Die blaue Elise

Darf ich mich vorstellen: Elise, genauer die blaue Elise.
Geboren wurde ich am 22.08. 1986 im MAN Werk München.Bestellt hatte mich damals die Feuerwehr Abteilung 3 Berlin 13.
Anschließend an meine Geburt schickte man mich zur Kur (ich war ein halbfertiges MAN F8 Kind mit dem offiziellen Namen 14/192 A) zur Firma Bachert.
Dort operierte man mir eine Mannschaftskabine für 9 gestandene Feuerwehrmänner auf den Rücken. Zusätzlich bekam ich noch einen Aufbau mit Plane und Spriegel.

Dann gings los. Dienst bei der Feuerwehr!

Als ich für die Feuerwehr zu alt wurde, verkaufte man mich an die Fahrschule Meier in Eutin.
Dort absolvierte ich pflichtgemäß den Dienst an den Fahranfängern für den LKW Führerschein. Auch einen großen Anhänger mußte ich dort mit meinen 190 Pferden ziehen.
Im Jahre 2002 kam ich dann nach Lünen zu einem eigentlich recht netten aber etwas chaotischen LKW Händler.
Dieser wiederum prieß mich in diversen Nutzfahrzeug-Zeitungen an – Da ich doch schon etwas betagt war, eigentlich recht günstig.
Nun begann die vorerst letzte Station meines harten Lebens.

Die Rötelberger entdeckten mich!
Was sie auf Anhieb absolut Symphatisch an mir fanden, war mein großes Fahrerhaus mit insgesamt 9 zugelassenen Sitzplätzen.

So besuchten sie mich im Herbst 2002 in Lünen.

Wieder einmal ein typisches „Rötelberger-Projekt“!

Auf nach Lünen. Also, Christine und ich ins Auto und ab die Post!
Bei der ersten Probefahrt kam dann leider die Ernüchterung: zu laut, zu langsam – als Basis für einen Pferdetransporter kaum zu gebrauchen.

Also wieder nach Hause: Bedenkzeit!!
Hin- und herüberlegt !?!?
Schließlich (wieder einmal Risiko ): Wir kaufen die blaue Elise !!!!! 

Im Januar 2003 also Expedition nach Lünen ins Ruhrgebiet.
Vormittags übernehmen wir dann unsere „Blaue Elise“.
Zwar etwas inkontinent (Aus dem Heizungskühler und dem Ausgleichsbehälter tropft es etwas!!!) und auch das Zündschloss ist etwas zerstört – aber was soll’s!!!

Auf der Heimfahrt fror die Fahrzeugbesatzung (Danke nochmals an Andreas und Hofi!) , da die Heizung und auch die Standheizung streikten.

Unsere Elise zeigte sich unglaublich durstig. Von Lünen zu uns 3 mal Tanken, das ergab einen Schnitt von über 35 Liter /100 Km.
Dann endlich zu Hause!!

Ideen, Ideen, Ideen und genau so viel Arbeit!!

Nun gings erstmal ans erforschen und planen.
In diesem Zusammenhang muß ich mich bei MAN Dachau, speziell Herrn Schießl besonders bedanken, der mir bezüglich verschiedener Optionen der Bereifungsgröße immer mit Rat und Tat zur Seite stand.
Auch der MAN Service Partner Spedition Pöppel, hier insbesondere Herr Schmaizl, der inzwischen in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist, half mit Schaltplänen, technischen Zeichnungen und vielen Tipps unsere Elise technisch auf den neuesten Stand zu bringen.
Nochmals herzlichsten Dank an dieser Stelle !

Um es kurz zu machen, im Jahr 2007 (in Worten zweitausendundsieben) – ja sie lesen richtig – war es dann soweit:
Vorstellung beim TÜV (Ohne Mängel!!!!) und Zulassung!!!!

Stolz fuhren wir bei Kälte und Schnee gleich über die Weihnachtsfeiertage nach Frankreich zu Mario und Christine – als Ladung 50 Ballen Heu, die als Weihnachtsgeschenk für unsere Freunde waren.

Elise war wirklich einmal ein ganz normaler F8

Januar 2008, ein Behältnis für die Pferde…

Da wir schon in der Planung für July 2008 (Equirando in Chateaubriand) waren, mußte noch ein Behältnis (Aufbau) für unsere Pferde entstehen.
So wurde ab ca. April/Mai 2008 begonnen einen Pferdeaufbau zu bauen.
Die Pläne dafür waren Gott sei‘ s gedankt schon größtenteils fertig

Letztendlich schafften wir es noch sehr, sehr knapp unsere Blaue Elise für die 1500 Km lange Fahrt an den atlantischen Ozean fertigzustellen.

Heute (Oktober 2008) ist das Fahrzeug gut erprobt und wartet schon „hufescharrend“ auf die nächsten Abenteuer.

Was unserer Elise noch dringend fehlt, ist das passende Outfit!
Etwas Farbe fehlt(-: !

In diesem Sinne 
SockE im Oktober 2008

PS: Vermutlich haben wir mit der Blauen Elise den einzigen allradgetriebenen Pferdetransporter mit Platz für 5 Pferde und 9 Reiter! 🙂

Wanderreitseminar Elsass 2008

Dieses Jahr waren wir ein zweites Mal mit unseren Vierbeinern in Frankreich, diesmal um dort ein mehrtägiges Wanderreitseminar abzuhalten, das zum ersten Mal als Pilotprojekt gestartet wurde und auf dem Bergbauernhof unseres Freundes Mario Bottos in den Vogesen stattfand. Insgesamt zu fünft machten wir uns von der Rötelbergranch Unterschambach auf den Weg ins Elsass, auf den Hof Gîte d’Etape du Pré du Bois in der Nähe von Orbey. Da wir Mittwoch Abend losstarteten, kamen wir schon Donnerstag in der Früh – pünktlich zum ersten französischen Frühstück J – an. Unsere zwei Mädels Anja und Ines, die das erste Mal in Frankreich mit dabei waren wussten anfangs nicht so ganz was sie jetzt mit den Schüsselchen vor sich anfangen sollten: Müsli und den Kaffee dann ins danebenstehende Glas? … Aber nach unserem Aufenthalt in Frankreich wussten sie schon gut über die Essgewohnheiten der Landsleute Bescheid und somit auch, dass der Kaffee aus den Frühstücksschüsseln getrunken wurde. Mit von der Partie waren auch unsere drei Traber Nikolas, Gyula und Plainsman und unsere zwei schwarzen Perlen, die Bardigiani Fiona und Vittoria ( das mit den Perlen stellte sich erst später nach einigen Erziehungsmaßnahmen heraus J ). Geplant war für die zwei Mädls an diesem Tag noch eine theoretische Einführung in die Anatomie des Pferdes und der damit verbundenen Reitweise auf Grundlage der klassischen Reitlehre. Diese besprochenen Grundkenntnisse wurden am Nachmittag in einem ersten Ausritt in der bergigen Umgebung der Vogesen von Anja und Ines auf Nikolas und Plainsman in die Praxis umgesetzt, damit die beiden einen ersten Einblick in diese anatomisch korrekte Reitweise und natürlich auch ins Wanderreiten bekommen. Sie konnten mit Hilfe von Tipps und Anweisungen üben, auf den Trabern sicher und anatomisch korrekt durch das Gelände zu reiten. Denn in den darauffolgenden Tagen folgten Wanderritte von je ca. 25 Kilometern, die es in der anspruchsvollen Landschaft zu bewältigen galt.

Am zweiten Tag ritten wir zu der Mittagsstation Domaine de Basil, wobei Start- und Endpunkt die Unterkunft Gîte d’Etape du Pré du Bois war. An den letzten beiden Tagen bestand der Plan darin, mit Ausrüstung und Gepäck am Pferd von dieser Gîte zu einer anderen zu reiten, in der wir dann von Samstag auf Sonntag übernachteten und wieder zurück. Jedoch fiel der Samstag im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser“, so dass wir diese Etappe nicht auf dem Pferd, sondern in Marios Ganovenauto J mit Zwischenstation im Einkaufszentrum und Restaurant, sowie Besichtigung der „Touristenmeile“ in Keysersberg zurücklegen mussten. Als wir dann an unserer Übernachtungsstation, bei den „verrückten Lehrern“, wie Richard und Françoise gern von Dietmar genannt werden, ankamen erwartete uns – wie kann’s in Frankreich denn anders sein – ein riesiges und zugleich sehr exotisches Menu (Einschlag des nepalesischen Koches): angefangen von Brennessel- und Ziegensuppe über Dal – Bath, einem traditonellen Reis – Linsengericht mit Gemüse aus Nepal, bis zum klassisch französischen Zwischengang aus verschiedenen Arten von Ziegenkäse und einer Apfeltarte als Dessert. Gut gesättigt gings dann mit der Hoffnung auf besseres Wetter – es schüttete immer noch in Strömen – in eins der ca. 15 zur Verfügung stehenden Betten, das wir uns frei wählen konnten. Am nächsten Tag erfreute jeden der Blick aus dem Fenster: strahlender Sonnenschein. Entsprechend einfach fiel uns auch das Aufstehen und nach einem stärkenden Frühstück und dem Abschied von unseren netten Gastleuten, ihrem Muli Ergün und der Eselin Albertina gings zurück zu unseren eigenen Pferden (sie standen immer noch bei Mario) , mit denen wir heute noch eine kleine Tour geplant hatten. Der Tag verlief so gut wie er angefangen hatte, unsere zwei Reitdamen kamen wunderbar mit Nikolas und Plainsman zurecht, die schwarzen Perlen gingen wie geschmiert und das Wetter hielt den ganzen Tag an. Vorbei am Lac Vert, einem Gebirgssee, und über eine Skipiste mit Blick auf die Hochebene des Tanets gelangten wir zu unserer Mittagsstation. Von dort aus starteten wir dann den letzten Ritt zurück zu Marios Hof. Dort wurde dann wieder mal – na was kommt nun wohl – natürlich gegessen J. Danach ging es schweren Herzens mit vielen neuen Erfahrungen, die noch lange an dieses Wanderreitseminar erinnern, wieder zurück in unsere Heimat.

Equirando – Saverne 2006

Ein ganz besonderes Ereigniss, das zwar leider schon hinter uns liegt, das wir aber gern auch mit euch teilen möchten: denn solch ein Wanderreittreffen gibt es in ganz Deutschland nicht! Also viel Spaß beim Lesen…

Tag 1

Die beiden Truppenmitglieder Nathalie und Corina standen wie abgemacht pünktlich um 5 Uhr morgens in Holzenbechers Küche. Das einzige, was zu sehen war, waren acht riesige Baguettes im kalten Licht der Neonröhre (Reiseproviant für 4 Leute). Es ließ sich jedoch noch ein weiteres Lebenszeichen in Form einer laufenden Dusche feststellen – und wie Nathalie und Corina vermuteten, widmete sich Dietmar seiner Körperpflege während Christine auf der Koppel ein letztes Mal die Pferde bewirtschaftete. Letztendlich verschob sich der Aufbruch dann von 5 auf 6.30 Uhr – typisch Holzenbechers J. Aber wäre ja egal gewesen, da wir an diesem Tag Zwischenstation auf der Pferdemesse Euro-cheval in Offenburg und anschließende Übernachtung bei unserem Elsässer Bekannten und lieb gewonnenen Freund Mario Bottos geplant hatten. Doch die Anreise zur Messe gestaltete sich wegen einiger Differenzen in der Rollenverteilung beim Autofahren komplizierter als gedacht. Deshalb kamen wir erst am späten Mittag mit leicht getrübter Stimmung an. Während wir diese besichtigten geisterte der fünfte Mann unserer Truppe, Andreas, ohne bekanntes Motiv mit seinem Motorrad in Freiburger Umgebung herum, wobei er jedoch bedauernswerterweise von einem Regenschauer überrascht wurde und sich in Tuttlingen vorerst mit seiner Maschine ein Wanderkartenständerdach als Unterschlupf teilte. Dann aber zog er in ein Bushaltestellenhäuschen um – wobei dieses bei weitem nicht komfortabler war, da das Dach seine Funktion als Schutz vor Wasser nicht unbedingt erfüllte. Aus Frust über das Unwetter und die mangelnde Getränkeversorgung wurde dann gleich ein ganzes Päckchen Kinder-Schoko-Bons verputzt. Von all dem bekamen wir, schon etwas besser gelaunt, in der Messe jedenfalls nichts mit. Diese war wie immer ein besonderes Erlebnis und lieferte viele alte und neue Eindrücke. Wie immer stand natürlich die Bardigianobesichtigung an erster Stelle, bei der wir ehrenswerterweise die Bekanntschaft mit Savannas Halbschwester Nanda machen durften. Außer Bardigianos kamen uns auch noch eine Menge anderer Schwergewichtler, Sportler und Minis vor die Augen, wobei keines dieser mit unserer Lieblingsrasse mithalten konnte. Auch viel Neues hat vor allem Christine und Dietmar in seinen Bann gezogen, wie Rundhallen, die einem riesigen Zelt ähnelten oder auch eine andere Form von Kunststoffhufeisen, die eine scheinbar ideale Lösung zur Umgehung des Barfußgehens der Pferde im Winter darstellte. Auf dem Rückweg zum Auto stellten wir schmerzhaft fest, dass wir vergessen hatten, eine der „begehrenswerten rosaroten Gerten, die für den Reitsport ja so wichtig und unentbehrlich sind“ zu ergattern. Doch ganz leer gingen wir nicht aus: ein neues Halfter für Vittoria und ein Testversuch für neue Zügel wurden angeschafft. Nach der Messe begab sich unsere Truppe auf den Weg nach Orbey – bzw. Hauttes Huttes, den Berg dahinter – um endlich zu unserer Übernachtungsstation aufzubrechen. Da der Weg ziemlich bergig und kurvig war, befürchtete Christine, dass Andreas den Hof wahrscheinlich nicht finden würde, doch kaum erreichten wir unseren Zielort, stand dieser auch schon mit einem kalten Bier in der Hand vor uns. Von da an waren wir also komplett. Nach einer überschwänglichen und netten Begrüßung bezogen wir unser 5-Bett-Zimmer und besichtigten die beeindruckende Umgebung. Da wir erst gegen Abend angekommen waren, war es jetzt (zum Glück) auch schon Zeit zum Abendessen –besser gesagt Zeit zum Festmahl. Dieses äußerte sich in zwei voll besetzten langen Tischen, bester Stimmung und einem unglaublichen 3-Gänge Menü. So streckte sich das Abendmahl in die Länge, da sich keiner losreißen konnte. Die Letzten nahmen vor dem ins Bett Gehen noch einen Schlaftrunk (Eau de vie feurigsten Geschmacks) zu sich. Dann war aber nach dem anstrengenden Tag Schluss und mit der Zeit trudelten auch alle an ihrem Schlafplatz ein.

Marios Hof liegt sehr idyllisch in den Vogesen nahe der Ortschaft Orbey. Übrigens eine tolle Urlaubsunterkunft – nicht nur für Reiter und Wanderer!  

Tag 2

Nach einer zwar erholsamen, aber etwas zu kurzen Nacht kletterten wir um 5.30 Uhr aus den Betten, um uns zusammen mit Mario auf den Weg nach Saverne zu machen. Dort angekommen wurde erst mal eine Frühstücksgelegenheit gesucht, wo wir dann, typisch französisch, mit frischem Kaffee und Croissants versorgt wurden und uns anschließend gestärkt auf unser neues Arbeitsterrain begaben. Dies bestand aus einem riesigen Platz, dem Champ de Foire, der rechts und links von je zwei Pappelreihen gesäumt wurde. Danach wurde uns noch unsere Unterkunft gezeigt, die sich als Jugendherberge im Château de Rohan, einem wunderschönen Schloss herausstellte. Nachdem wir in unser 6-Mann-Zimmer, das wir mit Mario teilten eingezogen waren, ging es auch schon wieder zurück zum Arbeitsplatz. Unsere erste – und wie sich herausstellte auch einzige – große Aufgabe war es, zwischen den Bäumen Seile zu spannen, an denen später rund 400 Pferde festgebunden werden sollten. Ist doch ganz einfach?! Von wegen. Diese Aufgabe entpuppte sich nämlich als komplizierter als anfangs gedacht. So waren wir dann auch nicht, wie zuerst angenommen, „Mittags schon damit fertig“, sondern erst zwei volle Tage später. Wir durften nämlich die insgesamt 6000 € teueren Seile nicht zu sehr beschädigen (da diese danach wieder verkauf wurden) und sollten zusätzlich auch noch dafür sorgen, dass die Seile – Zitat von Mario – „gespannt [sind] wie eine Gitarrenseite.“ Bis wir dann überhaupt eine möglichst optimale Lösung für diese Forderungen fanden, benötigten wir viel Zeit und Nerven. Unsere Theorien waren beispielsweise die Mit-Hand-Spannmethode (sofort durchgefallen), die Mit-Schlaufe-Spannmethode oder die Mit-Knoten-Spannmethode. Doch keine dieser bewährte sich als praxistauglich und letztendlich wurde eine vollkommen andere in die Tat umgesetzt: nämlich die, die Seile mit Hilfe eines Spanngurts zu spannen und mit Rundhölzern, die zwischen Seil und Baumstamm eingeklemmt werden sollten festzuzurren. Die Umsetzung dieses Plans war sehr zeitraubend und so wurden wir mit versammelten Kräften an diesem Tag nur mit einer einzigen Baumreihe wirklich fertig. Total geschafft kehrten wir als wahrscheinlich die Letzten – denn die Deutschen schuften ja wie die Blöden – um ca. 19.00 Uhr zu unserer Unterkunft zurück um nur noch zu duschen, etwas zu Abend zu essen und nach einem Kaffee völlig fertig ins Bett zu fallen.

Das Schloss dessen „Hausherren“ oder doch eher Hausdiener wir kurzzeitig waren.  
Unser Arbeitsplatz – der Champ du Foire, oder auch Zone C

Tag 3

An diesem Tag freuten sich alle darauf, bis 7.30 Uhr „ausschlafen“ zu können, doch diese Vision wurde durch die nebenliegende Kirche zerstört, die um 7 Uhr mindestens fünf Minuten lang ihre Glocken in Gang setzte – toller Start in den Tag. Nach einem Frühstück in der Jugendherberge – bestehend aus schlechtem Kaffee – kehrte unser Arbeitstrupp wieder zum Aufgabenbereich zurück, wo dann in zwei Teams – Seilwickler und Seilspanner – weitergeackert wurde. Um bei der anstrengenden Arbeit immer reichlich gekühlte Getränke auf Vorrat zu haben, kamen wir auf die Idee, diese im nebenliegenden Bächlein zu versenken und zu kühlen. Doch das Bächlein zeigte sumpfähnliche Eigenschaften, was die Aktion beträchtlich erschwerte, da Corina, die sich freiwillig geopfert hatte hineinzusteigen, bis zu den Knien im Schlamm versank. Sie konnte zwar gerettet werden, doch ihre Schlappen, die sie nicht ausgezogen hatte, steckten irgendwo im Bachboden fest. Corina schaffte es dann tatsächlich einen davon wiederzufinden, doch als sie erfuhr, dass es hier Ratten gab, war die Schuhsuche beendet. Später kamen jedoch noch tapfere, junge, starke Helfer, die für sie bereitwillig und gerne den ganzen Bach umgruben – mit Erfolg: Am Nachmittag besaß sie wieder beide Schuhe. Während dieser Suchzeit wurde kräftig gewickelt, gezogen und gespannt. Dies wurde mit der Zeit immer anstrengender, was dazu führte, dass aus Unvorsicht auf Seiten Dietmars und Nathalies deren Finger zwischen Seil und Baum eingespannt wurde. Sehr unangenehm und schmerzhaft, aber kein Grund, seine Truppe bei der Arbeit im Stich zu lassen J. Am Abend ging es dem Finger wieder einigermaßen gut und wir beendeten frühzeitig um 17 Uhr unsere Arbeit – ganz im französischen Stil. Danach hatten wir genügend Zeit zum Erholen, da an dem heutigen Tag nur noch das Abendessen auf dem Plan stand. Bei dieser Gelegenheit bekamen wir dann auch unsere Helfer-T-Shirts, drei Stück pro Person, für jeden Tag ein Neues (wurde wohl auch einmal mit gedacht J). Nach dem Essen verschwanden Christine und Dietmar in der Jugendherberge, während sich unser Abendprogramm etwas in die Länge streckte, da wir uns gut auf deutsch – französisch – italienisch mit dem Italienischen bénévole Diego unterhielten und Andreas sich die Zeit mit Bier vertrieb. Er verriet sich später beim Betreten unseres Zimmers auch bei den Anderen, was folgendes Zitat bestätigt: „I hob an Rausch“ … fünf Minuten später hörte man ihn dann auch schon schnarchen. Sein Erholungsnickerchen wurde jedoch zu frühmorgendlicher Stunde unterbrochen, da Chefin Christine ihm den Auftrag gab, Mario, der bis dahin gearbeitet hatte und mit Pfeiflauten unterm Fenster auf sich aufmerksam machen wollte, doch die Tür zur Jugendherberge zu öffnen. Dann war aber auch mal Sense.

Chefin Christine hat wiedermal das Sagen 🙂  
Auch geduscht und umgezogen ist uns die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben  

Tag 4

Für den heutigen Tag hatten wir geplant, unseren Wecker (diverse Handys) durch die Kirchturmglocke zu ersetzen, da diese ja sowieso als unser unmittelbarer Nachbar so penetrant läutet, dass jeder davon wach wird. Das ging natürlich in die Hose, da die Glocke genau an diesem Tag nicht läutete – hätten wir uns ja denken können. Glücklicherweise besitzt der Mensch ja eine biologische Uhr, die dann schließlich auch dafür gesorgt hat, dass jeder von uns so nach und nach wach wurde und wir zeitig beim Frühstück saßen. Heute fiel es besonders schwer, die nötige Motivation zum Arbeiten zu finden, da Abwechslung ein Fremdwort war und somit wieder mal Seilspannen angesagt war. Die zusätzliche Bekanntschaft mit der Gendarmerie von Saverne auf dem Weg zum Champ de Foire brachte dann unsere Stimmung auf Grund des fehlenden „Stressaushaltpuffers“ auf den Nullpunkt: Wir Deutschen hatten nämlich keine Sicherheitsgurte angelegt, was in Frankreich ja Pflicht ist (ganz im Gegensatz zu den Gesetzen in unserem Kontrollstaat! J ). Eine junge, blonde Polizistin sprang à la James Bond aus dem Wagen und fing an ihren Frust oder was auch immer an uns auszulassen, wobei sie auf französisch herumkeifte und – da wir ja nichts verstehen – uns mit Zeichensprache auf unseren Fehler aufmerksam machen wollte. Diese äußerte sich dadurch, dass sie uns mit den Gurten vor der Nase herumfuchtelte. Zum Glück war Dietmar noch etwas erschlagen von den letzten Tagen, denn sonst säßen wir jetzt wahrscheinlich alle zusammen in einem schönen Raum mit Betonboden und vergitterten Türen. Doch die Beschwerde ließ nicht lange auf sich warten, nämlich bis zur Mittagspause, die dann dazu diente, aller Welt (bis zum 2. Bürgermeister!) klar zu machen, wie wir hier behandelt wurden. Dafür ging die Arbeit aber erstaunlich gut voran. Wir entwickelten uns immer mehr zu den Ersatzchefs auf dem Champ de Foire – jeder der sich nicht auskannte, fragte uns um Rat. Dementsprechend erweiterte sich unser Aufgabenfeld: normalerweise war ja Seilspannen auf dem Plan, womit wir am Vormittag tatsächlich mit vereinten Kräften fertig wurden; aber da es anscheinend an kompetenten Arbeitskräften mangelte, übernahmen wir an diesem Tag auch noch die Anordnung der Wasserbehälter und diverser Kabel sowie Schläuchen, das Abladen und die Verteilung von Stroh-Rundballen und mit Hilfe unseres eigenen französischen Personals – zwei nette Mädels und der Rentnerclub – die Befüllung von ca. 80 Boxen mit Stroh. Danach waren wir alle gut gebräunt – vor Dreck – und sehnten uns nach kalten Getränken und einer säubernden Dusche. Da wir ja keine „mechanischen deutschen Arbeitstiere“ sind, beendeten wir unsere Arbeit schon um 16.30 Uhr und schnallten uns auf der Rückfahrt sogar an. In der Jugendherberge angekommen wurde zuerst die Frage in den Raum geworfen, was wir denn nun die ganze Zeit bis zum Abendessen tun sollten. Doch diese beantwortete sich von selbst, da alle, von der Arbeit müde, eine lange Erholungspause brauchten. Nach dem Abendessen wurde beschlossen, eine „Promenade“ durch die Saverner Altstadt zu unternehmen mit dem stichfesten Motiv, sich dort ein Eis zu gönnen. Die Umgebung war zwar wirklich sehr schön, doch von höflichem Umgang mit Touristen hatten die Saverner wohl noch nie gehört. Dies zeigte sich in der Tatsache, dass es für uns in ganz Saverne nicht möglich war, irgendwo ein Eis zu bekommen ohne vorher herablassend behandelt zu werden oder die Restaurantkarte durch zu bestellen. Am Ende unserer Tour waren wir von den heutigen Ereignissen entrüstet und schockiert, da unser gewohntes Bild von Frankreich hier vollkommen durcheinandergebracht wurde. Bevor wir ins Bett gingen war jeder so gefrustet, dass wir uns (vor allem Christine J) als Eisersatz und Betthupferl mit Bier zufrieden stellten.

Die Gendarmerie, deren Bekanntschaft wir an diesem Tag schließen durften
Eine Ausbildung zum Seilspanner ist in Saverne keinem von uns erspart geblieben! 
Die polnischen Hilfskräfte bekamen schweres Gefährt für die Boxen zur Verfügung gestellt, doch wir durften diese dann per Hand befüllen!  
Zeuge unserer harten Arbeit waren wir selbst – ist doch nicht zu übersehen, oder?  

Tag 5

An diesem Morgen stapften wir wie automatisiert die Treppen der Jugendherberge hinunter, da die von Marios Schnarchen erfüllte Nacht trotz hopfenhaltigem Schlafmittel nicht gerade erholsam war und das Frühstück auch nichts mehr retten konnte. Somit verlief unser Arbeitsvormittag sehr unmotiviert und nur eine Zwischenpause in Form von Schokoladeneis und – riegeln, sowie verschiedenen Gebäckstücken konnte uns beim Boxenstreuen und Strohrechen bei Laune halten. Nach dem Mittagessen ging es leider nicht anders weiter, da wir ja mittlerweile die Verantwortlichen für Zone C, dem Champ de Foire waren. Also wurde fleißig weitergerecht und der Schutt mit Schubkarren auf einen Haufen transportiert. Später wurde ein Teil von uns – Corina, Christine und Andreas – in die Zone D abkommandiert während Nathalie und Dietmar den restlichen Platz auf Hochglanz brachten. Dies gestaltete sich als schwierig, da andere französische Arbeiter die aufgeräumten Abschnitte durch den Abtransport von Rundballen wieder mit einem Strohteppich schmückten. Mit der Arbeitsmoral der Polen, die grundsätzlich alles liegen lassen und den funktionslos durch Paletten verkleideten Elektrokästen waren wir dann so weit, dass wir beinahe unsere Sachen gepackt hätten um nach Hause zu fahren. Jedoch dachten wir an Mario, der auch der einzige Ansporn für uns war, heute noch weiter zu arbeiten, was wir dann auch erfolgreich taten. Währenddessen ging es in Zone D nicht viel besser zu, weil dort offensichtlich noch überhaupt nichts gemacht wurde und alles ziemlich provisorisch vor uns lag. Beim Abendessen eröffnete uns Mario anschließend, dass es toll wäre, wenn wir in Zone D auch noch „mithelfen“ – also unseren Verantwortungsbereich dorthin ausweiten könnten. Am nächsten Tag mussten wir Punkt 6 auf der Matte stehen und den ganzen Rest noch erledigen, da ab 12.00 Uhr die Reiter kommen sollten. Uns allen – außer Andreas, da dieser bedauerlicherweise in der Früh abreisen wollte – war schon ganz übel bei dem Gedanken, für diese beiden Sektoren, also insgesamt mindestens 600 Reiter und Pferde zuständig zu sein. Deshalb gingen wir früh ins Bett, um einmal ohne Hitze und hoffentlich auch Geschnarche gut schlafen zu können.

Die Boxen, die zwar von der Stadt aufgebaut, aber von uns per Handarbeit befüllt wurden.

Tag 6

Die Hitze war glücklicherweise durch ein nächtliches Gewitter etwas erträglicher, doch uns war ein erholsamer Schlaf wohl nicht vergönnt. Keiner hatte ein Auge zugetan, da eine Band es anscheinend nicht für nötig gehalten hatte, in der Nacht ihr sogenanntes Künstlertum einzustellen und ihr Gedudel nach der offiziellen Veranstaltung auf den Gang vor unserem Zimmer verlegt hatte. Als wir uns um 5.30 Uhr ohne jegliche Nerven aus den Betten hievten beschlossen sie dann, sich schlafen zu legen. Nun waren wir soweit, die heutige Arbeit als unsere letzte Aufgabe anzusehen, nach deren Erledigung wir keinen Finger mehr krümmen wollten. Der einzige, der sich anscheinend für das Richtige entschieden hatte war Andreas, da dieser gleich nach dem Aufstehen die Flucht Richtung Heimat antrat. Kurz nach sechs standen wir dann zu viert ohne Frühstück in Zone C, um dort alles fertig herzurichten. Stangen wurden zur Abteilung auf den Seilen verteilt und die Felder nummeriert, Boxen mit Stroh und die Plastikbehälter mit Wasser gefüllt. Außerdem war Zone D nicht annähernd bezugsbereit, da hier ja niemand außer uns selbstständig arbeiten konnte. Also organisierten wir dort auch noch schnell Wasser, Stroh und die „Attaches“ (zu deutsch Anbindstellen) für die Pferde. Während der Arbeit hatte jeder seinen persönlichen Tiefpunkt, an dem die Schmerzgrenze ganz klar überschritten wurde. Christine erlebte diesen Zustand bereits nach dem Aufstehen durch mangelnden Schlaf und fehlendes Frühstück. Bei Dietmar traf es dann die Security, die selbst mit den Händen in den Hosentaschen nur herumspazierte und uns, die jetzt schon den 5.Tag hier schuften klar machen wollte, dass wir auf dem Platz nicht parken dürfen. Kurz danach fand Nathalie ihr Opfer im städtischen Abgeordneten für die Wasserversorgung, der immer ganz nach dem hier völlig unpassenden Laisser-faire-Prinzip handelte. Und schließlich war sogar Corina soweit, dass sie ihre Aggressionen an freiwilligen Helfern in Zone D ausließ. Die Pferde trafen natürlich zu früh ein und wir konnten gerade so unsere Arbeit beenden. Danach war aber wirklich Schluss. Nach einer Dusche stand der Plan fest, die nächsten Tage keinen Strich zu arbeiten und wie die meisten anderen hier einfach nur zu schmarotzen. Am Nachmittag betrachteten wir unser Werk, das uns durch den Anblick der einwandfrei angebundenen Pferde mit Stolz erfüllte, da alles so aussah, wie wir es uns vorgestellt hatten. Nach diesem Kontrollgang durch unser Revier versuchten wir in der Jugendherberge den fehlenden Schlaf nachzuholen, was uns auch ohne Probleme gelang, da alle Störfaktoren außer Haus waren. Danach gab es Abendessen und zur Nachspeise, die wir ja eigentlich bei unserer Mahlzeit schon dazubekommen hatten, gönnten wir uns noch zusätzlich einen leckeren Crêpes. Dann zog es uns wieder in Zone C, um nach dem Rechten zu sehen. Immerhin war diese Zone das Resultat unserer harten Arbeit, die sich nun auch auszahlte: Es gab zwar einige Falschparker an den Anbindstellen, doch diese hielten bombenfest. Ganz im Gegensatz zu denen aus der Zone D, die ein Seilziehen mit Kaltblütern nicht überlebt hatten – war ja eigentlich vorauszusehen. Die Schlaftabletten Christine und Dietmar blieben nach dem Spaziergang im Zimmer der Jugendherberge, während Nathalie und Corina mit Mario ins Festzelt gingen um dort trotz allumfassender Gelenk- und Muskelschmerzen bis um 1.30 Uhr das Tanzbein zu schwingen.

Die ersten Reiter stellten ihre Lager auf
Einwandfrei angebundene Pferde, zufriedene Reiter und keinerlei auftretende Problelme

Tag 7

Heute wäre eigentlich ausschlafen angesagt gewesen, wenn Christine nicht ab 7.30 Uhr ständig herumgemosert und genervt hätte, um uns aus dem Bett und zu bringen, so dass Madame nicht allein zum frühstücken gehen muss. Schließlich hat sie es durch ihre erstaunliche Hartnäckigkeit in der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse geschafft, uns eine Stunde später zum Aufbruch zu „überreden“. Das Frühstück wurde diesmal ins große Zelt verlegt, wo sich auch die gesamte Reiterschaft, sowie der Frühaufsteher Mario zusammenfanden. Von diesem ließen wir uns auch gleich seinen Autoschlüssel geben, damit wir nach unserem Morgenkaffee die Seile in Zone D mit unserem mittlerweile heißgeliebten Spanngurt ein zweites Mal festzurren konnten – was mehr oder weniger erfolgreich durchgezogen wurde. Nach erledigter Arbeit (die wir ja eigentlich nicht mehr erledigen wollten) wurde unser Interesse auf Prüfungen rund ums Reiten gelenkt, bei denen wir dann vor dem Schloss zuschauten und nebenbei über alles rund ums Reiten diskutierten. Danach gab es auch schon Mittagessen, was dringend nötig war, da ansonsten Christines dreistündiger Nahrungsaufnahmerhythmus aus dem Lot gekommen wäre. Mit vollem Magen beschloss sie dann noch eine Stunde Mittagsschlaf zu halten, was ihr zum Höchststand ihres Glücks auf Erden verhalf. Der Rest von uns driftete wieder mal in Zone C ab, die wir zum x-ten mal überprüften. Auf dem Rückweg beobachteten wir einen Vierspänner, dessen Frontpferd streikte und die Kutsche schließlich zum Zweispänner reduzierte. Durch dieses Erlebnis versetzten wir Christine jedoch um eine halbe Stunde, worauf ihre bockige Seite zum Vorschein kam. – Anmerkung der Redaktion: aus Rache hat uns Christine, die uns am Eingang der Jugendherberge eigentlich schon längst gesehen hatte, die ganzen Treppen bis zum Zimmer hinaufgehen lassen. Also nicht zu viel Mitleid J – Jedenfalls war dann alles mit einem Versöhnungseis wieder gut und wir konnten uns in „gewohnter Harmonie“ J den anstehenden Umzug anschauen. An diesem nahmen verschiedenste Reiter, Reitgruppen oder Gespanne aus unterschiedlichen Ländern und Regionen teil. Die Parade bot eine erstaunliche Anzahl diverser Eindrücke und dauerte gute 2 ½ Stunden. Darauf gönnten wir unseren Fußsohlen erst mal eine Erholungspause im Zimmer. Diese zog sich bis zum Abendessen und wurde bei unseren beiden Holzenbecher Faultieren sofort danach fortgesetzt. Das war natürlich kein Programm für das junge Gemüse und so vertrieben sich Nathalie und Corina den Abend mit Crêpesessen, Zonenbesichtigung und Feiern mit dem restlichen Reitervolk.

Tag 8

Heute war der letzte offizielle Tag des Equirando. Dementsprechend wurden nochmals Reitparcours zur Verfügung gestellt und am Nachmittag verschiedene Vorführungen geboten. Das Spektakel zeigte Western- sowie Dressurreiter, Isländer mit ihrem berühmten „Kopf in die Höhe“ – Tölt, Voltigieren, Longieren und Join – up. Während der Show legten wir eine Pause ein, da unser mageres J Sitzfleisch schon vor deren Beginn völlig durchgesessen war. Der Grund dafür war eine Extraeinlage zur Vorbereitung in der ein Möchtegern – Komiker eine geschlagene Stunde lang den großen Sandplatz goss. Letztendlich war die Vorführung dann um 18 Uhr beendet. Der Größtteil der Wanderreiter trat dann auch schon nach und nach die Heimreise an. Das Abendessen fand am heutigen Tag als eine Art Abschlussessen im großen Zelt statt. Der Restbestand der Reiter, Helfer und Organisatoren trafen dort zusammen und verfielen durch gute musikalische Unterhaltung sofort in gute Stimmung. Während das lebenslustige Franzosenvolk gemeinsam das Tanzbein schwang – wobei sich später auch Nathalie und Corina wieder darunter mischten – trieb es unsere beiden Oldies Dietmar und Christine nach zwei Flaschen Rotwein wieder mal ins Bett. Nathalies Tanzkräfte versagten diesmal durch die Strapazen der letzten Woche früher als sonst und so folgte sie den anderen kurz nach Mitternacht nach, während Corina sich noch nicht losreißen konnte. Doch das kam wenig später dann auch, als sie zuerst auf der Tanzfläche von zwei andersgepolten Frauen belästigt und anschließend von einem französischen Jüngling bis ins Zimmer verfolgt wurde.

Tag 9

Nach erneutem Frühstück im großen Zelt zu humaner Zeit (denn stressen lassen wir uns hier nicht mehr) begaben wir uns zu unserer Zweitheimat Zone C. Dort begannen nämlich nun die Aufräumarbeiten. Die meisten Reiter waren jetzt zwar weg, doch der Dreck und der Größtteil der Seile (ein Abschnitt wurde unerlaubterweise entwendet) blieben. Also sahen wir es als unsere Aufgabe die perfekt haltenden Seile, die von unseren Händen angebracht wurden mit ebendiesen wieder zu entfernen. Während nun also unsere polnischen Arbeitskollegen klapperten, schepperten und Gegenstände mit dem LKW umfuhren waren wir den ganzen Tag damit beschäftigt die Knoten zu lösen, die Seile sauber aufzuwickeln und abzuschnüren und diese sowie die Rundhölzer und –Balken auf dem städtischen Bauhof abzuladen. Dabei wurde in unserer Corina anscheinend eine Fehlfunktion aktiv, die einen unabwendbaren Selbstzerstörungstrieb in Gang setzte, der ihre Person durch verschiedenste „bedrohliche“ Situationen in Gefahr brachte. Beispielsweise verletzte sie ihr Schienbein schon vorher an einer herunterfallenden Palette, so dass sie sogar vom Roten Kreuz versorgt werden musste und fügte sich am heutigen Tag mehrere Kratzer, Schnittwunden und blaue Flecken am ganzen Körper durch Rundhölzer, Drähte und Seile zu. Natürlich bekamen wir jede Verletzung durch Corinas typische iiih – Laute mit, auch wenn diese gar nicht in Sichtweite war. Wir wagten uns irgendwann nicht mehr unser Corinchen mit Aufgaben zu belasten, da sie ja durch diese in Lebensgefahr gebracht werden könnte. Jedenfalls waren wir gegen Nachmittag mit der Arbeit so gut wie fertig, wenn nicht eine Reitgruppe mit 26 Rössern noch an einem Seil hängen würde. Diese hatten ein Problem mit dem bestellten Viehtransporter, der nicht gekommen war und wir beschlossen, das Seil bis morgen hängen zu lassen. Am Abend nach Dusche und Abendessen genehmigten wir uns zusammen mit Mario noch einen leckeren französischen Kaffee bei netter Bedienung.

Die letzten Pferde, deren Reiter den Heimweg noch nicht angebrochen haben.

Tag 10

An unserem letzten Tag räumten wir nur noch das letzte Seil auf, da der Lkw für die Reitgruppe schon angekommen war, wobei wir uns das Verladen der Pferde, die dort hineingepfercht werden sollten nicht mehr mit ansehen konnten oder wollten. Also fuhren wir los um noch Holz und Seile abzuliefern und anschließend zur Verabschiedung an den Helferparkplatz zurückzukehren. Diese fiel natürlich jedem sehr schwer und es war nicht leicht, uns von denen, die wir hier lieb gewonnen haben loszureißen. Mario hätte uns sogar noch ein paar Tage auf seinen Hof eingeladen, doch das war nicht möglich, da zu Hause schon der nächste Wanderritt wartete und deshalb traten wir mit wehmütiger Stimmung die Heimreise an. So ging also ein Abenteuer zu Ende, das uns noch stärker zusammengeschweißt hat – ein „Urlaub“ der ganz besonderen Art.

Anhang, ein kleines Lexikon:

(keine korrekte Rechtschreibung)

Bottisch – Bayerisch

  • Bossl – Hanswurst
  • Gott verdamm mi! – Kreiz-Kruzi-Fix!
  • Muzele – Küsschen
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Vom Reiten am anderen Ende der Welt

In meiner 14-wöchigen Zeit am anderen Ende der Welt, in Australien, bot sich für mich ein paar Mal die Gelegenheit zu reiten, und welcher Reiter würde da „Nein“ sagen? Ich nicht, also befand ich mich bald schon auf „Blueys Horseshoe Ranch“, in der Horseshoebay, auf Magnetic Island (Anmk.: Die Insel heißt so, weil wohl der Entdecker James Cook, mit seinem Kompass Probleme hatte und daraus schloss: diese Insel muss magnetisch sein. Der Name der Bucht spricht eigentlich für sich, es sind halt lauter „Pferdeschuhabdrücke“ dort im Sand…) 
Dort standen auf einer großen Weide ca. 20 Pferde für die Touris bereit.
Nachdem der Papierkram, von wegen ich bin selber schuld, wenn ich runterfalle, ich reite so und so lange etc. erledigt war, musste sich jeder einen passenden Helm suchen. Danach gings auch schon ans Pferdeverteilen. Anhand der ausgefüllten Zettel, wurden die Pferde je nach Können zugeteilt. Wir waren eine ziemlich gemischte Gruppe, sprich von noch nie auf einem Pferd gesessen, über früher Mal geritten, bis hin zu einer Reiterin mit Rötelbergrancherfahrung… Ich wurde also mit „Mischief“ einem braunen Wallach bekannt gemacht. Was meine Englischkenntnisse mir damals noch vorenthielten, war die deutsche Übersetzung dazu. (Langenscheidtstaschenwörtebuch: mischief: 1. Unheil, Schaden 2. Unfug, Dummheiten 3. Übermut, Ausgelassenheit) So nebenbei hat man mir dann auch noch anvertraut, dass „er“ ja jetzt ein paar Wochen nicht geritten worden sei, wegen einer Fußverletzung, „könnte daher sein, dass er ein bisschen bockig ist…“ Als es dann los ging gabs keinerlei Probleme, mit Mischief. Ziemlich schnell musste ich feststellen, wie sehr der australische dem rötelbergischen Reitstiel ähnelt. Eigentlich kein Unterschied. Das einzig Komische für mich war die Tatsache, dass nicht Hasen und Rehe vor den Pferden davon sprangen und hüpften, sondern Kängurus. 
Wir ritten als so ca. eine Stunde durch den australischen Bush. Das einzige wo man den Übermut spürte, war beim angaloppieren, da gings erstmal so richtig ans buckeln, machte aber gar nichts, bin ja Savanna erfahren…
Irgendwann erreichten wir dann den Strand, wo es dann ans Absatteln und Ausziehen ging. Dann in Badeklamotten wieder rauf aufs ungesattelte Pferd und ab Richtung Meer. Bis zum (Pferde-)Bauch waren wir schon drinnen, als mein Pferdchen beschloss liegen ist schöner. Eigentlich stimme ich ja dieser Tatsache zu, aber nicht im Meer, weil ich ja dann plötzlich ziemlich weit unten war wurde ich sogleich von einer Welle „überrollt“ und schluckte erstmal Salzwasser. Auch Mischief merkte dann, dass das wohl doch keine gute Idee ist im Meer zu liegen, denn auch er war kurze Zeit komplett unter Wasser. Also sind wir erstmal wieder raus. Leider hatte ich nicht mehr die Gelegenheit noch mal rein zu gehen, weil wir dann schon weiter mussten. Also Pferde wieder aufsatteln, und rein in die Hosen. Kein schönes Gefühl mit Sand in der Hose zu reiten! Trotz allem habe ich meinen „Bush&Beach Ride“ gut überstanden.
Das zweite und dritte Mal hatte ich auf „Stoney Creek“, einer Trailridingfarm, auf der ich zum Wwoofen (Wwoof= willing workers on organic farms, also freiwillige Arbeiter auf organischen Farmen)war. Ich musste dort für Unterkunft und Essen ungefähr 5 Stunden am Tag arbeiten. An alle die jetzt denken „uih auf einer Pferdefarm“, ihr denkt falsch, Pferdearbeit gabs da nämlich nicht wirklich. Das Farmgelände ist einfach riesig(vom Hoftor bis zum Haus noch mal 4 km…), und die Pferde laufen frei rum, sie füttern und tränken sich selbst. Meine Arbeit bestand darin, die Felder, von den Kopfgroßen Steinen, die da überall lagen zu befreien(Richtig, das ganze heißt ja auch Stoney Creek…).
Also zur Belohnung durften dann meine Reisegefährtin und ich dann doch mal reiten. Zum Reiten werden mit dem Auto die Pferde gesucht und dann durch die lärmenden Backpacker (sprich wir) auf der Ladefläche aufgescheucht. Die laufen dann automatisch zum Haupthaus, wo auch ein Paddock dabei ist. Die Farmerin meinte, sie weiß schon genau wer zu uns passen könnte. Zu mir Spency, ihre Mutter ist ein Brumbi, ein australisches Wildpferd, allerdings bei Menschen aufgewachsen. Und Spencys Papa ist ein Araber. Also stellt euch vor, ein Pferdchen, das in etwa aussieht wie Savanna, aber kaum zu stoppen ist. Beim zweiten Mal ist dann Spency nicht mit zum Paddock gekommen, und ich sollte Montana reiten, „aber er hat vor allem Angst!“. Stimmt gar nicht, sag ich! Es war einfach nur toll durch das Farmgelände zu reiten, links und rechts neben den Wegen unberührte Natur, soweit das Auge reicht. Und alles so groß, ich glaube man kann da tagelang reiten ohne auch nur an eine Stelle zweimal zu kommen…
Als ich im Rahmen einer Bustour auf Kroombit, einer Cattle Station halt machte, bot sich für mich die Gelegenheit am Cattle Mustering teilzunehmen. Auch das ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Also hieß es am nächsten Morgen um 5 Uhr aufstehen und raus zu den Pferden. Auch hier musste zuerst der Papierkram erledigt und ein passender Helm gefunden werden. Schließlich war ich die erste von ca. 15 Leuten, die ihr Pferd zugeteilt bekam. „Midnight“, ein kleiner, unscheinbarer Schwarzer, wurde mir mit den Worten „sometimes he’s a little bit crazy“ überreicht. Nachdem wir dann über Feldwege zur Weide von den Übungsobjekten, einer Herde Kälbern, kamen und erstmal die einzelnen Tiere gruppiert hatten, stellte sich bald heraus, was damit gemeint war: Midnight mag anscheinend keine anderen Pferde, was heißt kommt einer seiner Artgenossen, welche im übrigen in ihrer Freizeit alle auf einer Weide stehen, zu nahe, legt er nur noch die Ohren an. Weil wir eine ziemlich große Gruppe waren, wurde das bald zum Problem: Denn wenn man mit einer großen Gruppe Pferde, eine kleine Gruppe Kälber umkreist, lässt es sich nicht vermeiden, dass sich alle ein bisschen näher kommen. War halt dann zum Schluss, als sich auch die unerfahrenen Reiter dann rantrauten nicht mehr ganz an der Gruppe dran, sondern hab ein paar Fotos gemacht. Viel Spaß beim Anschauen!

Blueys Horseshoe Ranch 
Am Strand, kurz vorm Absatteln
Kroombit, beim Pferdeverteilen
Kroombit, Kälber zusammen treiben
Kroombit, ein paar Mitreiter 
Kroombit, die Kälber

Stadtfest Kelheim 2003

Beteiligte Zweibeiner:

Andrea, Christine, Claus, Dietmar, Heidi, Julia, Karin, Lisa, Margit, Micha, Steffi, Susanne und Yvonne

Einsatzzeit:
14.00 – 18.00 Uhr (offizielles Ende, eigentlich war es so ca. 1.00 Uhr nachts)

Einsatzort:
vor der Eisdiele in der Innenstadt

Um eines gleich vorwegzunehmen: Keiner der Beteiligten konnte auch nur auch nur ahnen, dass es für manche ein sehr langer Tag bzw. Abend werden würde…

Doch beginnen wir von vorne: 
Ab ca. 10.00 Uhr begannen wir uns für das anstehende Pferde- und Ponyreiten in der Kommandozentrale Rötelbergranch einzufinden, um dort mit einem Überfluss an Frühstücksköstlichkeiten, wie z. B. gefrorener Butter, gestärkt zu werden.
Nachdem wir das erfolgreich ‚hinter uns‘ gebracht hatten (das Holzenbecher’sche Frühstück ist wärmstens zu empfehlen), gingen wir daran, die Pferdeauswahl zu treffen. Wir stellten dabei fest, dass es sich an diesem Tag um ein fast ausschließliches Ponyreiten handeln würde. 

Folgende Rösser kamen daher zum Einsatz: 
Leika, Nora, Nikolas, Savanna, Falko und Naddel (die beiden Letzteren feierten an diesem Tag eine glänzende Premiere!)

Die erste und auch folgenden Fuhre(n) wurde von dem, uns allseits bekannten Dietmar H. durchgeführt. Der beschloss auch gleich,den fachgerechten Aufbau des Pavillon in Rekordzeit zu erledigen, um den Anspielungen eventueller Kritiker, sowie dem bereits auf ein Zusammenkrachen des Pavillons wartenden Eisdielen-Italiener zuvorzukommen… 
…und siehe da – es klappte: So schnell, gekonnt und standfest war in der Geschichte des Zeltaufbauens wohl noch nie ein Pavillon errichtet worden.

Als wir dann alle unseren ‚dreckigen und struppigen Ponys‘ (Zitat einer ehemaligen Besucherin; Anm. der Autorin: Wir können unsere Ponys und Pferde, nur mit Halfter ausgestattet, durch eine stark überfüllte Stadt führen und auch reiten!!! Das soll uns erst einmal einer nachmachen!) beisammen hatten, gingen wir daran, sie zu putzen und satteln, damit wir um 14.00 Uhr mit unserem Pferde- und Ponyreiten beginnen konnten. 
Auch die Reitbahn, die dank der Stadt Kelheim diesmal sehr großzügig bemessen war, bauten wir mit Absperrelementen und ausreichend Strohunterlage als ‚Hufschlag‘ fachgerecht auf.

Für alle, die noch nicht die Ehre hatten, bei diesem Erlebnis dabei zu sein, sei der Ablauf einer derartigen Veranstaltung kurz zusammengefasst: 
Von gewissen Stoßzeiten abgesehen, in denen eine ganze Schlange von ‚Kunden‘ vor der Reitbahn wartet, treffen immer wieder Jungen und Mädchen ein, suchen sich ein Pferd aus, werden von uns hingeführt, raufgehoben, 3 Runden um die Bahn, bzw. ca. 20 Minuten durch die Kelheimer Innenstadt geführt und anschließend wieder runtergehoben und hinausgeleitet. Hierzu sei anzumerken, dass es bei uns nicht so unpersönlich wie bei manchem Volksfest-Reiten zugeht. 
Wir bemühen uns um Kontakt zu den Kindern, reden mit ihnen und versuchen, eventuelle Unsicherheiten seitens der Kinder oder Eltern aufzufangen und auszugleichen. Dass das nicht komplett falsch sein kann, beweist eine stetig wachsende Anzahl an Stammkunden.

Alles in allem war dieser Einsatz zwar anstrengend, doch wird schon das nächste Pferde- und Ponyreiten in Kelheim zeigen, dass die ‚Rötelberger‘ Spaß daran haben und immer wieder gerne mitmachen.

Traumzeit!?

Vorwort

Was ist die ‚Traumzeit‘? In der Mythologie der Ureinwohner Australiens, den Abourigines, gibt es eine Traumzeit. Jeder Mensch macht seine Traumzeit durch. Er wandelt auf ’seinem‘ Pfad, den nur er sehen kann und begegnet dabei seiner eigenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Dies ist einer Schilderung meiner „Traumzeit“

(der ‚Traumpfad‘ wurde begangen, erlebt und aufgeschrieben von Wicky)

Irgendwann Samstag Nachmittags komme ich auf die Rötelbergranch…
…will mal ein bischen mit Dietmar reden… einfach so, ohne Anlass.
Nun ja, Mädchen trudeln ein, teils gebracht von ihren Eltern, teils selbst mit dem Fahrrad oder Auto gekommen. Ich gehe in die Küche… „Servus, bei’nand“ – „‚Servus Wicky, mogst an Kaffääh…“, nehme Platz an dem großen ovalen Tisch, an dem schon Dietmar mit einem mir unbekannten Pärchen sitzt. Dietmar stellt uns kurz vor und sofort geht es weiter in der Unterhaltung. Keine Berührungsangste, einfach reden… ein Mädchen kommt rein, „Hallo Dietmar!“… „…du, d’Christine is schon drausdn und hiod de Pferd von da Koppel“ antwortet Dietmar… „…guat, Pfia eich!“ sagt das Mädchen und geht wieder raus. Ein Katze läuft durch die Küche und bestaunt meinen Hund Laika, der das irgendwie als unangenehm empfindet, aber nicht auf die Katze losgeht, nein, der vergreift sich sodann an dem, am halbfertig gemauertem Kachelofen liegendem, getrocknetem Brot und schleppt es durch die Küche, um alles vollzubröseln…
Das Gespräch wird fortgesetzt, es wird im allgemeinen und überhaupt und wenn dann doch nicht, dann zumindest über… kurz, über alles was die Welt bewegt…

Nach einer Weile stehe ich auf, gehe hinaus… ich will eine Zigarette rauchen… die letzte Zigarette in dieser Küche habe ich vor 14 Jahren geraucht, als Dietmar dort eingezogen ist…
…draußen kommen mehrere Mädchen, ein Junge und Christine mit dem Pferden von der Koppel, binden sie an und bereiten sie für den Ritt vor. Sie holen die Sättel, prüfen die Hufe, kontrollieren, ob alles in Ordnung ist… ich gehe zur Laika (Anm: dem Pferd Laika, weil mein Hund auch Laika heißt), lasse sie erst an meiner Hand riechen, streichle ihre Nase, dann gehe ich in den Stall, hole ein paar Äpfel, halbiere sie und gebe jedem Pferd einen davon. Nebenbei rauche ich meine Zigarette, was die Pferde aber nicht sonderlich mögen…
Es wird natürlich auch mein obligatorischer Kontrollgang durchgeführt, ich schaue, was sich vielleicht geändert hat, und komme ins grübeln…
Früher standen hier Autos und Motorräder rum, es brummte und knatterte… Teile der Stallungen waren kurz vor dem Zusammenbruch…
Und heute? Heute ist das Mittelteil komplett neu aufgebaut, noch nicht fertig, aber der Rohbau steht, das Dach ist fertig eingedeckt, der Heuboden lässt sich schon voll nutzen! In dem besseren Teil der alten Stallungen ist die Möglichkeit, die Pferde unterzubringen, sofern sie nicht auf der Weide sind, wie meist im Sommer. Das wurde schon großzügig gestaltet… Irgendwann wird auch der Mittelteil fertig sein, mit seinen neuen Stallungen… was heißt Stallungen, jedes Pferd wird die Möglichkeit haben, rein und raus zu gehen sooft und wann es will. Soll ja kein Gefängnis werden, wo morgens einer die obere Klappe der Tür aufmacht, damit das Pferd Tageslicht sieht und sich ansonsten kaum umdrehen kann…

…ein Schnauben schreckt mich aus meinen Gedanken auf, die Reiter(innen) haben ihre Pferde fertig, sitzen auf und reiten los… das Wetter ist kühl, aber trocken, eigentlich ideal, weil die Wege der Umgebung trittfest sind. Manchmal denke ich, ob ich nicht doch anfangen sollte, zu reiten… die Vorstellung, vom ersten Tag an durch die Landschaft zu reiten, Wälder aus der Hochsitzperspektive zu sehen, den Kopf einzuziehen, wenn die Äste tief hängen, dann wieder raus, Wiesen, ‚La Montanara‘ für’s Auge… ach irgendwie… ich denke zurück, Jahre her, vor dem Balkankrieg, da bin ich mit einem Zigeuner von Ulcinji bis zur albanischen Grenze geritten… barfuß, durch Disteln, öde, aber schöne Landschaft, rechts das Meer, links kein Haus, kein Mensch, kein Auto… bis zum Grenzfluß… auf dem Rückweg noch ein Stückchen am Strand entlang, mit den Pferden ins Wasser… 

Oh, mein Hund ist weg… „Laika, Laika, komm her!“ … ich höre sie irgendwo schnauben, bestimmt durchstöbert sie die Stallungen… schon kommt sie geflitzt… „Guter Hund, brav!“
Ich sehe die alte Bank… die stand immer vor dem Haus… soweit ich weiß, war ich der letzte, der drauf gesessen hat, besser gesagt, nach mir war sie nicht mehr benutzbar! Auf der Bank haben schon viele gesessen, fast alle, die zum Reiten kommen, haben dort schon gesessen…

…wen die Bank reden könnte…
Jetzt steht an ursprünglicher Stelle eine neue Bank… die wird genauso benutzt, wie die alte… auch deren Geschichte wird immer umfangreicher… ich setze mich drauf… lehne mich zurück, wie ich es in den letzten 14 Jahren immer wieder gemacht habe… gute Bank! Mit meinem vorherigen Hund, Sina, habe ich immer zu zweit draufgesessen, ich auf der Bank und Sina auf meinem Schoß… kein Problem? Doch, Sina war eine Boxerhündin, wie auch meine jetzige Hündin Laika, die sich allerdings nur selten überreden lässt, auf meinem Schoß Platz zu nehmen. Nur wenn sie der Meinung ist, der Boden sei zu nass oder zu dreckig, dann soll sich der Alte erstmal hinsetzen… dann kommt, wenn ich schon im Dreck sitze, sie daher!
Das Telefon klingelt, es holt mich aus meinen Gedanken… ich gehe, an Dietmar vorbei, wieder in die Küche, setze mich wieder hin, das Pärchen macht sich langsam auf den Heimweg, steht auf…

Dietmar kommt wieder rein… Abschied nehmen in Roeteltown… heißt gleichzeitig freuen auf das nächste Mal. Die Zwei gehen, Dietmar setzt sich wieder, wir diskutieren über Dinge, die wir gemacht haben, Dinge, die wir gerade machen und Dinge, die wir noch machen wollen…

Jaja, wir zwei sind älter geworden… ein Kadett fährt in den Hof, wir sehen kurz aus dem Fenster, es ist Dietmar’s Mutter… ich kenne sie schon seit fast 25 Jahren… sie war eine streitbare Frau (im positiven Sinne) mittleren Alters, jetzt ist sie eine alte Dame, aber streitbar kann sie immer noch sein und diskutieren kann sie wie der Teufel, wenn man sie auf der Zwölf erwischt! Ach, hat das immer Spaß gemacht, vor allem, wie ich einmal in ihrem Wohnzimmer mit ihrem Lieblinghocker zusammengebrochen bin. Der Hocker war danach reif, aber sie hat es mir nie übel genommen…

Die Küchentür geht auf und sie steckt nur den Kopf rein. „I hob dir a poa Äpfee vorbei’bracht…!“… „Is guat, dank’schön Mam!“ erwidert Dietmar…
Unser Gespräch geht weiter, da klingelt wieder das Telefon… während mein Telefon Samstags eigentlich recht ruhig ist, musste sein Telefon Samstags eigentlich Akkordlohn bekommen. Ist ja klar, die Rötelbergranch (er)lebt ja mit den Reitern die Freizeit. Die meisten haben nunmal am Wochenende Zeit, so daß eben auch Samstags der meiste Betrieb ist…

Ich gehe unterdessen wieder raus. Christine kommt gerade wieder mit der Gruppe zurück, ich sehe auf die Uhr, einundhalb Stunden waren sie draußen…
„Es war einfach so schön da draußen, da sind wir etwas weiter geritten…“ sagt Christine zu mir… Alle gemeinsam machen sich daran, die Pferde abzusatteln, Hufe zu kontrollieren, kurz, sie zu versorgen! 

Früher, auf anderen Reithöfen hab ich das immer anders gesehen:
Die Reiter kommen, die Pferde stehen fertig gesattelt da, dann wird exakt eine Stunde geritten und danach werden die Pferde im Istzustand abgegeben…
Kein Wunder, daß sich so ausgebildete Menschen mitunter eine falsche Vorstellung davon machen, wieviel Zeit ein eigenes Pferd tatsächlich benötigt… Naja, nicht mein Problem… ich sehe den Pferden zu, wie sie das genießen, schmusen wollen…

Michaela kommt vorbei. Sie will sicherlich mit ihrem Pferd Naddel raus… Michaela habe ich irgendwann vor Jahren auf einem Stadtfest in Kelheim kennengelernt. Sie war ein reitbegeistertes Mädchen, daß schon damals verantwortungsvolle Aufgaben übernahm… heute ist sie ein junge Frau, die genau weiß, was sei will…HALT, vielleicht doch nicht, aber auf jeden Fall weiß sie, WAS SIE NICHT WILL! Ich finde das ist fast wichtiger, sich rechtzeitig bewußt zu werden, was man nicht will…

Meine Hündin Laika springt mich an, will spielen, beschäftigt werden… Ihr Schwanz wedelt… meine vorherige Hündin hatte noch einen kupierten Schwanz, Laika nicht. Mir haben schon soviele Leute gute Ratschläge gegeben, wo ich trotz gesetzlichem Verbot den Schwanz von Laika kupieren lassen kann… WIESO EIGENTLICH??? Sehe ich so aus, als wenn meine Hunde misshandelt werden müssten? Die Natur hat meinen Hund so geschaffen, wie er ist und genau so will ich ihn haben und so finde ich es gut! Ich hab lange gebraucht, um so zu denken, aber….

Christine spricht mich an… “ – “ ……….
„Ääh, Christine, pardon, bitte nochmal, ich habe dich jetzt nicht verstanden“… nicht weil ich taub bin, sondern sie hat mich wohl irgendwie aus meinen Gedanken gerissen… deswegen konnte ich ihr nicht folgen…
Der Tag verging. Ich sehe auf die Uhr… schon so spät? Ich bekomme ein schlechtes Gewissen und mache mich auf den Heimweg…

Plötzlich, als ich mit dem Auto vom Hof fuhr, meinte ich, genau an Einfahrt kurz einen fast durchsichtigen weißen Schleiher zu sehen! Ist das die Wand, die alle meine Sorgen, Nöte und alltäglichen, ach so wichtigen Gedanken draußen hält? Oder hält sie meine ‚Traumzeit‘ hier bereit für’s nächste Mal, so daß sie nie ganz endet?

hdx