferden tropfte der Schweiß hinunter. Kaum waren wir oben angelang, gings kurz darauf einen Waldweg, etwas versperrt durch Steine und Äste, wieder runter. 
Ehe wir uns versahen, konnten wir unser Quartier schon sehen. Zuerst bekamen alle Pferde eine Dusche und zu meiner Verwunderung hielten sich alle ziemlich ruhig. Ich glaube, die haben das genossen. Anschließend brachten wir sie kurz auf den Sand-Reitplatz und sofort legten sich alle Rösser hin. Sie sahen wieder aus, wie panierte Schnitzel. 
Die Pferde auf ihre Stallboxen verteilt und mit Heu versorgt gingen wir zum Duschen und danach zum Essen. Gleich oberhalb des Bauernhauses mit unseren Ferienwohnungen, stand ein etwas größeres Holzhäuschen mit „Biergarten“, wo wir es uns bequem machten. Bis auf ein paar nervige Wespen. Karin machte sich als Kammerjäger alle Ehre und tötete 4 Stück. 
Nach dem Essen gingen Michaela und ich noch mal in den Stall und fütterten die Pferde. Nora stand in einer Box, an der die Stallgasse vorbei ging und somit das monströse, furchterregende Hängebauchschwein namens „Ferdinand“ an ihr vorbeimarschierte. So dass sich Nora nich an ihren Fresstrog traute. Schließlich tauschten wir mit Lady`s Box und dann war wieder Ruhe im Stall. Ferdinand suchte sich wieder sein Schlafgemach im Heuhaufen, wo man nur eine Seite seines Hinterteils sehen konnte.

Donnerstag, 22.07.04 – Barthleshof-Schänzlehof

Die Nacht war einigermaßen ruhig, bis auf das schreiende „Bummerl“ (für Nichtbayern: Jungstier) im Stall. Unser Frühstück war hervorragend, im Gegensatz zu unserem steilen Aufstieg der ca. 1 Stunde lang dauerte. Michaela marschierte mit Naddel und Nora als Handpferd voraus. Für sie war es am härtesten, denn die Nachfolgenden hielten sich an den Schweifen des vorherigen Pferdes fest und ließen sich mit hinauf ziehen. 
Endlich oben angelangt machten wir ca. ½ Std. Pause. Schließlich entschieden wir uns für den Weg im Tal, wo wir an der Straße entlang mussten, aber immer noch besser als so bergig und das den ganzen Tag. Das Wetter war wieder ziemlich sonnig. Wir cremten uns morgens zwar immer ein, aber durch das Schwitzen brachte das Ganze nicht wirklich was und ich sah aus wie eine „rote Tomate“ (laut Michaela). Ansonsten verlief der Tag ruhig. 
Zum Schluß gings an der Kinzig entlang und am liebsten wären wir alle, so wie wir waren, hineingesprungen. Vor lauter Schauen, ob es nicht doch einen Weg zum Bach hinunter gäbe, hatten wir eine Frau übersehen. Sie lag splitternackt im hohen Gras auf dem Weg, den wir entlang ritten. Christine musste ziemlich aprupt bremsen. 
Rudi und Brigitte erwarteten uns schon auf dem wunderschönen Isländerhof. Natürlich wurden unsere Pferde wieder geduscht und kamen in einen überdachten Laufstall. Der Hof ist so was ähnliches wie ein Schullandheim. Zum Abendessen bestellten wir uns Pizza und gingen ziemlich früh zu Bett.

Anmerkung eures Hausmeisters:

Also, irgendwie verstehe ich das nicht:
Entweder ist es ein Weg, oder es steht hohes Gras. Wie kann dann eine Dame spärlich bekleidet im hohen Gras auf dem Weg liegen. Aber Egal, soll doch jeder die Natur so genießen, wie es ihm gefällt.

Freitag, 23.07.04 – Schänzlehof-Offenburg

Um 4.00 Uhr früh klingelter der Wecker. Ich konnte eh die ganze Nacht nicht schlafen, da es so warm war und ich auch etwas aufgeregt war. Brigitte und Rudi waren so lieb und hatten schon das Frühstück hergerichtet.. So das wir uns nur noch hinsetzen und später nur aufstehen brauchten. 
Um 6.00 Uhr tigerten wir mit den Schweizern los, die ebenfalls auf dem Hof einquartiert waren, allerdings im Heuboden. Die Schweizer ritten und fuhren mit ihrer Kutsche voraus. Nach kurzer Zeit blieben sie am Straßenrand stehen, einer ging in die gegenüberliegende Bäckerei und sie machten kurz Frühstück. Dann ging’s weiter und natürlich bekamen wir’s G’schau von den Leuten.
In Reihe und Glied ritten wir einen Weg rauf, wo sich kurz drauf herausstellte, das wir in einer Sackgasse gelandet waren. Also alles kehrt und ehe ich mich versah war ich mitten unter den Schweizern und vor der Kutsche. Wieder auf der Straße ging ich mit Lady ein Stück zur Seite, damit die Kutsche vorbei konnte, was Lady allerdings nicht so passte. Sie streckte den Freibergern ihr Hinterteil entgegen und fing ein wenig zu steigen an. Gott sei Dank passierte aber nichts. An der Kinzig trennten sich unsere Wege, die Schweizer galoppierten auf der einen Seite des Damms voraus, während wir auf der anderen Seite im Trab losmarschierten. Nun ging es immer dem Damm entlang. Als die Schweizer eine Pause einlegten, holten wir sie wieder ein und ritten weiter. Die Berge wurden immer flacher und die Hitze unerträglich, der Damm immer länger und das Ziel, eine Brücke, schien nicht näher zu kommen. 
An der langersehnten Brücke machten wir dann Pause. Natürlich von Rudi und Brigitte schon erwartet, machten wir unseren Pferden die Halfer-Nr. dran, die sie währende der gesamten Messe behalten mussten. Bald kamen auch die Schweizer wieder vorbei und mit der Zeit auch einige andere Reiter. Nun hieß es das letzte Stück führen und den Pferdeäpfeln folgen. Die Luft schien über dem Feld zu stehen und nun merkte man, das uns die Kräfte langsam aber sicher entflohen. Noch ein letztes Mal den Damm hinauf und wir sahen Offenburg! 
Eine Gruppe von Reitern kam unten am Damm entlang getrabt ohne Sattel und es waren Bardigianos, die uns auch gleich begrüßten. Nach ein paar Metern sahen wir den Eingang zur Messe. Wir hatten es geschafft. Unter der Eisenbahnunterführung durch und genau in diesem Moment kam ein Zug. Das war so laut, das Lady und Nora, die als lezte einmarschierten, genau drunter standen und, naja, etwas aus der Ruhe kamen. 
Dann sahen uns noch so viele Menschen an. Am Wanderreiter-Zelt des VFD angelangt, wurde abgesattelt und die kleine Wartezeit auf den Tierarzt mit der Tränkung an einem Brunnen verkürzt. Nun mussten nur noch alle Pferde gesund durch die Untersuchung kommen. Bei Nora hatten wir schon Bedenken. Er füllte für jedes Pferd einen Zettel aus und legte ihn in unsere gelben Streckennachweise. Zu Nora hat er nichts gesagt, die anderen meinten wenn sie durchgefallen wäre, hätte er es schon gesagt. 
Wir platzierten unsere Pferde auf ihre Plätze (Ständer) im Wanderreiter-Pferdezelt. Nach deren Versorgung gingen Michaela und ich zum Duschen. Das war eine heikles Unterfangen, da an der Außenseite der Duschcontainer keine Damen und Herren gekennzeichnet waren. Aber uns kannte ja niemand und wahrscheinlich sehe ich diese Leute nie wieder. Frisch geduscht schwitzten wir schon wieder, denn es war ziemlich schwül. 
Am Abend fand der Fackelritt durch Offenburg statt, den wir uns ohne Pferde ansahen. Das war wunderschön. Die Nacht verbrachten wir im „Massenlager“ bzw. Zelt. Eigentlich hatte ich eine wenig Angst davor, was völlig unbegründet war. Denn auf den Rotwein von Rudi und Brigitte konnte ich schlafen wie ein Mumeltier.

Samstag, 24.07.04 – Offenburg Euro-Cheval

Der Tag verlief so, daß jede von uns 2 Std. Stallwache hatte, das hieß, die Pferde in unserem Zelt zu beobachten und auf die Besucher ein wenig achtgeben. Den Rest der Zeit marschierten wir durch die Messe. Für Lady und Naddel fanden wir 2 schöne Lederhalfter und die passenden Stricke dazu. 
Nachmittags um 17.30 Uhr war dann die Siegerehrung zu der wir natürlich mussten, da wir von den Gruppenreitern mit Gesamt 452 km den 1. Platz erreichten und das mit allen 4 Pferden. Laut Hr. Harter, einem Organisator und Verkäufer von Lady, mussten wir einreiten. Wovor ich mit Nora schon ein wenig Angst hatte, nachdem sie sich in den ersten Tagen so aufführte. Zu meiner Verwunderung marschierten aber alle einwandfrei durch die Menschenmengen bis zum Abreiteplatz und auch dort waren sie für’s erste Mal sehr anständig. Natürlich kamen auch die anderen Wanderreiter und wir marschierten in den großen Sandplatz auf dem die großen Vorführungen stattfanden. Wir erhielten einen Pokal und die goldenen Reitabzeichen. In der Einzelwertung wurde eine Frau Sieger mit 870 km und die Ungarn mit 1.450 km und 42 Tagen bekamen ebenfalls einen Preis. 
Als wir die Ehrenrunde ritten waren unsere Pferdchen schon auch ein wenig aus dem Häuschen, denn die Menschen auf den Tribünen klatschten und die Pferde wussten nicht, in welche Richtung si sich drehen sollten. Endlich auf dem Abreiteplatz angelangt, fing ein Apfelschimmel durch die hinter uns heraustrabende Kutsche, zu bocken an. Was die Unseren natürlich auch etwas beunruhigte. Aber ich und auch die anderen bekamen unsere Partner Pferd in den Griff. Brigitte hatte Lady als Handpferd und war von ihrem Temperament sehr angetan, denn für Lady war das natürlich ganz was neues.
Nun hatten wir es geschafft und sogar noch mit dem 1. Platz und alle kerngesund, Pferde wie Reiter. Rudi, Wicki und Dietmar brachten die Pferde zurück in unser letztes Quartier, wo sie nun endlich ihre Ruhe hatten. Wir machten uns auf in die Gala-Show, die sehr lange dauerte (3 Std. ), jedoch was vom Feinsten war. Kinder Zeigten mit Ihren Freibergern so etwas wie die ungarische Post, aber mit Sprüngen. Eine Polizei-Staffel zeigte unglaubliche Dinge, wie z.B. durch eine Papier-Wand springen, vor Knallfröschen und sprühenden Sylvesterkrachern direkt daneben in aller Ruhe sehen zu bleiben, einen riesigen Gummiball auf den Kopf zu kriegen und anschließend damit Fußball spielen, das war wirklich atemberaubend. 
Es fuhren Kutschen aller Art mit den verschiedensten Pferderassen vor. Dann kamen die „Goaßelschnalzer“, Lusitanos, Quarter Horses, Haflinger und eine Hengstparade aus den verschiedenen Gestüten z.B. Marbach, Schwaiganger, aus der Schweiz und Frankreich, von denen ich allerdings die Namen nicht mehr weiß. 
Zum Ende wurde ein Kutschparcours ausgesteckt, durch den jeweils ein Team aus einem 4-er und 2-er Gespann bestehend und in einer Art Staffellauf diesen Parcours in der schnellstmöglichen Zeit durchfahren musste. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Rudi holte uns dann ab und brachte uns ins letzte Quartier. Endlich in einer anständigen Dusche geduscht ratschten wir noch ein wenig und schliefen dann alle wie die Murmeltiere.

Sonntag, 25.07.04 – Schänzlehof-Schambach

Am morgen waren wir alle gemeinsam bei Frühstück und um ca. 10.00 Uhr fuhren wir geschlossen los. Auf der Autobahn kamen wir sehr zügig voran, so das wir um 16.00 Uhr zu Hausen waren. Den größten Teil der Fahrt verbrachte ich im Schlaf. Bei der Ankunft in Schambach wurden noch mal Fotos mit dem Pokal geschossen und anschließend zum Stanglbräu nach Herrnwahlthann gefahren. Meine Eltern holten mich ab und war überglücklich sie wieder zu sehen. Was ihnen genau so ging. Mein Brüderlein freute sich natürlich auch mich wieder zu sehen.

Im großen und ganzen war der Trip eine Bereicherung meines Lebens. Mit allen Höhen und Tiefen die wir gemeinsam überstanden hatten. Ob ich`s ein 2`tes mal wagen würde, kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall war es wunderschön, die Gegend aus dieser Perspektive zu sehen und die Natur so zu erleben. Die verschiedenen interessanten Menschen kennen zu lernen und auch ihre Ansichten, Bräuche und Dialekte. Ich bin froh mit diesen Mädels Christine, Michaela und Karin sowie später mit Brigitte und Manuela gemeinsam den langen Weg von Schambach nach Offenburg über 452,20 km gemeistert zu haben und nicht zu vergessen unseren Partner Pferd.

Ein Nachwort… – Was auch mal gesagt werden sollte!

Ich persönlich habe Rudi bewundert. Mit seinem Engagement, der Bereitschaft, seine Freizeit und Urlaub zu Opfern und seiner Ausgeglichenheit hat er einen ganz entscheidenden Beitrag geleistet, daß dieser Ritt ein Erfolg wurde. Deswegen habe ich das „Pokal“-Bild ausgesucht, auf dem auch Rudi mit drauf ist. Ich finde, er hat ihn genauso mit erritten, wie alle Reiterinnen auch!  (gez. Wicky)

Vogesenrundritt 2003

(erlebt und beschrieben von Dietmar Holzenbecher)

Es gibt Träume. Es gibt Träume, die man sich nie erfüllen kann…
…und es gibt Träume, die man sich erfüllt! 

Aber Träume, die man sich erfüllt und letztendlich alles bisher dagewesene übertreffen, sind selten. Dieser Bericht handelt von einem dieser unübertrefflichen Träume. 

Wie alles begann…. (Circuit de Cigognes)

Auf der Eurocheval 2002 waren wir (Christine und Dietmar) auf einen Messestand der französischen Organisation ‚Tourisme Equostre‘ gestoßen. Mit viel Geduld und allen Reserven unserer Sprachkenntnisse erfuhren wir genaueres über die vielfältigen Möglichkeiten des Wanderreitens in Frankreich. Unter anderem viel uns eine kleine Broschüre auf, die einen Wanderritt rund um die elsässische Stadt Colmar beschrieb. Noch auf der Heimfahrt im Bus beschlossen Christine und ich uns diesen lang gehegten Traum zu erfüllen. Wie immer dauerte es natürlich wieder einmal sehr lange (die Broschüre lag wieder einmal wochenlang auf unserem Küchentisch….), bis wir in die Gänge kamen…

Zuerst schienen unüberwindbare Hindernisse den Ritt zu vereiteln: 
So war zum einem die Kommunikation (bayrisch – französisch) mehr als schwierig. Wenn man aber gute Freunde hat, (nochmals vielen Dank an Claudine und Peter) lösen sich solche Probleme doch noch. 
Zum zweiten war mir klar, dass ein solcher Ritt ohne Navigationssystem für mich nicht in Frage kam. Es stellte sich jedoch heraus (wir sind lernfähig), dass alle Karten, CD Roms und Programme für unsere Zwecke zu besorgen waren. Glück gehabt!!!
Aus vielerlei Gründen war es jedoch (im Vereinten Europa) sehr schwer diese Sachen nach Deutschland zu bringen. Als dies dann doch noch gelang, streikte unser PC auch noch! Wieder einmal sind gute Freunde nötig! Danke nochmals an Claus und Andrea, die seit nun ca. einem Jahr zum ‚harten Kern‘ der Rötelberg-Ranch gehören. Also, kurzum, wieder einmal original Rötelberg-Atmosphäre. 

Die Anfahrt (Troubles und menschliches…)

Alle stehen absolut unter Strom… …die Abfahrt war für Donnerstag morgens geplant, Rittbeginn Freitag morgens!. 
UPS (der Hausmeister: Ich hasse Anglizismen, zu deutsch hieße es: Hoppala! ), der Zusteller unserer Software-Programme und Daten aus Frankreich avisierte jedoch den Eintreffzeitpunkt des Pakets auf Donnerstag morgens zwischen 10.00 und 12.00 Uhr…. Sträääääss…
…das Paket kam… der PC spann… Dietmar drehte…(Anm.: durch?), Christine programmierte… 

Donnerstag Abend, 22.00 Uhr: Christine gibt o.k. Alles im Kasten!
Alles? Das sollte sich später herausstellen… 
Christine, die ihre Touren mehr als sorgfältig plant und ausführt, hatte für jeden Tourenabschnitt auch noch Referenzkarten angefertigt…. 
Also, kurzum: Mitternacht gings los !

(Der Hausmeister: Zeit ist relativ, sagte auch schon Einstein…) 

Die Pferde, Eckos und Nikolas, altgediente Kämpen, gingen wie immer absolut brav in den Hänger. Die Fahrt war des Nachts vielleicht sogar besser, zumndest für die Pferde: Die Straßen waren frei und die Temperaturen in Ordnung. So fuhren wir also die Nacht durch nach Frankreich. Zügig ging es über Ulm, Donaueschingen und Freiburg nach Breisach zur Grenze, die wir morgens um 6.00 Uhr erreichten. Problemlos erreichten wir um 7.00 Uhr die erste Station Rouflach. Dort wurden wir von Bernard und seiner Frau Marie Claire begrüßt (….und stellt euch vor, Bernard sprach deutsch!!!). 
Die beiden waren uns auf Anhieb sehr sympathisch. Wir kümmerten wir uns sofort um die Pferde. Sie hatten die 7-stündige Fahrt sehr gut überstanden. Bernard hatte schon 2 saubere, helle Boxen bereit, ausgestattet mit gutem Heu und frischem Wasser. Sofort begannen Eckos und Nikolas zu fressen und zu saufen. Ein gutes Zeichen. 
Sodann wurden wir zum Frühstück geladen. Was für uns (Anfangs) etwas neues war: Der Kaffee wurde aus großen Schalen, vergleichbar mit unseren Müslischalen getrunken (der Hausmeister: Da kann man ja ne ganze Semmel drin eintauchen…). Das Frühstück war nach der langen Nacht eine absolute Wohltat. Bernard sah mir an, dass ich todmüde war und fragte mich ob ich noch ein, zwei Stunden schlafen wolle? Dankend nahm ich seinen Vorschlag an, und bekam ein Gästezimmer. In der Zwischenzeit packte Christine alles nötige für unseren Ritt aus dem Auto und machte alles, bis auf die Pferde und mich, abrittbereit. 
Wir hatten Ausrüstung für 9 Tage am Pferd! (Dank an den genialen Stefan Wanek). Nach ca. 2 Std. kam ich wieder zu mir. 
Nun kam der spannenste Augenblick, der alles hätte noch in Frage stellen können: War der GPS-Empfänger richtig programiert? In Deutschland konnten wir das ja nicht prüfen! Also einschalten und hoffen. 
Bingo!!!!!!

Das Abenteuer konnte beginnen….

1.Tag, von Rouffach nach Vogelgrün

Zum Beginn unseres Ritttages gleich ein schönes Erlebnis: Marie Claires erste deutsche Worte, ‚Auf Wiedersehen und einen guten Ritt‘, natürlich mit diesem herrlich französischem Klang…

Es ging in die Rheinebene. Der GPS tat seine Arbeit hervorragend (wie immer). Eckos und Nikolas gingen, als seien sie in Frankreich zu Hause. Da in der Rheinebene intensive Landwirtschaft betrieben wird, sah es ein bisschen wie daheim aus. Was uns allerdings von Anfang an faszinierte, waren die kleinen Ortschaften, der Stil der Häuser, die Geschäfte, die Straßen, alles, aber wirklich alles anders…. 
Wir durchquerten Dörfer wie ‚Dessenheim‘ oder ‚Oberaasheim‘, ritten an Bewässerungskanälen entlang, überquerten zahlreiche Flüsse und Bäche…
…und kamen langsam an den Rhein. 
Das Wetter war gut, nicht zu warm und etwas windig. Um Vogelgrün zu erreichen, es liegt auf einer Rheininsel, mussten wir über die Grenzbrücke zur Mitte des Stroms. Hier zeigte sich wieder einmal, dass ein Wanderreitpferd ganz andere Qualitäten besitzen muss als allgemein von vielen ‚Fachleuten‘ behauptet wird: Da wir mit Packtaschen und allem Gepäck doch etwas an Breite besaßen, donnerte der Verkehr auf der schmalen Brücke (vor allem Lkws) wirklich nur wenige Zentimeter an unseren Pferden vorbei. Routiniert wie immer, brachte das aber Eckos und Nikolas nicht aus der Ruhe! 
Angekommen an dem, dem Hotel angegliederten, Stall wurden die Pferde in sauberen Boxen untergebracht. Das Heu war von sehr guter Qualität und das Kraftfutter mundete den Pferden ebenfalls. Das Hotelzimmer war mit sämtlichem Komfort ausgestattet. Eigentlich schon zuviel! Erstmal ging’s unter die Dusche: Oooooohhhhhh!!
Da wir im Hotel waren, ging’s anschließend ins Hotelrestaurant. Alles o.k., aber nunmal Hotelatmosphäre! Auch im Reitstall wurden wir höflich und gut behandelt, aber eben englisch..

2.Tag, von Vogelgrün nach Guémar

Der nächste Morgen kam. Ausreichend frühstücken und dann zu den Pferden… 
…sie taten mir dann doch etwas leid, da sie die Boxen Model „Stadelheim“ genauso gern mögen wie ich… 
Also putzen, Sattel rauf (ganz schönes Gewicht mit all dem Zeug!) und ab die Post. An der Rheinbrücke dann noch ein ‚Beweis-Foto‘ geschossen und weiter! 
Das Gelände ähnlich wie am Vortag: Absolut flach, viele Bewässerungsgräben (schon gewusst: Das Elsass ist die regenärmste Gegend Frankreichs!) Aber zum ersten Mal Wald und Waldwege. Diese hätten uns auch einmal dazu verführt, ‚etwas Gas zu geben‘, da sie von Anfang bis Ende schnurgerade waren. Aber das viele Gepäck am Sattel verhinderte die Absicht, noch während des Gedankens daran! 
Gegen 17:00 Uhr erreichten wir unser Quartier, eine alte Poststation. Es war ein riesiger Vierseithof, in dem 3 Familien wohnten! In einer ehemaligen Tabakscheune befand sich ein Zimmer, Dusche und WC. Alles sehr rustikal, aber total gemütlich. 
Gegen halb acht, nachdem die Pferde versorgt und wir kultiviert waren, führte uns Jacky, unser Gastgeber und passionierter Kutschenfahrer, in die extra für Wanderreiter hergerichtete kleine Essküche. (Alles vorhanden für lange Nächte!!) 
Genau das, was wir bei der Planung des Rittes erleben wollten: Frankreich, das Land, die Leute!
Nun gab es das erstmal ein richtiges französisches Menü: Aperitif, Hauptgang, Käse, Kaffee und Apfelkuchen. Dazu guten elsässer Weißwein. Danach war nicht mehr gehen angesagt, sondern rollen. Auf dem Zimmer angekommen sind wir nur noch ins Bett gefallen und eingeschlafen…

3.Tag, im Weinanbaugebiet um Guémar

Der Sonntag begann, wie der Samstag geendet hatte: Wir waren in Frankreich (= gut Essen und gut Trinken)! Genauso sah unser Frühstück aus… 
Fast schon machte es uns Mühe so angegrast (für Preißn: vollgefressen!) die Pferde zu satteln und zu reiten. 
Auf Empfehlung unseres Herbergsvaters änderten wir kurzerhand die für diesen Tag geplante Route ab: Anstatt geschichtsträchtige Orte aufzusuchen, führte uns der Ritt durch die Weinberge und malerischen Ortschaften wie z.B.: Riqwihr oder Kientzheim. In diesen Orten herrschte reges Treiben. Touristen aus allen möglichen Ländern waren zugegen. Beeindruckend auch die Kulisse der Weinfelder vor dem ansteigenden Gelände der Vogesen. 
Uns wurde nun schlagartig klar: Morgen ist es soweit! ‚Die Berge kommen.‘
Nach Beendigung des Rittes wurden wir dann noch von Familie Hattermann, mit der wir uns mehr als gut verstanden, zur Erstkommunion ihres Sohnes eingeladen. Das uns eine solche Ehre zuteil werden würde, hätten wir nie gedacht.

4.Tag, von Guémar nach Aubure

Der Abschied von Familie Hattermann fällt uns entsetzlich schwer. Den Tränen nahe, werden die letzten Fotos gemacht. Michelle geht nocheinmal ins Haus und bringt eine kleine Brotzeit für unterwegs mit. ‚Danke‘, Familie Hattermann wir kommen wieder! 
Dann kommt der Augenblick auf den wir gewartet hatten: Es geht ab in die Berge. Vor uns liegen 800 – 1000 Höhenmeter die es zu überwinden gilt. Zum Abschied warnte uns Michelle noch, dass es ab 800 Höhenmeter spürbar kälter werden würde. Zuerst ritten wir noch durch leicht ansteigende Weinberge. Dann begann der Weg schmäler zu werden, stetig ging es bergauf… 
Es machte Spaß den GPS Empfänger zu beobachten: 300…400…500…600…. Wie lange stiegen wir noch hoch? Für uns eine vollkommen neue Erfahrung! 
Tatsächlich (Anfang Mai) wurde es kälter! An alles hatten wir gedacht! Aber Handschuhe?!?
Wir sahen das erste mal die Rheinebene von oben… 
…ein grandioser Anblick! (der Hausmeister: ‚La Montanara‘ für’s Objektiv)

Stunde für Stunde steigen wir weiter nach oben. Nun zeigt das GPS schon über 800 Meter. Eine Bergwiese lädt zum Verweilen ein. Nun erinnern wir uns an Micheles Brotzeit. Die Pferde grasen. Alles easy, kein Stress, keine Hektik! Das alles haben wir an der deutschen Grenze abgegeben. 
Es ist faszinierend, keinen Menschen weit und breit zu sehen. Hier oben ist es so einsam und romantisch…. wie wir es uns vorher erträumt hatten! 
Da ich nicht so viel reite, wie Christine, hatte ich die ersten beiden Tage leichte Probleme. Alles vergessen! Bis zum Ende der Welt reiten… nun wäre es kein Problem… 

Es geht weiter. Wir reiten oft auf Bergkämmen, wobei wir uns jetzt auf einem Niveau um die 800 Höhenmeter. Wieder führt uns die Strecke bergauf: Die 1000 er Marke wird geknackt! Ein irres Gefühl, nur Eckos, Nikolas, Christine und ich! 
Die Wetterwechsel hier oben in den Vogesen sind gewaltig. Kaum waren wir noch ‚hart am Wind‘, ist hinter dem nächsten Kamm strahlender Sonnenschein. War es eben noch zu kalt, braten wir kurz darauf in der Sonne! Es scheint doch mehr zu geben als Geld, Arbeit, Probleme… all diesen Sch…. WIR LEBEN!!

So erreichen wir langsam aber sicher Aubure. Das höchstgelegenste Dorf der Vogesen. Eine nette kleine Ortschaft auf 800 Höhenmeter. Das Quartier bei Jean Luis ist schnell gefunden. Er begrüßt uns nett, spricht aber nicht viel deutsch. Wir versorgen die Pferde. Sie bekommen wie bei uns zu Hause eine Koppel. Nachdem die Pferde versorgt sind, kommen wir dran. Zuerst duschen: Das tut gut! Dann Betten zurecht machen. Da Jean Luis nicht kocht, fragen wir nach einem Restaurant. Jean Luis verrät uns sein Stammlokal. Also, auf Schusters Rappen ab durchs Dorf. Herrlich! Ich liebe Frankreich. Es scheint das Restaurant hat Ruhetag. Nein, da sind doch zwei. Wir fragen, es ist der Koch und der Kellner. Wieder haben wir Glück. Speziell für uns (auf Anfrage) wird eine handschriftliche Menüfolge erstellt. Was soll man sagen, außer ‚Essen wie Gott in Frankreich‘. Ab heute bin ich mir 1000 %ig (gibt’s das überhaupt?) sicher: Frankreich sieht mich wieder!!!!!
Nach dem opulenten Menü wackeln wir wieder in unsere Unterkunft. Ein herrlicher Tag geht leider zu Ende. 

5.Tag, von Aubure noch Orbey

Wir wachen von selbst auf! Kein Wecker! Der Ruf nach den nächsten Abenteuern hallt uns in den Ohren… …dröhnt in unseren Köpfen…
Wir sehen nach unseren Pferden. Nikolas hat es vorgezogen außerhalb der Koppelumzäunung zu nächtigen. Eckos steht in der Koppel. Wir lachen. Nikolas ist eben schon immer exaltiert. Wir füttern. Dann kommt schon Jean Luis und holt uns zum Frühstück. Wieder sitzen wir mit der ganzen Familie am Tisch, wieder schließen wir Freundschaft. Jean Luis zeigt uns sein ganzes Haus, das er selbst restauriert hat. Einfach toll! Dann müssen wir leider aufbrechen. Also Pferde satteln. Wieder ein Abschied der schwerfällt. (Europa wie wir uns das vorstellen: Gemeinschaft der Menschen) 

Also los geht’s! Wir verlassen Aubure und kommen sofort auf den Freland – Pass. Nun geht es über Stock und Stein. Wieder nichts als Natur. Die Berge erschlagen uns fast. Dann das erste kleine Hindernis. Ein Baum liegt quer über dem Weg. Zu Hause kein Problem. Aber hier? Linker Hand geht’s nach unten. Keine Chance. Rechts von uns geht’s nach oben zwischen kleine Nadelbäume. Kurz überlegt – wir entscheiden uns nach rechts. Unglaublich die Pferde folgen uns als sei es kein Problem. Geschafft! Was soll uns jetzt noch passieren? Das Wetter wird unbeständiger. Ich entscheide mich meinen Regenoverall anzuziehen… 

Dann (…) Schock: Wieder liegen Bäume (!?) über dem Weg. Noch schwieriger wie zuvor. Aber auch diesmal: Auf Eckos und Nikolas ist 100 %ig Verlass!! Sie steigen über die Bäume wie Bergziegen. Langsam steigt in uns der Verdacht, dass dies keine der ’normalen Touren‘ ist. Nun nähern wir uns dem Bonhammepaß. Hier auf 500 Meter entschließe ich mich meinen Overall auszuziehen. Wir sind gerade auf einem großer Parkplatz für Busse. Und wie es kommen muss, fährt, als ich gerade dabei bin meinen Overall auszuziehen, ein Bus mit englischen Touristen auf diesen Parkplatz. Sofort werden wir zur (Foto)-Begierde der Businsassen. Komik am Rande: englische Touris fotografieren deutsche Touris und das ganze natürlich in Frankreich! Unsere Stimmung ist gut. Christine sagt, es seien nur noch 3 km bis zum nächsten Quartier. Ich kann es kaum glauben und freue mich über diese Nachricht. Weiter geht’s! Wir folgen wieder herrlichen Waldwegen. Doch scheinbar haben wir heute kein Glück. Schon wieder umgefallene Bäume! Aber unsere Pferde kennen das Spiel jetzt schon sehr gut. Also, kein Problem. Wir erreichen in der Nähe des weißen Sees den Kreuzgangpass. Hier gilt es einen Aufstieg zu meistern, der scheinbar für Pferde nicht mehr geeignet ist. Die Bergstation des Skilifts erreichen wir auf 1204 Höhenmeter! Wir befinden uns nun am Rande des Naturschutzgebietes Tanet. Ein Hochmoor!!!! Christine, die navigiert wird plötzlich immer leiser. Ein schlechtes Zeichen! 
Da ich langsam aber sicher unruhig werde, offenbart mir Christine, dass sie in der Hektik der Abreise eine Route des GPS vergessen hat zu programmieren: Genau diese! 
Nun ist mir in meiner Haut nicht so ganz wohl! Es ist kurz nach 17.00 Uhr. Wir stehen an einem nicht ganz einfachen Geländestück auf mittlerweile 1300 Höhenmeter. Gute Nacht! Das einzige Hilfsmittel das wir noch haben sind die Referenzkarten die Christine für alle Fälle (Gott sei’s gedankt) immer ausdrucken lässt. 
Also, jetzt ruhig bleiben! (Leicht gesagt!) Christine behauptet, der weiße See sei rechts von uns. Genau das Gegenteil meine ich. Die Zeit drängt. Ich habe recht, nachdem wir 5 Minuten nach links gegangen sind, taucht der See unter uns auf. Nun wird mein Kopf wieder klarer! „Es gab doch da einmal eine ‚goto‘-Funktion an diesem GPS“, geht es mir durch den Kopf, „damit kann man einen Geländepunkt anpeilen!“ Zusätzlich erinnere ich mich, dass logischerweise der erste Punkt der nächsten Route, zugleich der letzte dieser Route, also unser Ziel sein muss… 
Nun wird gepeilt und gerechnet:
3 km Luftlinie entspricht etwa 6 km tatsächlich. 
Durchschnittsgeschwindigkeit laut GPS ca. 3 km/h ergibt also 2 h
Das heißt Eintreffzeitpunkt ca. 19.00 Uhr UFF!!
Nun werde ich ruhiger!
Die Wege auf diesem Hochmoor sind gigantisch. Teils müssen die Pferde auf Holzplanken gehen – und sie tun es! ? ! (Anm.d. Hausmeisters: Das sind Knüppeldämme, im Moor schwimmende Wege aus Holz… sollte man tunlichst nicht verlassen)

Da wir nun auch vermehrt mit unseren Karten arbeiten, sehen wir den Abstieg zum schwarzen See. Wir ahnen noch nicht was auf uns zukommt… 
Der Abstieg (ein eingetragener Wanderweg) erweist sich als der blanke Horror:
Schmal, steil, steinig – eigentlich unführbar (von reiten möchten wir in diesem Zusammenhang gar nicht mehr sprechen). Gerade ausrangierte Traber, die bei uns als stolperträchtig gelten, die nach ‚Expertenmeinung‘ keine guten Reitpferde sind, ja gerade die, sie waren unsere Garantie aus dem Schlamassel gesund rauszukommen. Nochmals „Danke!“, Nikolas und Eckos!
Schlussendlich meisterten wir diese heikle Passage. Der Rest bis Orbey war dann, verglichen mit dem an diesem Tag Erlebtem, ein Spazierritt!!

Als wir dann gegen 19.00 Uhr kurz vor unserem Quartier waren, machte sich die Stationsbetreiberin, Christine, gerade auf den Weg um uns zu suchen. 

Nachdem wir am Hof von Christin und Mario Bottos angekommen waren, wurden wir zuerst einmal, wie in Frankreich so üblich, aufs herzlichste begrüßt.
Sodann ‚the same procedure as everyday….‘ Pferde versorgen, Gepäck aufräumen, duschen, essen…
Als wir beim Aperitif saßen, eine französische Angewohnheit, die nur zu begrüßen ist, fragte ich Christin, ob sie uns etwa schon gesucht habe. Sie antwortete darauf mit ja und erzählte, wenn angemeldete Gäste die vom Tanet kommen, nicht spätestens bis 18.30 Uhr angekommen sind, wird sie immer unruhig. Denn einmal war es schon passiert, dass ein Reiter sein Pferd am Tanet im Sumpf versenkt hatte. Ein anderes Mal war ein Pferd beim Abstieg zum schwarzen See den Hang heruntergerollt… In diesem Augenblick schmeckte der Aperitif dann doch nicht mehr so gut! Wir saßen dann noch sehr lange und verstanden uns mit den beiden sehr gut… 
Mario fragte uns, ob wir denn eine bayerische Stadt namens Straubing kennen würden. Wir waren sehr erstaunt. Mario hatte vor ca. 20 Jahren dort beim Aufbau einer Ziegelei gearbeitet. Übrigens ist Mario einer der Männer, die der ‚Brigarde vert‘, einer Art Naturschutzpolizei, die es in dieser Form nur in Frankreich gibt, angehören. Er und diese Brigard wurden auch schon in der Pferdezeitung ‚Cavallo‘ vorgestellt. 
Kurz und gut, an diesem Abend wurde es sehr, sehr spät…

6.Tag, Ritt um die Seen…

Der 6. Tag begann mit durchwachsenem Wetter: 
Von unserem Fenster aus konnten wir beobachten, wie dunkle Wolkenmassen aus den Bergen oftmals direkt auf uns zukamen, alles verdunkelten und dann doch weiterzogen. Es roch sozusagen nach SCHNEE!!
Also, erst mal Frühstück. Immer wieder das Wetter beobachten… 
Wie heißt es so schön: “Die Hoffnung stirbt zu letzt!“ …und sie starb! 
Meinen Overall angezogen (vielen Dank an Bernd Michael Schröder), Pferde zurechtgemacht, Handschuhe von Christine ausgeliehen, Tür aufgemacht… Schneetreiben…. ½ Std. gewartet…. Ruhetag…. 
…war auch nicht schlecht! So hatten wir Zeit Christin und Mario anständig auf den Wecker zu gehen. Den Pferden jedenfalls gefiel der Ruhetag sehr gut. Ich denke auch hier haben wir wieder (Reit-) Freunde fürs Leben gefunden. 

Anmerkung:
Ja, wir haben Freunde fürs Leben gefunden! Mittlerweile sind wir schon einige Male zu Besuch bei Mario und Christin gewesen. Mit jedem Besuch fühlen wir uns noch wohler, wir lernen immer viele nette Menschen kennen. Ja, das sollte auch der Sinn dieser Übung gewesen sein.
Dietmar (Juni 2006)

7.Tag, von Orbey Hautes Hutes nach Metzeral

Diese verdammten Abschiede: Wieder fiel es mir total schwer Adieu zu sagen. Kein Wunder. Ich wünsche Christin und Mario viel viel Glück für ihr Vorhaben, ihr Pferdeparadies weiter auszubauen. Also, Leute mailt die beiden ‚zu Tode‘ (der Hausmeister: Links folgen, so ich sie habe!). Besucht sie! Nehmt ihre Angebote an. Sie verdienen es!

Nun bei Sonnenschein (Tags zuvor war Schnee) verlassen wir Orbey. Schon bald sind wir Teil der Natur, der Vogesen. Bei wirklich schönem Sonnenschein geht’s, wie sollte es auch anders sein, über teils felsige Wege in Richtung grüner See (Lac vert)

Am grünen See die erste Überraschung: Es gibt Menschen in den Vogesen! Einige Schulklassen mit ihren Lehrern haben anscheinend Wandertag. Alle strahlen uns an, selbst die Lehrkräfte. 
Und wieder: sobald sie merken, dass wir Deutsche sind, sprechen sie in unserer Sprache. Von wegen französischem Nationalstolz… (der Hausmeister: ein Elsässer ist ein Elsässer, der fühlt sich weder als Franzose noch als Deutscher, sondern eben als Elsässer. Vergleichbar mit den Südtirolern)
Wir reiten den grünen See an und machen Fotos. Er ist befestigt und scheint ein kleiner Stausee zu sein. Sodann reiten wir wieder auf unsere Strecke nach Metzeral. 
Mario hatte schon etwas erwähnt, dass wir an Wasserfällen vorbeikommen würden. Tatsächlich halten wir den ersten kleinen Wasserlauf der den Berg herabkommt für diesen Wasserfall. Wir machen Bilder und wundern uns noch über den Ausdruck ‚Wasserfall‘. Weiter geht die Reise… da… die Wasserfälle. Na schon etwas ganz anderes!

Merke: Nicht jedes Wasser, das in der Natur vertikal von oben nach unten stürzt, ist ein Wasserfall. Wir haben streckenmäßig die Option die Wasserfälle weiter höher am Berg auf zwei Brücken zu queren. Aber nach den Erlebnissen der Vortage verzichten wir dankend. Es wird wieder interessant die GPS Geräte zu beobachten, da die Wege wieder massiv berauf gehen! Nun sind wir an der Talstation eines Skilifts. 
Nein, es ist nicht zu glauben: Ab auf die Piste (und das ohne Ski, sondern mit dem Pferd.) Der Weg führt uns tatsächlich auf der schneefreien sommerlichen Piste bergauf. Wir sammeln eine neue Erfahrung: Mit dem Pferd im Skigebiet. Wieder schrauben wir uns auf 1100 m. Am Lifthäuschen der Mittelstation machen wir Fotos und eine kleine Pause… Zeit zum Nachdenken… Eckos, der brave Kämpe grast neben mir… 
Er, der noch kaum vor einem Jahr dem Tode geweiht war. Seine Heuallergie war so schlimm, dass er (und ich kenne ihn wirklich sehr gut) wirklich nicht mehr viel Lebensfreude hatte, abgesehen von den nur noch 70 % Lungenvolumen! Bisher hatte ich an so Hokuspokus wie die Homöopathie nicht geglaubt, aber ich habe es selber erleben dürfen, daß es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man mit Wissenschaft einfach nicht erklären kann! (Danke ‚Kräuterhexe‘ Bianca.) 
Also Alter, nicht sentimental werden. Es geht weiter. Über herrliche Wege – manchmal auch nicht ganz so herrliche. Am Gaschnikopf (wieder ein Skigebiet) geht’s auf abenteuerlichen Wegen zur Bergstation des Skilifts. Gleich hatte ich Christine wieder in Verdacht, hier irgendetwas ‚gedreht‘ zu haben. Aber alles o.k. Wir sind auf dem richtigen Weg. In Frankreich versteht man Wanderreiten etwas anders als bei uns! Das haben wir auch noch dazugelernt. 

Laut GPS haben wir nicht mehr weit nach Metzeral, zu unserem nächsten Quartier bei Richard. Nochmals romantische Pfade, die (mittlerweile) Abendsonne wärmt uns. Durch einen letzten Waldweg bergab und wir sind bei Richard. 
— Oh Schreck!!— 
Ein paar genervte deutsche Touris stehen rum und warten. Ein Mann mit asiatischen Gesichtszügen rennt auf dem Anwesen herum. Niemand da!! Da niemand kommt und wir (geschafft wie wir sind) auch nicht daran denken den Asiaten zu fragen, (später stellte sich heraus, der Teufelsbraten konnte englsch), machten wir das beste daraus. Wir lassen die Pferde auf eine kleine Hangkoppel. Nach über einer Stunde fährt ein Nissan Geländewagen auf das Anwesen. Ein grauhaariger Mann mit Zopf steigt aus. Es ist Richard. Hier in Frankreich scheint ziemlich alles anders zu sein. Richard hatte uns einfach ‚vergessen‚! 
Dafür eine Entschädigung: Eine Ferien-Wohnung vom Feinsten. Abends dann wieder die obligatorische Einladung mit unseren Gastgebern Abend zu essen. Dabei stellte sich heraus, dass der Mann mit den asiatischen Gesichtszügen aus Nepal kam, Koch ist, Sprachferien bei Richard verbringt und uns das Abendessen zubereitet. 
Es wurde wiedereinmal (!?!?) ein langer Abend mit gutem Essen, guten Gesprächen und der Einsicht, dass Europa nicht nur den Euro, sondern auch die Europäer braucht. 
Übrigens: Wer Richard kennt, weiß dass man ihm alles verzeiht, auch dass er uns einfach ‚vergessen‘ hat! Nach einem ausgiebigen Mahl, wackelten wir wiedereinmal Richtung Koje!

8.Tag, von Metzeral nach Rouffach…

Der Morgen begrüßt uns mit herrlichem Sonnenschein. Da wir in diesem schönen Ambiente hervorragend geschlafen haben, stehen wir voller Tatendrang auf. Heute verlassen wir wieder die Berge. Gott sei’s gedankt, realisieren wir diese Tatsache noch nicht. 
Wieder frühstücken wir mit unseren Gastgebern. Auch diesmal haben wir wieder ein Stück Frankreich in unser Herz geschlossen! Richard und sein nepalesischer Sprachgast beschließen uns noch ein paar Kilometer zu begleiten. Also zurück auf’s Zimmer, gepackt und zu den Pferden. Pferde putzen, satteln, aufrödeln! ‚The same procedure as everyday!‘ 
Auch Richard und sein Begleiter satteln ihre Mulis. Richard reitet ‚Ergun‘ ein Monstermuli mit ca 1,76 Stock!! Der Nepalese sattelt ‚Albertine‘ ein Minimuli mit ca. 1,10 Stock!! Don Quichotte und Sancho Pansa und bei all dem live dabei! Eigentlich geht das nicht in meinen Kopf: 
„Träume ich das alles, oder gibt’s das wirklich? Sind Richard, Jaqui, Michelle, Jean Luis, Mario, Christine und die vielen anderen real?“ 

Richards Stimme reißt mich aus meinen Träumen. Also los geht’s. Wir verlassen Pfeifferberg. Der Weg führt uns zuerst durch Metzeral. Eine kleine französische Stadt. Richard, der am Abend zuvor schon sehr grosses Interesse für unsere GPS-Geräte zeigte, testet Christine: An jeder Kreuzung lässt er zuerst Christine die Richtung sagen, bevor er dann zustimmend nickt! (Gott sei’s gedankt, funktioniert unser Garmin 12 XL perfekt wie immer) 
So steigen wir im 4 er Pulk wieder schöne Wege bergan. Wir reiten auf einem Gebirgszug parallel zu einem Tal. In Tal sehen wir die Ortschaft Munster, bekannt durch den nach ihr benannten Käse. 
Auf den Berggipfeln gegenüber sehen wir Schneefelder. Richard der in den 70ern Gras-Skiweltmeister war, erzählt, dass er und seine Frau dort früher in den Schneefeldern im August (!?!) trainiert hätten. Langsam nähern wir uns dem Punkt an dem uns Richard und sein Freund verlassen werden. Nach einem herzlichen Abschied fragt uns Richard dann, ob es diese GPS-Geräte in Frankreich auch gäbe und was sie kosten würden!!! Überzeugt – wir lachen. 
Von nun an geht es wieder alleine weiter. Richard hatte uns noch darauf aufmerksam gemacht, dass hier in den Bergen Viehwirtschaft betrieben wird und somit eventuell eingezäunte Weiden zu durchqueren sind. Plötzlich war es dann soweit. Wir standen vor einem Drehkreuz, wie wir es von U-Bahn Stationen her kennen. Was tun sprach Zeus! Also stieg ich ab, und kam ganz schnell dahinter, dass man das ganze Ding ausheben konnte, dann mit den Pferden durch und wieder hineingehoben! Darauf muß man kommen! (Anm. von Petra: Man merkt du musstest noch nie mit dem Kinderwagen in den Netto oder die Norma [Hohohoho, rofl, das saß… / der Hausmeister]) 
Also weiter im Plan… plötzlich jedoch sahen wir eine Herde Kühe auf uns zukommen! Was sollte uns noch alles passieren? Unsere Pferde sind an alles, aber nicht an Kühe gewohnt – und die Kühe sahen zum ersten Mal in ihrem Leben Pferde! Schlussendlich akzeptierten Nikolas und Eckos die Tatsache, mit den Kühen auf einer Weide zu sein. So durchritten wir die Weide. (Natürlich auf einem Weg!!) Wie zur Belohnung schloß sich an die Weide das Gasthaus Rotenbrunnen an. Hier packten wir die Gelegenheit beim Schopf: Pferde angebunden, Essen und Wein gekauft und im Sonnenschein der Berge alle Viere gerade sein lassen… 
In Rotenbrunnen lernten wir noch einen sehr netten Franzosen aus dem Departement Lothringen kennen, der uns dann fotografierte. Auch er bemühte sich deutsch zu sprechen. Danach folgte wieder der Aufbruch. Der letzte Punkt in den Bergen war dann Strohberg. Ab hier ging’s nur noch bergab. Man stelle sich vor, stundenlang bergab. Am Ende hatten wir wieder 1000 Höhenmeter hinter uns gebracht. Das Rheintal erreichten wir dann in Orschwir. Eine nette kleine Weinstadt. Nun ging’s wieder in der Ebene nach Rouffach, unserer Ausgangsstation. Eigentlich war es bedrückend wieder in der Hektik der „Zivilisation“ gelandet zu sein. 
Doch der Empfang bei Bernard und Marie-Claire war mehr als eine Entschädigung: Des Abends wurde dann mit vielen, vielen Freunden gegrillt. Es wurde wieder ein langer Abend…… Im Laufe des Abends wurden wir dann noch zur Einweihung einer benachbarten Hengst-Station für unserem Abreisetag eingeladen. 
Für uns eine große Ehre.

9.Tag, Weinprobe in Soultzmatt

Für den Samstag beschlossen wir kurzfristig eine Einkaufstour in Frankreich zu machen. Wein, Käse, Salami und andere Spezialitäten standen auf unserem Plan. Da wir am Abend zuvor beim Grillfest ein nettes Ehepaar à Cecille und Francis, kennengelernt hatten, und Cecille einen Geheimtip wusste, fuhren wir zur Weinprobe nach Soultzmatt. 
In der Kellerei „A.–R Klein et Fils“ kosteten wir verschiedene elsässische Weinspezialitäten. Wir lernten sehr viel über Wein. Für Leute die diese Gegend besuchen, ein absolutes Muß!!
Oder wusstet ihr, dass der Pinot Noir eigentlich ein Weißwein ist, der durch die Art der Verarbeitung eine rose Farbe bekommt? 
Anschließend ging’s noch in ein Einkaufszentrum bei Colmar. Gigantisch! Selbst Weltenburger Helles gab es zu kaufen. Der Spruch: „Leben wie Gott in Frankreich“ ist nicht weit hergeholt. Nach dem Einkaufs-Streß abends in Rouffach wieder das obligatorische Zusammensitzen und Feiern (gab es keinen Grund dazu, machte man sich einen Grund!) Die Tage vergingen viel zu schnell. Übrigens kamen Cecille und Francis abends mit einem großen Kuchen. Aber davon später an anderer Stelle. (->Distanzritt rund ums Mindeltal, ist aber noch nicht fertig, [treuguck zu Didi]) 

10.Tag, unser Abreisetag

Eigentlich wollten wir morgens schon abreisen. Aber nach der netten Einladung, die Einweihung der benachbarten Hengststation mitzufeiern, warfen wir die Abfahrtspläne um und entschlossen uns erst am frühen Nachmittag loszufahren. Wir bereuten es nicht. 
Bei Bernard strömten dann immer mehr Menschen und Pferde auf den Hof. Alsbald gruppierten wir uns, und auf ging’s nach Rouffach! 
Dort angekommen, unzählige Pferde, Reiter, Kutschen, viele Offizielle, vom Bürgermeister bis zum Landrat etc. Aber auch viele bekannte und liebgewordene Menschen: Richard, Mario und natürlich Cecille und Francis (leider ohne Pferde, dafür aber mit Fotoausrüstung) 
Dann ging’s los: Von Feuerwehr und Polizei begleitet zum Rathaus. Zuerst der Umzug durch die schöne Innenstadt. Danach in Formation zur Hengststation. Dort angekommen, waren die Uhrzeiger schon viel zu weit gewandert. Leider konnten wir die Festlichkeiten nicht mehr besuchen. Deutschland und die Rötelbergranch warteten auf uns. Auch unsere treuen Helfer, die in unserer Abwesenheit die Bürde der Pferdehaltung übernahmen, werden höchstwahrscheinlich froh gewesen sein unseren Transit wieder „herumdieseln“ zu hören! 

Unser Dank gilt Antonia, Brigitte, Ivonne, Margit, Michaela, Rudi, Susanne und allen anderen Rötelbergern (Hi Falti und Sabine!), die uns wieder einmal unterstützt haben wo sie nur konnten. 
Der Abschied von Frankreich, seinen Menschen, seiner Lebensart fiel uns sehr, sehr schwer. (Anm.d.Hausmeisters: Ich kenn das, schon kurz hinter der französischen Grenze scheint die Uhr anders zu gehen, wichtiges unwichtig, unwichtiges lebenswert!) 
Die Heimfahrt (wieder ohne Autobahn) war sehr gut. Wieder 7 Stunden (Danke Ford Transit)

Fazit …und Ausblick!

Wer wirklich Land und Leute mit (s)einem Pferd kennenlernen will, kommt um diese Tour nicht herum.
Mehr Entspannung, Spaß, neue Eindrücke, das alles in grandioser Natur, gepaart mit gutem Essen, hervorragenden Weinen und netten Menschen kann ich mir kaum vorstellen. 

Aus diesem Grunde planen wir im Jahr 2004 eine entschärfte(!) Version dieses Rittes, für alle diejenigen die dieser Bericht angesprochen hat. 
Wer es selbst probieren will, kann uns auch mailen. Wir werden versuchen kostengünstig für euch alles so aufzubereiten, dass es nicht in ein unübersichtliches, gefährliches Abenteuer ausartet!
Last but not least für alle die bei meinem Bericht ins Träumen gekommen sind, schreibt mir eine Mail wie es euch gefallen hat. Würde mich sehr darüber freuen. 

Dietmar (sockE)

P.S.: Da ich ein absoluter Enthusiast bin, gehen mir zur Zeit die Schlösser der Loire und vielleicht noch die Atlantikküste von Biarritz nach La Rocchelle durch den Kopf! Na ja……

Anmerkung: Leider hat´s bis jetzt noch nicht geklappt! Organisatorische Probleme (wie bekommen wir mehr als 2 Pferde auf einmal ins Elsass!!) hindern uns bis dato die Tour für unsere Reiter anzubieten.
Wir arbeiten mit Hochdruck an diesem Problem in Form eines Spezialtransporters.
Dietmar (Juni 2006)